Kanzler unterstreicht Klimaziele Scholz: "Kraftwerke wieder hochzufahren, ist bitter"
16.07.2022, 11:13 Uhr
Bundeskanzler Olaf Scholz will die Klimaschutzziele nicht der Energiekrise opfern.
(Foto: dpa)
Angesichts der Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs wählt die Bundesregierung den Weg zurück zur Kohleverbrennung - und kassiert dafür harsche Kritik von Umweltaktivisten. Doch Bundeskanzler Scholz will das Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden, nicht aufgeben.
Bundeskanzler Olaf Scholz hat trotz der Energiekrise infolge des Ukraine-Krieges die Klimaschutzziele Deutschlands unterstrichen. "Dass wir jetzt vorübergehend wegen des brutalen Angriffs Russlands auf die Ukraine manche Kraftwerke nutzen müssen, die wir schon außer Betrieb genommen haben, das ist bitter", sagte Scholz in einer Videobotschaft. "Aber es ist nur für sehr kurze Zeit. Wir legen jetzt erst recht los und wollen jetzt erst recht alles tun, um die Klimakrise zu bekämpfen."
Scholz sagte, es werde dafür gesorgt, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien endlich vorankomme. "Die Windkraft auf hoher See, an Land, die Solarenergie, die Biomasse. Alles das brauchen wir, um Strom zu produzieren und um Wasserstoff herstellen zu können, damit wir eine industrielle Zukunft haben, ohne CO2-Emissionen. 2045 wollen wir das schon erreichen." Nach ersten auf den Weg gebrachten Gesetzen sollten weitere in diesem Jahr folgen.
Der Kanzler erläuterte: "Deutschland ist eines der erfolgreichsten Industrieländer, und das bedeutet heutzutage, dass wir auch sehr viele CO2-Emissionen haben. Deshalb müssen wir uns besonders anstrengen, und wir strengen uns an." Ziel sei, als eines der ersten Länder CO2-neutral und gleichzeitig global wettbewerbsfähig zu sein.
Um angesichts der Konfrontation mit Russland als Energielieferant Gas zu sparen, sollen Kraftwerke, die mit Kohle und Öl betrieben werden und aktuell in der Netzreserve sind, bis Ende des Winters befristet an den Strommarkt zurückkehren können. Anfang der Woche findet der Petersberger Klimadialog statt. Am Montag wird dort unter anderem auch Scholz als Redner erwartet.
Das Treffen soll auch der Vorbereitung der Weltklimakonferenz im November in Ägypten dienen. Die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer kritisierte Scholz im Vorfeld des Treffens als "fossilen Kanzler". Er müsse jetzt einen Plan vorlegen, wie er die Menschen vor der Klimakrise schützen und den globalen Süden finanziell unterstützen wolle, sagte Neubauer der "Rheinischen Post".
"Die ersten sieben Monate seiner Kanzlerschaft war Olaf Scholz kein Klimakanzler, sondern ein fossiler Kanzler - neue Gasförderung in Senegal, ein fossiler G7-Gipfel, neue fossile Energieverträge. Das ist dramatisch", so Neubauer. Die Klimaaktivistin ist das Gesicht der deutschen "Fridays for Future"-Umweltbewegung.
Quelle: ntv.de, jug/dpa