Politik

"Die Wirtschaft zählt" Schröder warnt vor zu viel Klimaschutz

Um die Mitte der Gesellschaft kümmern: Altkanzler Schröder hat auch für Kanzleranwärter Laschet gute Ratschläge in petto (Archivbild).

Um die Mitte der Gesellschaft kümmern: Altkanzler Schröder hat auch für Kanzleranwärter Laschet gute Ratschläge in petto (Archivbild).

(Foto: picture alliance/dpa)

Noch bevor der Wahlkampf in die heiße Phase eintritt, verfasst Altbundeskanzler Schröder einen Denkzettel: Die SPD und auch die Union vernachlässigten Wirtschaft, Arbeitsplätze und Zukunftsfragen. Klimaschutz sei etwas für ein akademisches, wohlhabendes Klientel, meint der Rosneft-Aufseher.

Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder hat die Parteien mit Blick auf die Bundestagswahl für ihre Haltung beim Klimaschutz kritisiert und mehr Aufmerksamkeit für die Wirtschaft gefordert. "Wer wie die Grünen mit einer übersteigerten Klimaschutzpolitik die Deindustrialisierung Deutschlands vorantreibt und damit Millionen Jobs gefährdet, wird sicherlich ein bestimmtes, eher wohlhabendes, großstädtisches und akademisiertes Wählerklientel erreichen", schrieb der 77-jährige Sozialdemokrat in einem Meinungsbeitrag beim Nachrichtenportal "t-online.de".

Der Altkanzler kritisierte, dies dürfe nicht der Anspruch von SPD und Union sein, "die nur dann Wahlsiege einfahren konnten, wenn sie sich um die Mitte der Gesellschaft gekümmert haben". Diejenigen, "die jeden Morgen aufstehen und in den Fabriken, Verwaltungen und Geschäften arbeiten gehen, ihre Steuern zahlen und die von der Gesellschaft definierten Regeln einhalten", hätten "einen Anspruch darauf, dass ihre Interessen zählen", schrieb Schröder.

Botschafter für Rosneft und Nord Stream

Die Parteien müssten deshalb "neben dem Klimaschutz vor allem die Wirtschaft und die Zukunftsfragen, die für eine moderne und erfolgreiche Industriegesellschaft entscheidend" seien, in den Vordergrund rücken. Alle Parteien vermittelten den Eindruck, "dass Klimaschutz das absolut wichtigste Thema sei, dem sich alles andere unterzuordnen habe", schrieb Schröder. Der Klimaschutz sei zwar relevant, dürfe aber nicht über die Wirtschaft gestellt werden.

Schröder, der von 1998 bis 2005, Bundeskanzler war, setzte gegen großen Widerstand in seiner eigenen Partei eine bis heute in der SPD umstrittene Sozialreform "Agenda 2010" durch. Heute ist er Aufsichtsratsvorsitzender des russischen Energiekonzerns Rosneft und der ebenfalls umstrittenen Pipeline Nord Stream 2. In seinem Beitrag plädiert der Altkanzler nun für eine Agenda 2030. Darunter versteht der Sozialdemokrat eine moderne Rentenpolitik und massive Investitionen in Bildung und Infrastruktur. Noch hätten die Parteien, auch seine eigene, die Chance, diese Zukunftsfragen in den Vordergrund zu rücken. "Wirtschaft und Arbeitsplätze sind das, was aktuell zählt", heißt es am Ende von Schröders Gastbeitrag.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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