US-Wahl 2024

20.000 im Herzen Manhattans Trump trollt New York City größtmöglich

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Im Wahlkampfendspurt: Donald Trump

Im Wahlkampfendspurt: Donald Trump

(Foto: REUTERS)

Er lebt in Florida, aber Donald Trumps Heimat ist New York City. Nun tritt der Sohn der Stadt als Präsidentschaftskandidat im legendären Madison Square Garden auf. Kurz vor der Wahl, mitten in der Hochburg der Demokraten.

Donald Trumps Beziehungsstatus mit New York ist: kompliziert. Der Republikaner ist ein Sohn der Stadt im Exil, der nur noch gelegentlich vor Ort ist. Oder wenn er muss. Wie zuletzt über längere Zeit, als er im Strafgericht von Manhattan beim Schweigegeldprozess saß und am Ende in allen Punkten schuldig gesprochen wurde. Sich Hoffnung machen, bei der anstehenden Präsidentschaftswahl im gleichnamigen Bundesstaat oder seiner Heimatstadt etwas zu reißen, darf er sich kaum. Vor vier Jahren entschieden sich rund 76 Prozent der New Yorker gegen ihn. Der Bundesstaat ging mit 61 Prozent an seinen Kontrahenten Joe Biden.

Trotzdem hält er im Madison Square Garden, dem legendären Veranstaltungsort im Herzen Manhattans, am heutigen Sonntag eine Rally ab. Neun Tage vor dem 5. November, wenn die US-Amerikaner zum finalen Tag an die Wahlurnen gebeten werden. Wenn sich entscheidet, ob Trump für eine weitere Amtszeit ins Weiße Haus darf - oder die Demokratin Kamala Harris. Warum verwendet Trump seine Zeit im Endspurt des Wahlkampfs für New York City?

Trump hat zwar verschwindend geringe Siegchancen in der Stadt und damit im Bundesstaat, er macht sich vermutlich auch kaum Illusionen. Doch es ist vielmehr eine Demonstration der Stärke: Seht her, sogar in New York City kommen fast 20.000 Menschen, um mich zu sehen. Für Trump, der sich seit seiner Amtseinführung im Januar 2017 in Washington praktisch permanent über die Größe von Menschenmengen auslässt, wird es aller Voraussicht nach Beleg seiner Beliebtheit. Seit seine Kontrahentin Harris mindestens ebenso große Hallen füllt wie er, noch mehr.

Ohne New York kein Donald Trump

Er sendet zudem das Signal, was er seit dem ersten Attentatsversuch auf ihn zu seinem Markenzeichen gemacht hat: Fight, fight, fight. Trump kämpft, gibt New York City nicht auf, obwohl es aussichtslos erscheint. Zudem ist eine solche Veranstaltung im Madison Square Garden, mit einer Parade prominenter Gäste (darunter soll laut Medienberichten auch Tech-Milliardär Elon Musk sein), bei der Trump seine Tiraden gegen Migranten loslässt und mit Abschiebeplänen tönt, maximales Trolling der progressiv-demokratischen Hochburg. Er lebt schon lange in Florida.

New York ist eine sanctuary city, eine sogenannte Zufluchtsstadt, die der landesweit agierenden Einwanderungsbehörde nicht hilft, gegen Migranten ohne Aufenthaltsgenehmigung vorzugehen oder sie gar abzuschieben. Im Jahr 2022 hatten mehr als 400.000 von 8 Millionen Einwohnern der Stadt keine gültigen Papiere.

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Trump ist in der Stadt unbeliebt, aber es ist seine Heimat. Hier wurde er geboren, hatte er mit Unterstützung seines Vaters die ersten Immobilienprojekte, wurde zur Persönlichkeit des Boulevards und für die Auflage ein willkommenes Gesicht. Noch heute berichtet etwa die "New York Post", in Besitz der News Corp des konservativen Medienmoguls Rupert Murdoch, wenn nicht positiv über Trump, zumindest negativ über dessen Konkurrenten. Mit der Wahrheit nimmt es die Zeitung dabei nicht immer genau. In der Fernsehshow "The Apprentice" urteilte er als knallharter Firmenchef. "You're fired!" wurde eines seiner Markenzeichen.

Die Sendungen wurden in seinem Trump Tower in Manhattan aufgezeichnet. Dort, ein paar Blocks südlich vom Central Park, fuhr er im Juni 2015 auch die vergoldete Rolltreppe herunter und verkündete seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner. Nun tritt er im Madison Square Garden auf, rund 15 Autominuten entfernt. Sollte es auf den Straßen davor zu Gegendemonstrationen oder gar Handgreiflichkeiten kommen, könnte er als Präsidentschaftskandidat sagen: Seht her, wir sind die friedlichen Wahlkämpfer für die Meinungsfreiheit. Aber da draußen, da wüten die gewalttätigen Demokraten; so weit ist es mit New York City schon gekommen.

Quelle: ntv.de

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