Elf Haftorte in Cherson gefunden Ukraine berichtet von Leichen mit Folterspuren
17.11.2022, 09:32 Uhr
Es seien Zeugenaussagen zu 800 Verhaftungen durch russische Truppen in der Region gesammelt worden, sagte ein Vertreter der Staatsanwaltschaft.
(Foto: REUTERS)
Trotz internationaler Vorwürfe bestreitet Moskau, in besetzten Gebieten Gräueltaten zu begehen. Doch nach dem Rückzug russischer Truppen aus Cherson berichten ukrainischen Ermittler erneut von Leichen mit Folterspuren. Insgesamt seien 436 Fälle von Kriegsverbrechen aufgedeckt worden.
Rund eine Woche nach dem Abzug der russischen Truppen aus der südukrainischen Region Cherson haben Ermittler nach Angaben der Regierung dort 63 Leichen mit Folterspuren entdeckt. Die Untersuchungen seien aber erst am Anfang, sagte der ukrainische Innenminister Denys Monastyrskyj laut der heimischen Nachrichtenagentur Interfax Ukraine.
Die Strafverfolgungsbehörden hätten 436 Fälle von Kriegsverbrechen während der russischen Besatzung dokumentiert. Elf Haftorte seien gefunden worden, darunter vier, in denen gefoltert worden sei. "Die Ermittler sind dabei, diese zu untersuchen und jeden Fall von Folter festzuhalten. Auch die Leichen der Getöteten werden exhumiert", sagte Monastyrskyj.
Russland bestreitet Vorwürfe
Ein Vertreter der Staatsanwaltschaft von Cherson sagte der "New York Times", dass Zeugenaussagen zu 800 Verhaftungen durch russische Truppen in der Region gesammelt worden seien. Die häufigsten Misshandlungen seien Elektroschocks, Schläge mit Plastik- oder Gummiknüppeln und das Abklemmen des Atemschlauchs einer Gasmaske, die Gefangenen über den Kopf gezogen worden sei. Die Ukraine und internationale Ermittler werfen Russland Kriegsverbrechen in besetzten Gebieten vor.
Russland bestreitet, dass seine Truppen Zivilisten ins Visier nehmen und Gräueltaten begangen haben. In anderen Gebieten, die zuvor von russischen Truppen besetzt waren, wurden Massengräber gefunden, darunter auch einige mit Leichen von Zivilisten, die Anzeichen von Folter aufwiesen.
Quelle: ntv.de, lno/rts