Die Kriegsnacht im ÜberblickTote bei Beschuss von Charkiw - keine "Fuchs"-Panzer für Ukraine

Deutschland wird die Ukraine so lange wie nötig unterstützen, bekräftigt Kanzler Scholz. Die Forderung der Union, der Ukraine 200 "Fuchs"-Transportpanzer zu liefern, findet in der Nacht jedoch keine Mehrheit im Bundestag. Indes gehen die Kämpfe in der Ostukraine weiter.
Deutschland wird die Ukraine so lange wie nötig unterstützen, bekräftigt Kanzler Scholz. "Wir werden so lange solidarisch sein - das ist jedenfalls mein Wunsch - wie das notwendig ist, damit die Ukraine sich verteidigen kann gegen den furchtbaren und brutalen Angriff auf das eigene Land", sagte er am Abend im ZDF. Die Forderung von CDU und CSU, der Ukraine 200 Transportpanzer vom Typ "Fuchs" zu liefern, findet in der Nacht jedoch keine Mehrheit im Bundestag. Indes gehen die Kämpfe in der Ostukraine weiter.
Heftiger Beschuss in Region Charkiw
Bei Beschuss von Orten im Kriegsgebiet Ostukraine sind erneut mehrere Menschen verletzt oder getötet worden. In der Region Charkiw sprachen die Behörden am Donnerstag von drei Toten und fünf Verwundeten durch russische Angriffe. "Der Feind ist hinterhältig, zielt auf Wohngebiete und zivile Infrastruktur", teilte der regionale Befehlshaber Oleh Synjehubow mit. In den Orten Kramatorsk und Awdijiwka in der Region Donezk starben den Behörden zufolge zwei Menschen, acht wurden verletzt.
Die russischen Angriffe hätten nur zivile Ziele getroffen, erklärte der Gouverneur des Gebiets, Pawlo Kyrylenko. Die prorussischen Separatisten in der Region Donezk sprachen von einem Toten und elf Verletzten durch ukrainischen Beschuss. Berichte aus den Kampfgebieten können nicht unabhängig geprüft werden. Putin sagte bei dem Treffen mit den Duma-Fraktionschefs, dass alle Ziele der "Militäroperation" erreicht würden - "ohne Zweifel".
Kiew widerspricht Putin scharf
Kremlchef Putin warf dem Westen erneut vor, "bis zum letzten Ukrainer" kämpfen zu wollen. "Das ist eine Tragödie für das ukrainische Volk." Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak wies dies scharf zurück. Putins Mantra vom "Krieg bis zum letzten Ukrainer" sei ein weiterer Beweis für den von Russland geplanten "Völkermord" an den Ukrainern, schrieb Podoljak bei Twitter. Putin greife zu "primitiver Propaganda".
Selenskyj bittet um weitere Waffen
Der ukrainische Präsident Selenskyj verlangte vom Westen weitere Waffenlieferungen im Krieg gegen Russland. "Je größer die Verteidigungshilfe für die Ukraine jetzt ist, desto eher wird der Krieg mit unserem Sieg enden und desto geringer werden die Verluste aller Länder der Welt sein", sagte er in einer Videobotschaft. Die Partner hätten genaue Informationen über den Bedarf der Ukraine. "Das gilt sowohl für Luftverteidigung als auch für moderne Artillerie."
Keine 200 "Fuchs"-Panzer für Ukraine
Die Forderung von CDU und CSU, der Ukraine kurzfristig 200 Transportpanzer vom Typ "Fuchs" zu liefern, fand derweil keine Mehrheit im Bundestag. Das Parlament stimmte in der Nacht gegen einen entsprechenden Entschließungsantrag der Unionsfraktion. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hatte bereits im Vorfeld der Abstimmung vor einem "Ausplündern" der Bundeswehr gewarnt. "Wir unterstützen die Ukraine mit allem, was möglich und verantwortbar ist. Aber wir müssen die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands gewährleisten", sagte sie.
Zuvor hatte der Bundestag Maßnahmen zur beschleunigten Beschaffung beschlossen, um die Ausrüstung der Bundeswehr rasch zu verbessern. Das am Donnerstagabend verabschiedete Gesetz ermöglicht es für zunächst dreieinhalb Jahre, Aufträge schneller zu vergeben. So können verschiedene Aufträge gemeinsam erteilt und Gemeinschaftsprojekte mit anderen EU-Staaten einfacher realisiert werden.
Johnson sichert britische Unterstützung zu
Nach seinem angekündigten Rückzug als britischer Premierminister sicherte Boris Johnson Präsident Selenskyj die ungebrochene Unterstützung des Vereinigten Königreichs zu. Wie eine Regierungssprecherin sagte, habe Johnson im Telefonat versichert, dass Großbritannien so lange wie nötig wichtige "Defensivhilfe" leisten werde. Selenskyj dankte Johnson für dessen "kompromisslose Unterstützung" seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar.
G20-Gastgeberin Marsudi ruft zum Frieden auf
Die indonesische Außenministerin Retno Marsudi rief zum Auftakt der Beratungen der G20-Außenminister auf der Insel Bali zum Ende des russischen Angriffskrieges in der Ukraine auf. "Unsere Verantwortung ist es, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Und Brücken zu bauen und nicht Mauern", sagte die Politikerin. Kurz zuvor hatte sie den russischen Außenminister Sergej Lawrow bei seiner Ankunft im Luxushotel Mulia im Badeort Nusa Dua zurückhaltend begrüßt.
Das wird heute wichtig
Zu den wichtigsten Themen beim Treffen der G20-Außenminister auf Bali gehört die Ukraine. Auch Russlands Außenminister Lawrow ist dabei.
Der Krieg und auch die Energiekrise werden den Bundesrat beschäftigen. Die Länderkammer will angesichts der Drosselung russischer Gaslieferungen über den verstärkten Einsatz von Kohlekraftwerken für die Stromproduktion beraten.
Der Bundestag entscheidet über die deutsche Zustimmung zum NATO-Betritt von Schweden und Finnland.
Alle weiteren Entwicklungen können Sie in unserem Liveticker zum Ukraine-Krieg nachlesen.