Politik

Neupositionierung statt Abzug Selenskyj gibt nichts auf "schöne Worte"

Selenskyj zeichnete seine Ansprache diesmal draußen auf.

Selenskyj zeichnete seine Ansprache diesmal draußen auf.

(Foto: dpa)

Einen Tag nach Russlands Ankündigung, Truppen vor Kiew abzuziehen, sind noch keine großen Fortschritte zu beobachten. Der ukrainische Präsident Selenskyj gibt sich weiter kampfbereit. Man bereite sich jetzt auf verstärkte Angriffe im Donbass vor, sagt er in seiner nächtlichen Videobotschaft.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht noch keine konkreten Ergebnisse der Gespräche mit Russland. "Ja, es gibt einen Verhandlungsprozess, der fortgesetzt wird. Aber es sind bisher Worte. Nichts Konkretes", sagte er in einer Videobotschaft. Russland ziehe sich nicht freiwillig aus der Umgebung von Kiew und Tschernihiw zurück, sondern werde von der ukrainischen Armee dort verdrängt.

Nach Informationen der US-Regierung hat Russland bislang nur einen kleinen Teil seiner Truppen rund um die ukrainische Hauptstadt Kiew abgezogen. "Wir haben in den letzten 24 Stunden gesehen, dass ein kleiner Prozentsatz der Truppen, die (...) Russland gegen Kiew in Stellung gebracht hatte, verlegt wurde, wahrscheinlich etwa 20 Prozent der Truppen", sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. Einige dieser Soldaten seien nach Belarus verlagert worden.

Das Gleiche sei für die Region um die Atomruine Tschernobyl zu beobachten, hieß es aus dem Pentagon. Russische Soldaten würden die Gegend verlassen und in das benachbarte Belarus abziehen. "Wir denken, dass sie gehen. Ich kann nicht sagen, dass alle gegangen sind", so der Sprecher. Er sprach von einer "Neupositionierung" der Streitkräfte.

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Laut Selenskyj beobachte man einen Aufmarsch russischer Truppen für neue Angriffe im Donbass. "Und darauf bereiten wir uns vor", kündigte der Präsident an. Die ukrainische Führung vertraue nicht auf schöne Worte. Wie es wirklich sei, zeige die Situation auf dem Schlachtfeld. "Und das ist im Moment das Wichtigste. Wir werden nichts aufgeben. Und wir werden um jeden Meter unseres Landes, um jeden unserer Menschen kämpfen."

In einer solchen Lage brauche die ukrainische Armee niemanden, der ihr vom Sessel aus ungefragt Ratschläge gebe, sagte Selenskyj. "Wenn jemand so tut, als könne er unsere Streitkräfte belehren, wie man kämpft, ist es am besten, er begibt sich gleich aufs Schlachtfeld." Die Ukraine kämpfe für Freiheit und den Schutz der Demokratie und habe das Recht, in dieser schwierigen Zeit von Partnern Hilfe zu verlangen - etwa Panzer, Flugzeuge und Artilleriesysteme, betonte er. "Die Freiheit darf nicht schlechter bewaffnet sein als die Tyrannei." Man kämpfe um das Überleben der ukrainischen Nation, sagte Selenskyj. "In diesem, ohne Übertreibung, vaterländischen Krieg gegen Russland."

Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa

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