Politik

Brutales Vorgehen der Polizei Über 2000 Festnahmen bei Nawalny-Protesten

Allein in Moskau wurden Hunderte Protestierende in Gewahrsam genommen.

Allein in Moskau wurden Hunderte Protestierende in Gewahrsam genommen.

(Foto: imago images/ITAR-TASS)

In zahlreichen russischen Städten demonstrieren Menschen gegen die Inhaftierung von Kremlkritiker Nawalny. Die Polizei setzt Tränengas und Elektroschocker ein. Zahlreiche Demonstranten werden festgenommen - auch die Ehefrau des Kremlkritikers.

Bei neuen Demonstrationen in Russland für den inhaftierten Kremlkritiker Alexej Nawalny sind bis zum Nachmittag Menschenrechtlern zufolge mehr als 2100 Menschen festgenommen worden. Das Portal Owd-Info listete allein für die Hauptstadt Moskau zunächst mehr als 470 Festnahmen auf. Es wird mit weiter steigenden Zahlen gerechnet. Auch in anderen Städten wie St. Petersburg im Norden des Landes und Krasnojarsk in Sibirien kamen zunächst jeweils 200 Demonstranten in Polizeigewahrsam.

Dabei gingen die Sicherheitskräfte in schwerer Montur mitunter brutal vor. In der Millionenmetropole St. Petersburg setzte die Polizei Berichten zufolge Tränengas und Elektroschocker ein. Ein Beamter drohte mit seiner Waffe. Fotos aus Kasan an der Wolga, etwa 700 Kilometer östlich von Moskau, zeigten mehrere Demonstranten, die sich vor Polizisten an einer Hauswand in den Schnee legen mussten.

Die Journalistengewerkschaft sprach von zunächst 50 festgenommenen Medienvertretern. Sie seien in Polizeigewahrsam gekommen, obwohl sie sich hätten ausweisen können. Auch der bekannte deutsche CNN-Reporter Frederik Pleitgen wurde nach eigenen Angaben von Moskauer Polizisten festgenommen. Pleitgen schrieb auf Twitter, er sei nur kurz festgehalten worden, als er über die Proteste berichten wollte. In einem weiteren Tweet schrieb er, es sehe so aus, als versuche die Polizei, "jeden auf dem Platz festzunehmen, um den Start der Demonstration zu verhindern".

Auch Nawalnys Ehefrau, Julia Nawalnaja, soll unter den Festgenommenen sein. Die 44-Jährige hatte zuvor bei Instagram ein Foto von sich auf der Straße veröffentlicht. In einem weiteren Eintrag mit einem Familienfoto kritisierte sie, dass ihr Mann inhaftiert sei, weil er es gewagt habe, den Mordanschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok zu überleben. Sie war bereits bei Protesten vor einer Woche vorübergehend festgenommen worden.

Nawalny soll Rufe im Gefängnis hören

Zudem beklagte Nawalnaja, dass Alexejs Bruder Oleg Nawalny als "Geisel" in Haft genommen worden sei. "Wenn wir schweigen, dann holen sie morgen jeden von uns." Sie warf dem Präsidenten Wladimir Putin vor, nach Belieben das Schicksal von Menschen zu bestimmen - er entscheide, "wer eingesperrt, wer vergiftet wird". Bei Nawalnajas Festnahme kritisierten Unterstützer, dass sie willkürlich von der Polizei abgeführt wurde, wie der Internet-Kanal Doschd zeigte.

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In Moskau versammelten sich nach einer Sperrung der Innenstadt an verschiedenen Punkten Menschen, die Protestzüge bildeten. Ein Zug mit Tausenden zog zum Moskauer Untersuchungsgefängnis Nummer eins - der im Volksmund so bezeichneten Matrosenstille. Dort sitzt Nawalny in Haft. Die Sicherheitskräfte hatten die Zufahrten zum Gefängnis gesperrt. Der Ort gilt als der am stärksten bewachte in Moskau. In der vergangenen Woche gab es an dem Gefängnis Proteste und zahlreiche Festnahmen.

Nawalnys Team, das die Proteste teils über die sozialen Netzwerke steuerte, erklärte, dass Nawalny die Rufe seiner Unterstützer in seiner Zelle hören solle. Viele Menschen riefen: "Freiheit für die politischen Gefangenen" und "Freiheit für Alexej Nawalny". Trotz Drohungen der Polizei waren auch in vielen anderen Städten Menschen zu Tausenden auf den Straßen. Sie protestierten außerdem gegen Korruption, Justizwillkür und die Unterdrückung Andersdenkender unter Putin.

Quelle: ntv.de, nan/fzö/dpa

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