Politik

London hat ein Ass im Ärmel Schotten-Schock macht Britannien nervös

Die königliche Familie besuchte am Samstag die traditionellen Highland Games in Braemar. Die Queen ließ sich nichts anmerken, aber sie soll in Sorge sein.

Die königliche Familie besuchte am Samstag die traditionellen Highland Games in Braemar. Die Queen ließ sich nichts anmerken, aber sie soll in Sorge sein.

(Foto: dpa)

In anderthalb Wochen stimmen die Schotten über ihre Unabhängigkeit ab. Es könnte knapp werden: Erstmals sagt eine Umfrage einen Sieg der "Yes"-Kampagne voraus. Doch die Regierung in London hat einen Plan.

Das politische Britannien erlebte einen Schock, als es am Morgen auf die Sonntagszeitungen schaute: 51 Prozent der Schotten wollen am 18. September für eine Unabhängigkeit ihres Landes stimmen. 49 Prozent sagten, sie würden "Nein" ankreuzen. Es ist das erste Mal, dass die Befürworter einer Unabhängigkeit in einer Umfrage die Mehrheit erreichen.

Durchgeführt wurde die Umfrage vom britischen Meinungsforschungsinstitut YouGov für die "Sunday Times", die der News Corporation des extrem konservativen australisch-amerikanischen Medienunternehmers Rupert Murdoch gehört. Der 83-Jährige ist dafür bekannt, seine Zeitungen und Sender für politische Kampagnen zu benutzen. Allerdings gilt YouGov als seriöses Unternehmen.

YouGov-Chef Peter Kellner sagte, das Referendum sei völlig offen; ein Zwei-Punkte-Abstand sei zu klein, um das Ergebnis vorherzusagen. "In den vergangenen vier Wochen ist die Unterstützung für die Union mit erstaunlicher Geschwindigkeit versickert. Die 'Yes'-Kampagne ist nicht nur ins 'No'-Territorium eingebrochen - sie hat einen Blitzkrieg gestartet."

Bereits am Samstag kündigte Murdoch die Umfrage an: "Die London Times wird Großbritannien mit zuverlässiger Umfrage über schottische Unabhängigkeit schocken", schrieb er. Und kommentierte: "Schottische Unabhängigkeit bedeutet riesiges blaues Auge für das ganze politische Establishment, vor allem für Cameron und Milliband." Der Konservative David Cameron ist britischer Premierminister, Ed Miliband ist Chef der oppositionellen Labour-Partei.

London stellt Verfassungsreform in Aussicht

Unterdessen versucht die britische Regierung, das Abstimmungsergebnis in ihrem Sinne zu beeinflussen. In den nächsten Tagen werde ein Plan präsentiert, der Schottland mehr Befugnisse geben soll, sagte der britische Finanzminister George Osborne der BBC. Dabei soll es um die Hoheit über die Steuern und den Haushalt gehen sowie um die Zuständigkeit über den Sozialstaat.

Der Zeitplan, um dieses Vorhaben in Kraft zu setzen, werde sofort "nach einem Nein im Referendum" starten, so Osborne. Einen ähnlichen Plan hatte die kanadische Regierung 1995 kurz vor einem Referendum über den Status der Provinz Québec als As aus dem Ärmel gezogen. Mit Erfolg: Die Abstimmung scheiterte knapp.

Die Schotten hätten dann "das Beste aus beiden Welten", sagte Osborne. "Sie werden die Risiken einer Trennung vermeiden und zugleich mehr Kontrolle über ihr Schicksal haben." Die in London regierenden Konservativen schneiden bei Wahlen in Schottland traditionell schlecht ab; für viele Wähler in Schottland ist die Trennung von der Sozial- und Finanzpolitik der britischen Konservativen ein wichtiges Argument bei der Abstimmung über die Unabhängigkeit.

Quelle: ntv.de, hvo

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