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Offener Brief in Sachsen CDU-Rebell will mit AfD reden - "kann nach einer Stunde zu Ende sein"

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CDU-Politiker Kupfer findet das Vorgehen seiner Parteispitze fragwürdig.

CDU-Politiker Kupfer findet das Vorgehen seiner Parteispitze fragwürdig.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Sechs CDU-Politiker proben in Sachsen den Aufstand und fordern mit einem offenen Brief ihre Parteispitze zu Gesprächen mit der AfD auf. Als Ministerpräsident Kretschmer darauf nicht eingeht, spricht ein Verfasser mit der Presse. Doch das Ergebnis dürfte ihm nicht gefallen.

Mit einem offenen Brief haben sechs CDU-Mitglieder aus Sachsen in der vergangenen Woche für große Aufregung gesorgt - und das nicht nur innerhalb der Partei. Sie forderten ihre Spitze um Ministerpräsident Michael Kretschmer darin auf, nach den Landtagswahlen im September das Gespräch mit der AfD zu suchen. In einem Interview bekräftigte der ehemalige CDU-Generalsekretär und Landwirtschaftsminister Frank Kupfer seine Forderung nun.

"30 Prozent der Wähler haben AfD gewählt. Und diese Menschen kann man nicht einfach in eine Ecke stellen, mit ihnen muss man reden. Das ist meine feste Überzeugung", sagte der Unterzeichner im Gespräch mit der "Sächsischen Zeitung". Und weiter: "Die AfD ist demokratisch gewählt, egal, wie man zu ihr steht. Aber aus meiner Sicht muss man mit ihnen reden, das kommunizieren und Argumente austauschen." Es sei "egal, welchen Status die Partei hat und von wem sie wie eingestuft wird", sagte Kupfer zur Verfassungsschutz-Einstufung der AfD als ge­si­chert rechts­ex­trem. Das Wahlergebnis in Sachsen habe "klar gezeigt, Schwarz-Grün-Rot ist abgewählt": "Die Menschen wollen keine Linken, Grünen oder Sozialisten in der Regierung haben", so der CDU-Mann aus der Nähe von Leipzig.

Schon vor der Wahl sagte Kretschmer, dass eine Koalition mit der AfD nicht infrage komme. Und bereits 2020 hat die Führung der CDU auf einer Sondersitzung beschlossen, dass es keine Zusammenarbeit zwischen den Christdemokraten und der Alternative für Deutschland geben werde, "weder in direkter, noch in indirekter Form". Doch Kupfer sehe das "in dieser Schärfe nicht". Er erklärte gegenüber der Zeitung: "Was man im Wahlkampf sagt, ist sowieso zugespitzt. Ich bin immer dafür, dass man miteinander redet."

Der 62-Jährige und seine Mitunterzeichner hätten "nur die Angst formuliert, dass die CDU für die konservativen Wähler irgendwann nicht mehr wählbar ist, wenn sie immer weiter nach links rückt". Ihre Angst sei, "dass dann noch mehr Leute zur AfD gehen". Er hoffe, dass seine Partei einige AfD-Wähler von sich überzeugen könne, wenn Kretschmer jetzt mit den Rechtsextremen reden würde. "Das Gespräch kann doch nach einer Stunde zu Ende sein, aber dann hat man es wenigstens versucht." Kupfer hatte zudem gehofft, dass die Landesspitze der CDU zumindest mit den sechs Briefverfassern spricht, doch das sei nicht passiert.

Die Bundestagsabgeordnete Christiane Schenderlein erklärte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, wie es besser hätte laufen können: "Natürlich steht es jedem Mitglied frei, sich öffentlich zu äußern. Im konkreten Beispiel hätte ich es jedoch begrüßt, wenn sie sich aktiv in den innerparteilichen Diskurs eingebracht hätten, bevor man den Schritt in die Öffentlichkeit geht."

Der Wahlkampf der CDU Sachsen sei klar auf eine Abgrenzung zur AfD ausgelegt und viele Wählerinnen und Wähler hätten sich gerade deswegen bewusst für die Union entschieden, so Schenderlein. Tatsächlich gaben 52 Prozent der CDU-Wähler in Sachsen an, die Christdemokraten nur gewählt zu haben, um einen Sieg der AfD zu verhindern, wie die Wahlnachbefragungen von Infratest dimap im Auftrag der ARD zeigten.

Quelle: ntv.de, mpa

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