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Ölexporte unterbinden Scholz will Russlands "Schattenflotte an die Kette legen"

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Ein Öltanker liegt im Hafen von Noworossijsk im Sheskharis-Komplex, einer der größten Anlagen für Öl und Erdölprodukte in Südrussland.

Ein Öltanker liegt im Hafen von Noworossijsk im Sheskharis-Komplex, einer der größten Anlagen für Öl und Erdölprodukte in Südrussland.

(Foto: ---/AP/dpa)

Der Westen sanktioniert russisches Öl. Trotzdem steigert der Kreml die Ausfuhr auf Märkte befreundeter Länder. Dazu hat Moskau mit alten Tankschiffen eine der größten Schattenflotten weltweit aufgebaut. Kanzler Scholz sieht in "diesen Seelenverkäufern" ein großes Risiko.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat nach dem Treffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft angekündigt, den Kampf gegen die alten Tankschiffe zu verstärken, die Russland für seine Ölexporte einsetzt. "Russland versucht mit ziemlich alten Tankschiffen, die es sich durch Strohmänner auf dem Weltmarkt beschafft, Erdöl zu exportieren und den Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren", sagte er.

"Diese Seelenverkäufer sind ein Risiko für die Sicherheit der Seeschifffahrt und natürlich auch für unsere Meere und die Umwelt." Die EU habe darauf schon mit Sanktionen reagiert. "Jetzt wollen wir unsere Kräfte in einer globalen Koalition bündeln, um diese Schattenflotte an die Kette zu legen", sagte der Kanzler.

Auf den Weltmärkten ist Russland insbesondere bei der Dieselproduktion ein bedeutender Akteur. Zwar untersagte die EU schon im vergangenen Jahr die Einfuhr von Ölprodukten aus Russland. Doch zugleich haben Länder wie die Türkei und Brasilien deutlich mehr Diesel gekauft. Offiziellen Angaben zufolge konnte der Ölexport nach Indien und China gesteigert werden.

Indien ist Russlands größter Ölkunde

Russland hat im vergangenen Jahr vor dem Hintergrund westlicher Sanktionen seine Öllieferungen nach Indien auf das 22-fache gesteigert. "Der Großteil unserer Energieressourcen wurde auf andere Märkte umgeleitet - auf Märkte befreundeter Länder", sagte Vizeregierungschef Alexander Nowak der Nachrichtenagentur Interfax zufolge Ende März auf einer Sitzung des Energieministeriums in Moskau. Demnach ist Indien zum größten Abnehmer von russischem Öl aufgestiegen.

"Indien ist der wichtigste Markt und zum heutigen Tag ist Indien für uns im Energiesektor einer der Schlüsselpartner", sagte Nowak weiter. Seinen Angaben nach hat Russland im vergangenen Jahr 90 Millionen Tonnen Öl nach Indien geliefert. "Das entspricht 40 Prozent des Gesamtbedarfs von Indien." Die Lieferungen hätten sich damit gegenüber 2022 verdoppelt.

Beim Ukraine-Krieg nimmt Neu-Delhi eine pragmatische Haltung ein: Indien ruft zu einer diplomatischen Lösung auf, verurteilt den Angriffskrieg aber nicht und beteiligt sich nicht an Sanktionen. Im Gegenteil: Weil russisches Öl wegen westlicher Sanktionen billig ist, kauft Indien den Rohstoff in großen Mengen.

Größte Schattenflotte weltweit aufgebaut

Um die bislang auf Europa orientierten Energieausfuhren umlenken zu können, sind allerdings offenbar weitere Maßnahmen nötig. So forderte Nowak die Vergrößerung der eigenen Tankerflotte. Russland hat bereits eine der größten Schattenflotten weltweit aufgebaut: Die Rohstoffmacht hat reihenweise alte Öltanker gekauft, um ihre Ressourcen trotz der auf den russischen Angriffskrieg folgenden westlichen Sanktionen zu verschiffen.

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Laut Nowak müssen aber auch Versicherungs- und Zahlungsfragen geklärt werden. So beabsichtigt Moskau von Zahlungen in Dollar auf Geschäfte in nationalen Währungen umzusteigen. Eigene Versicherungsgesellschaften sollen die bisher auf dem Frachtmarkt dominierenden westlichen Anbieter ablösen. Neben Öl will Nowak zudem Flüssigerdgas verstärkt verschiffen, da die Pipelines nach Europa weitgehend stillgelegt sind. Dazu müssten die LNG-Projekte vorangetrieben werden, forderte er.

Russland hat mehrere Projekte dazu begonnen und liefert von der arktischen Halbinsel Jamal auch schon größere Mengen LNG beispielsweise an China. Allerdings sind die Projekte mit Milliardeninvestitionen und hohem Aufwand verbunden. Beides bereitet Russland wegen der Sanktionen Schwierigkeiten.

Quelle: ntv.de, gut/rts/dpa

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