Viel mehr Cyberattacken Russland weitet hybriden Krieg gegen die EU deutlich aus
29.05.2024, 15:00 Uhr Artikel anhören
Akteure aus Russland und anderen Staaten versuchen immer wieder, Cyberinfrastruktur in der EU zu stören.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Cyberattacken sind ein Mittel der hybriden Kriegsführung. Die Angriffe durch Russland sollen in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen haben - glücklicherweise oft ohne Erfolg. Eine weitere Gefahr sind gut gemachte Fakes in sozialen Netzwerken, die sich vor der Europawahl häufen.
In der EU haben Cyberattacken oft von Russland unterstützter Gruppen in den vergangenen Monaten deutlich zugenommen. Die Zahl der Angriffe politisch motivierter Hacker gegen europäische Infrastrukturen habe sich vom vierten Quartal 2023 bis zum ersten Quartal 2024 verdoppelt, sagte der Leiter der Europäischen Behörde für Cybersicherheit (Enisa), Juhan Lepassaar, in Athen. Es handle sich um Bedrohungsakteure, deren Hauptziel darin bestehe, Störungen zu verursachen.
Lepassaar sagte, Angriffe mit geopolitischen Motiven hätten seit Beginn des russischen Großangriffs auf die Ukraine am 24. Februar 2022 stetig zugenommen. Im Jahresbericht für 2023 verzeichnete die Enisa einen Anstieg von Ransomware-Angriffen und Vorfällen, die auf öffentliche Institutionen abzielen.
Lepassaar sagte, die Angriffsmethoden seien oft in der Ukraine ausprobiert worden, bevor sie auf EU-Länder ausgeweitet wurden. "Dies ist Teil des russischen Angriffskriegs, den sie physisch in der Ukraine, aber auch digital in ganz Europa führen", sagte er. Sie hätten in den meisten Fällen keinen Erfolg.
Gefährliche Deepfakes
Bürger der 27 EU-Mitgliedstaaten wählen vom 6. bis 9. Juni die Abgeordneten des Europäischen Parlaments. Gewählt wird in diesem Jahr zudem noch in den USA, Großbritannien und anderen Staaten. Sicherheitsbehörden warnen, es bestehe die Gefahr von Störkampagnen.
Experten sagen, es werde auch künstliche Intelligenz eingesetzt, um westliche Wähler mit irreführenden oder falschen Informationen zu beeinflussen. Dazu gehören hyperrealistische Video- und Audioclips, die als Deepfakes bekannt sind. "Es wurde betont - auch von den Cybersicherheitsbehörden der Mitgliedstaaten - dass durch KI ermöglichte Desinformation und Informationsmanipulation eine große Bedrohung darstellen", sagte Lepassaar.
Er forderte, Cybersicherheit müsse zur zweiten Natur für Designer und Verbraucher werden. "Ich glaube, dass wir vor der gesellschaftlichen Herausforderung stehen, die digitale Sicherheit auf die gleiche Weise zu verstehen wie die Sicherheit im alltäglichen Verkehrsumfeld", sagte Lepassaar. "Wenn wir Auto fahren, sind wir uns bewusst, was um uns herum passiert. Wir sind wachsam. Die gleichen Verhaltensweisen und Gewohnheiten müssen wir auch instinktiv anwenden, wenn wir uns in einer digitalen Umgebung bewegen."
Quelle: ntv.de, rog/AP