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Heftige Kämpfe bei Huljapole Russen stoßen im Süden der Ukraine vor

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Wie nah ist der Feind? Mit Aufklärungsdrohnen halten Ukrainer über den Schlachtfeldern bei Pokrowsk Ausschau.

Wie nah ist der Feind? Mit Aufklärungsdrohnen halten Ukrainer über den Schlachtfeldern bei Pokrowsk Ausschau.

(Foto: REUTERS)

Der Abnutzungskrieg zeigt in der Ukraine langsam Wirkung: Bei Pokrowsk halten die Verteidiger den Ansturm nur mit Mühe auf, an den Flanken wälzt sich Putins Kriegsmaschinerie tiefer ins ukrainische Kernland vor. Wo verläuft aktuell die Front? Ein Blick auf die derzeit gefährlichsten Frontabschnitte.

Bei den Gefechten in der Ukraine geraten die Verteidiger zunehmend unter Druck: An der Nahtstelle zwischen der Donbass-Front im Osten und der Saporischschja-Front im Süden des Landes haben sich russische Stoßtruppen in den vergangenen Monaten tief in die ukrainischen Linien vorgeschoben. An mehreren Stellen wird bereits in Dörfern und Siedlungen der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk gekämpft.

Auf der Lagekarte sind die Bewegungen an der Front gut zu erkennen: Die signalrote Linie markiert den ungefähren Verlauf der Hauptkampflinie Anfang Oktober zwischen dem Kachowka-Staubecken im Westen und den Kampfzonen der Schlacht um Pokrowsk. Die dünnere dunkelrote Linie zeigt den Stand Anfang Mai. In den vergangenen fünf Monaten konnte das russische Militär unter anderem kleinere Geländegewinne im Westen bei Kamjanske und vor allem im Zentrum südlich von Nowopawlika erreichen.

Eines der Hauptziele der russischen Sommer-Offensive - die Eroberung oder zumindest die Einkesselung der Stadt Pokrowsk - ist zwar bisher gescheitert. Dort konnten die Ukrainer den Ansturm der russischen Kampfverbände weitgehend aufhalten. Doch die dafür erforderliche Verlegung von Reserve-Einheiten hatte für die ukrainische Seite gravierende Folgen. Zwischen Huljapole und Nowopawliwka konnten die russischen Truppen während des Sommers auf einer Breite von fast 80 Kilometern vorrrücken.

Westlich von Welyka Nowosilka erreichten die russischen Vorstöße bis Anfang Oktober eine Tiefe von rund 30 Kilometern. Nach Norden ging es für die Russen von dieser Kleinstadt aus um fast 20 Kilometer voran. Zum Vergleich: Bei Kamjanske am Ufer des weitgehend entleerten Kachowka-Staubeckens drangen die russischen Kämpfer dagegen an keiner Stelle dauerhaft mehr als vier Kilometer vor.

An Abschnitten wie etwa bei Robotyne blieb die Frontlinie während des Sommers nahezu unverändert. Dort stehen sich beide Seiten seit den ukrainischen Gegenangriffen von vor zwei Jahren in ausgebauten Stellungen gegenüber. Doch die ukrainischen Soldaten, heißt es, sind erschöpft, ihre Reihen vielerorts ausgedünnt.

Die Versorgung wird durch den ständigen Beschuss und die Drohnenschwärme in Frontnähe massiv erschwert. Die personelle Übermacht der Angreifer, ihr Einsatz ohne Rücksicht auf Verluste und die neuen Taktiken russischer Sturmtruppen auf Motorrädern können die Verteidiger schnell in Bedrängnis bringen, wie mehrere teils gut dokumentierte Vorstöße zeigen.

Um die eigenen Kräfte zu schonen, mussten sich die Ukrainer während des Sommers an mehreren Stellen der Front zurückziehen. Nur vereinzelt, wie etwa bei Dobropillja nordöstlich von Pokrowsk, konnte Kiew erfolgreiche Gegenstöße melden.

Vor Pokrowsk und an der Südfront bei Orichiw und Tokmak konnten die Ukrainer die Front zwar bemerkenswert stabil halten. Doch mit den russischen Offensiverfolgen am linken Flügel ihrer Donbass-Front zeichnet sich eine sehr viel größere Gefahr ab: Sollte es hier zu einem echten Durchbruch kommen, könnten Russlands Militärplaner versuchen, tiefer in die Region Dnipropetrowsk vorzustoßen. Dann wäre womöglich der gesamte ukrainische Südabschnitt von der Einschließung bedroht.

Die Gefechte in der Region bilden unterdessen bei weitem nicht den einzigen Brennpunkt entlang der mehr als 1000 Kilometer langen Frontlinie. Massiv unter Druck stehen ukrainische Verbände auch bei Kupjansk im Nordosten, wo russische Trupps durch eine stillgelegte Erdgas-Pipeline ins nördliche Stadtgebiet eindringen konnten.

Umfangreichere Geländegewinne erzielte die russische Armee auch an der Oskil-Front nördlich von Lyman sowie - nach dem Rückzug aus dem Serebrjanski-Wald - auch bei Siwersk. Die Stadt bildete bisher einen wichtigen Eckpfeiler des ukrainischen Verteidigungssystems. Mittlerweile ist die Front dort teils nur noch weniger als vier Kilometer vom Stadtrand entfernt.

Quelle: ntv.de

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