Brisante Lage bei Kupjansk Ukraine evakuiert Dutzende Dörfer
15.10.2025, 11:31 Uhr Artikel anhören
Schwer umkämpft: eine Ortschaft bei Kupjansk im Sommer dieses Jahres.
(Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire)
Seit Langem versuchen die Russen, die Stadt Kupjansk zu erobern, im September gesteht der ukrainische Präsident Selenskyj eine schwierige Lage an dem Frontabschnitt ein. Nun reagiert der Gouverneur der Region. Die Nato setzt indes auf weitere Waffenlieferungen.
Die ukrainischen Behörden haben die Evakuierung von Familien aus zahlreichen Dörfern in der Nähe der fast vollständig zerstörten nordöstlichen Stadt Kupjansk angeordnet. Als Grund wurde die "sich verschlechternde Sicherheitslage" in der Region genannt, die schweren russischen Angriffen ausgesetzt ist.
Der Gouverneur der nordöstlichen Region Charkiw, Oleh Synjehubow, schrieb auf Telegram, insgesamt 409 Familien mit 601 Kindern seien aufgefordert worden, 27 Ortschaften zu verlassen. Ein anderer Beamter in dem betroffenen Gebiet sagte später dem öffentlich-rechtlichen Sender Suspilne, die Liste der zu evakuierenden Ortschaften sei auf 40 erweitert worden.
Die russischen Streitkräfte versuchen seit Monaten, auf die Stadt Kupjansk vorzurücken. Die inzwischen fast völlig zerstörte Stadt ist wegen ihrer Lage und verschiedener dort verlaufender Verbindungen strategisch wichtig. Die Stadt wurde in den ersten Wochen der Invasion im Februar 2022 zunächst von russischen Truppen eingenommen, die ukrainischen Streitkräfte eroberten sie jedoch noch im selben Jahr zurück. Angesichts der nun vorrückenden russischen Truppen wurden in dem Großraum bereits mehrere Ortschaften evakuiert.
Nato will Ukraine weitere Waffen zur Verfügung stellen
Nato-Generalsekretär Mark Rutte geht indes davon aus, dass europäische Alliierte weitere US-Waffenlieferungen für die Ukraine finanzieren. Über die im August gestartete Purl-Initiative seien von Ländern wie Deutschland bereits zwei Milliarden Euro zugesagt, sagte Rutte bei einem Verteidigungsministertreffen in Brüssel. Es gebe nun aber Grund zur Annahme, dass noch viele weitere Länder mitmachen.
Es gehe darum, der Ukraine unter anderem Luftverteidigungssysteme und Abfangraketen zur Verfügung zu stellen, erklärte Rutte. Diese seien von großer Bedeutung, um sicherzustellen, dass die ukrainische Zivilbevölkerung und die kritische Infrastruktur so gut wie möglich vor dem anhaltenden russischen Angriff geschützt werden könne.
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth äußerte sich ähnlich. "Unsere Erwartung ist, dass noch mehr Länder noch mehr geben und noch mehr einkaufen, um die Ukraine dabei zu unterstützen, diesen Konflikt zu einem friedlichen Ende zu bringen", sagte er. Von US-Präsident Donald Trump lerne man, wie "Frieden durch Stärke" funktioniere.
Die sogenannte Purl-Initiative sieht vor, dass in den USA hergestellte Munition und Waffen an die europäischen Verbündeten und Kanada verkauft werden – und diese sie dann der Ukraine zur Verfügung stellen. Die Initiative war gestartet worden, um Forderungen von US-Präsident Trump nachzukommen. Dieser ist der Ansicht, dass die USA in der Vergangenheit einen deutlich zu großen Anteil an der Ukraine-Unterstützung hatten, und will nun, dass die anderen Alliierten für weitere US-Militärhilfen zahlen. Neben Deutschland beteiligen sich bislang die Niederlande, Kanada sowie Dänemark, Norwegen und Schweden an der Initiative.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa/rts