Umerow soll Amt übernehmen Selenskyj entlässt Verteidigungsminister Resnikow
03.09.2023, 21:24 Uhr Artikel anhören
Seit geraumer Zeit wird bereits spekuliert, ob der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow sein Amt abgeben muss. Nun tauscht ihn Präsident Selenskyj tatsächlich aus. Sein Nachfolger soll Rustem Umerow, bislang Leiter des Staatlichen Vermögensfonds, werden.
Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksii Resnikow muss sein Amt abgeben. Das teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj auf seinem Telegram-Kanal mit. "Rustem Umerow sollte jetzt das Ministerium leiten", schrieb Selenskyj. Resnikow habe mehr als 550 Tage Krieg in vollem Umfang hinter sich. "Ich glaube, dass das Ministerium neue Ansätze und andere Formate der Interaktion sowohl mit dem Militär als auch mit der Gesellschaft als Ganzes braucht", fügte er hinzu. Demnach muss das Parlament Selenskyjs Entscheidung, den Verteidigungsminister auszutauschen, noch zustimmen.
Der ukrainische Abgeordnete Jaroslaw Schelesniak erklärte auf Telegram, Resnikow soll nun als Botschafter seines Landes nach Großbritannien geschickt werden. Bei Resnikows Nachfolger Umerow handelt es sich um einen 41-jährigen Krimtataren, der Unternehmer und dann Parlamentsabgeordneter war, bevor er Leiter des Staatlichen Vermögensfonds wurde. Er soll gute Kontakte bis in die Staatsspitze der Türkei haben und Verbindungen in der arabischen Welt.
Anfang der Woche hatte Resnikow neue Korruptionsvorwürfe gegen sein Haus zurückgewiesen. Dabei ging es ukrainischen Medienberichten zufolge um bei einem türkischen Unternehmen zu teuer gekaufte Uniformen. So wurden die bestellten "Camouflage"-Jacken offenbar während des Transports zu "Winterluftschutzmänteln" und verdreifachten ihre Kosten. Medienberichten zufolge ist einer der Eigentümer des Unternehmens Oleksandr Kassai - ein Neffe von Gennadi Kassai, der wiederum der Partei des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj angehört.
Rücktritts-Gerüchte bereits im Winter
Resnikow verteidigte sich am Montag und sagte, die Berichte führten "die Gesellschaft in die Irre". Der Uniformkauf sei "im Einklang mit dem Gesetz über die öffentliche Auftragsvergabe" erfolgt.
Bereits im Winter kam es in seinem Ministerium zu einem Korruptionsskandal im Zusammenhang mit der Beschaffung von überteuertem Material für die Streitkräfte. Laut der "New Voice of Ukraine" hieß es damals, dass Resnikow durch den Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes GUR, Kyrylo Budanow ersetzt werden könnte. Resnikow selbst erklärte sich demnach zum Rücktritt bereit, wenn sich Selenskyj zu einem solchen Schritt entschließen würde.
Resnikow wäre wohl gerne früher gegangen
Als noch über Resnikows Abgang spekuliert wurde, kommentierte der ukrainische Journalist Denis Trubetskoy, der auch für ntv.de schreibt, auf der Plattform X, dass sich in der Ukraine manche Sachen "erstaunlich schnell" wieder umdrehen. Den Umständen entsprechend sei Resnikows Job als Verteidigungsminister - den der Jurist im Übrigen nie angestrebt habe - "generell eher positiv zu bewerten".
Dabei wäre Resnikow wohl gerne schon zu Jahresbeginn gegangen, blieb aber wohl wegen seiner "enormen Rolle bei den Waffenlieferungen". Damals wäre sein Rücktritt, als nicht mal die Frage der Lieferung von Kampfpanzern klar war, überhaupt nicht passend gewesen. Jetzt sei aber eine andere Zeit, so Trubetskoys Einschätzung.
Quelle: ntv.de, lve