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"Unklar, was sie dort machen" USA: Haben Beweise für nordkoreanische Truppen in Russland

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Ein südkoreanischer TV-Sender übertägt Bilder, die eine russische Militäreinrichtung zeigen sollen, wo sich nordkoreanisches Personal auf dem Übungsgelände versammelt hat.

Ein südkoreanischer TV-Sender übertägt Bilder, die eine russische Militäreinrichtung zeigen sollen, wo sich nordkoreanisches Personal auf dem Übungsgelände versammelt hat.

(Foto: picture alliance/dpa/Airbus Defence and Space/SOPA Images via ZUMA Press Wire)

Nordkorea soll nach Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes bereits 3000 Soldaten nach Russland geschickt haben. Tausende weitere sollen folgen. Bisher erklärten NATO und USA, dies nicht bestätigen zu können. Nun berichtet US-Verteidigungsminister Austin, Beweise zu haben - mit einer Einschränkung.

Nordkoreanische Soldaten sind den USA zufolge in Russland. Dafür gebe es Beweise, sagt US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Was sie da genau machten, sei aber noch unklar. "Das müssen wir noch herausfinden." Ein US-Regierungsvertreter sprach von "Tausenden nordkoreanischen Soldaten", die zum Training in Russland seien.

Wenn sich Russland angesichts eigener Verluste auf dem Schlachtfeld allerdings an Pjöngjang wende, um sich mit Personal zu verstärken, dann sei dies "ein Zeichen der Verzweiflung und nicht der Stärke von Seiten des Kremls", sagte der US-Regierungsvertreter weiter. Südkoreanische Abgeordnete hatten zuvor unter Verweis auf den Geheimdienst ihres Landes gesagt, dass Nordkorea bereits 3000 Soldaten nach Russland geschickt habe. Zuvor war von 1500 die Rede. Bis Dezember soll Nordkorea demnach insgesamt rund 12.000 Soldaten nach Russland schicken.

Auch die NATO teilte wenig später mit, dass sie über "Beweise" verfüge, dass Nordkorea eigene Soldaten nach Russland entsendet habe. Verbündete hätten die Stationierung nordkoreanischer Truppen bestätigt, erklärte NATO-Sprecherin Farah Dakhlallah in Brüssel. "Sollten diese Truppen für den Kampf in der Ukraine bestimmt sein, würde dies eine erhebliche Eskalation der Unterstützung Nordkoreas für den illegalen Krieg Russlands bedeuten", betonte sie. Der Nordatlantikrat werde in Kürze über eine Reaktion beraten, erklärte Dakhlallah. Die NATO bestätigte damit erstmals in Teilen Angaben aus Südkorea.

"Klären Sie das mit Pjöngjang"

Russland verweigerte derweil jegliche Stellungnahme zu der Stationierung der nordkoreanischen Soldaten. "Wo sie sich befinden - bitte klären Sie das mit Pjöngjang", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, auf die Frage nach dem Verbleib der Truppen. Weiter sprach sie von einem "Medienhype". Nordkorea hat bisher alle Berichte über eine Entsendung seiner Soldaten nach Russland zurückgewiesen.

Zuvor hat das Auswärtige Amt den Geschäftsträger Nordkoreas wegen Unterstützung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine in Berlin einbestellt. "Sollten die Berichte über nordkoreanische Soldaten in der Ukraine zutreffen und Nordkorea damit den russischen Angriffskrieg in der Ukraine auch mit Truppen unterstützen, wäre dies gravierend und ein Verstoß gegen das Völkerrecht", schreibt das Ministerium auf der Plattform X. Eine Unterstützung von Russlands Angriffskrieg "bedroht auch die Sicherheit Deutschlands und die europäische Friedensordnung unmittelbar".

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius zeigte sich bei einem Besuch in Großbritannien besorgt angesichts der Entwicklungen und sprach von einer "neuen Qualität" des Krieges. "Das ist eine Art von Eskalation", sagte er in London. Es mache deutlich, dass sich internationale Konflikte immer mehr annäherten. Dass etwa Nordkorea Waffen an Russland liefere und Moskau im Gegenzug technische Systeme, sowie Öl und Gas, habe Auswirkungen auf die Sicherheit in Südkorea und weiter auch auf die Beziehungen zwischen Pjöngjang und Peking, so Pistorius. "Wir sehen, dass die internationalen Konflikte immer näher zusammenrücken und miteinander verbunden sind, was es nicht gerade einfacher macht, mit ihnen umzugehen."

Falschidentitäten für Nordkoreaner

Bereits am Freitag meldete der südkoreanische Geheimdienst eine erste Entsendung von rund 1500 nordkoreanischen Soldaten nach Russland. Diese sollen in russischen Schiffen nach Wladiwostok transportiert worden sein. Ebenfalls behauptete der NIS, die nordkoreanischen Truppen sollen russische Uniformen sowie Falschidentitäten erhalten haben, um ihre wahre Herkunft zu verschleiern. Der südkoreanische Geheimdienst stützt seine Informationen demnach auf Satellitenbilder sowie Gesichtserkennungssoftware, welche man in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Geheimdienst eingesetzt habe.

Pjöngjang unterstützt den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bereits massiv mit Waffen und Munition. Einem Bericht des südkoreanischen Geheimdienstes zufolge liefert das international weitgehend isolierte Land vor allem Artilleriegeschosse und Kurzstreckenraketen.

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In den letzten Monaten hatte Nordkorea seine militärische Kooperation mit Russland stark intensiviert. Erst im Juni unterzeichneten Moskau und Pjöngjang einen Vertrag über eine allumfassende strategische Zusammenarbeit, der auch einen gegenseitigen Beistand für den Fall eines Angriffs durch einen Drittstaat beinhaltet.

Die Berichte über die Verlegung von Truppen und Waffenlieferungen dementierten die beiden Staaten jedoch. Laut dem südkoreanischen Geheimdienst sollen seit August 2023 mehr als 13.000 Container mit Artilleriegeschossen, Raketen und anderen Waffen von Nordkorea nach Russland geliefert worden sein.

Quelle: ntv.de, gut/rts/dpa/AFP

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