Nach umstrittenem Freispruch Trump bezeichnet Kenosha-Schützen als "Fan"
24.11.2021, 11:56 Uhr
Trump hatte den Freispruch des 18-Jährigen bereits zuvor begrüßt.
(Foto: dpa)
Der ehemalige US-Präsident Trump hält Rittenhouse für einen "wirklich guten jungen Mann". Der 18-Jährige hatte im Jahr 2020 bei Anti-Rassismus-Protesten zwei Menschen erschossen, seit Tagen beschäftigt sein Freispruch die USA. Nun schaltet sich Trump erneut ein und berichtet von einem Treffen.
Der Freispruch des 18-jährigen Kyle Rittenhouse sorgte für wütende Proteste in den USA. Der junge Mann hatte im August 2020 am Rande von Anti-Rassismus-Protesten in der Stadt Kenosha im US-Bundesstaat Wisconsin zwei Menschen mit einem Sturmgewehr erschossen und einen weiteren schwer verletzt, ein Geschworenengericht entschied in der vergangenen Woche jedoch, dass Rittenhouse unschuldig sei. Die Jury folgte damit dem Argument des Hauptverteidigers, der damals 17-Jährige habe sich selbst verteidigt.
In einem Interview mit dem Sender Fox News erzählte nun der ehemalige US-Präsident Donald Trump, Rittenhouse habe ihn nach dem aufsehenerregenden Prozess in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida besucht. In der Sendung des Moderators Sean Hannity sagte Trump, Rittenhouse sei einem "staatsanwaltlichen Fehlverhalten" ausgesetzt gewesen. Er "hätte dafür nicht durch einen Prozess gehen müssen". Auch der Ex-Präsident spricht von Selbstverteidigung: Rittenhouse "wäre tot gewesen, wenn er nicht den Abzug betätigt hätte", weil eines seiner Opfer ihn mit einer Waffe am Kopf bedroht habe und kurz darauf selbst geschossen hätte. "Kyle wäre tot gewesen", so Trump.
Rittenhouse gilt in rechten Kreisen als eine Art Galionsfigur. Dort wurde verbreitet, er sei zu den Protesten gefahren, um dort als Sanitäter zu helfen oder Geschäfte vor Plünderungen zu schützen. Der von ihm verletzte Mann räumte vor Gericht ein, selbst eine Waffe auf den Teenager gerichtet zu haben. Die Staatsanwaltschaft erklärte dagegen, Rittenhouse habe die Gewalt als selbsternannter "Hilfspolizist" selbst provoziert. Er hätte nie mit einem Sturmgewehr nach Kenosha reisen dürfen.
Rittenhouse bezeichnet sich als BLM-Unterstützer
"Er ist ein wirklich guter junger Mann", sagte Trump nun gegenüber Fox News. Rittenhouse habe Mar-a-Lago erst vor Kurzem verlassen. Er bezeichnete den 18-Jährigen als "Fan" des Ex-Präsidenten. Rittenhouse hatte sich zuletzt selbst zu dem Prozess und seinem Freispruch geäußert. Ebenfalls bei Fox News bezeichnete er sich als Unterstützer der anti-rassistischen Black-Lives-Matter-Bewegung (BLM).
Nach dem Urteilsspruch hatte US-Präsident Joe Biden vor Gewalt gewarnt und rief zur Ruhe auf. "Das Urteil in Kenosha wird viele Amerikaner wütend und besorgt machen, mich eingeschlossen, aber wir müssen anerkennen, dass die Geschworenen entschieden haben", erklärte Biden. Er rief alle Demonstranten auf, ihre Meinung friedlich kundzutun. Viele Afroamerikaner werteten das Urteil als bezeichnend für ein Justizsystem, das Minderheiten benachteilige. Zahlreiche Republikaner, darunter auch Trump, begrüßten die Entscheidung der Jury, die Rittenhouse vom Vorwurf des Totschlags, des versuchten Mordes und der Gefährdung anderer freisprach.
In Kenosha war es im Jahr 2020 zu teils gewalttätigen Protesten gekommen, nachdem ein Polizist den Afroamerikaner Jacob Blake mit mehreren Schüssen in den Rücken schwer verletzt hatte. Der mit einem halbautomatischen Gewehr bewaffnete Rittenhouse war in die Stadt gereist und hatte sich dort bewaffneten Männern angeschlossen, die nach eigenen Angaben Geschäfte vor Plünderern schützten wollten. Rittenhouse ist weiß, ebenso wie seine Opfer.
Quelle: ntv.de, mbe/AFP