Experte: Regierung unter Druck Wo ist der syrische Präsident Bashar al-Assad?
07.12.2024, 21:16 Uhr Artikel anhören
Der Aufenthaltsort von Assad ist derzeit ungewiss.
(Foto: picture alliance / ROPI)
Der Vormarsch der syrischen Rebellen auf die Hauptstadt Damaskus schreitet voran. Während die Regierung betont, die Lage unter Kontrolle zu haben, stellt sich eine Frage: die nach dem Aufenthaltsort von Machthaber Assad.
Wo ist der syrische Präsident Bashar al-Assad? Der US-Sender CNN berichtet mit Verweis auf eine nicht namentlich genannte Quelle, dass sich Assad an keinem der Orte in der Hauptstadt Damaskus befinde, an denen man ihn normalerweise erwarten würde. Auch die Präsidentengarde habe sich von seinem üblichen Wohnort zurückgezogen, heißt es. Was weitere Spekulationen über seinen Aufenthaltsort befeuere.
Assads Büro ließ am frühen Nachmittag mitteilen, dass er sich weiterhin in Damaskus befinde und derzeit "arbeitet". Auch Beamte des verbündeten Iran dementierten laut CNN, dass Assad Damaskus verlassen habe. "Die Nachricht, Assad und seine Familie hätten Syrien verlassen, stimmt nicht", wird ein iranischer Abgeordneter, der Mitglied im Ausschuss für nationale Sicherheit und Außenpolitik ist, von CNN zitiert. Am Morgen hieß es, die Familie des Präsidenten habe sich nach Russland abgesetzt.
Derweil mehren sich die Stimmen, dass die syrische Regierung sich möglicherweise nicht lange mehr halten können wird. Der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte hält die Einnahme von Damaskus durch die Rebellen und den Sturz der Regierung nur noch für eine Frage der Zeit. Die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien ist seit Jahren eine der führenden Quellen für Informationen aus dem Bürgerkriegsland. Sie stützt sich auf ein Netz von Informanten in Syrien. Auch US-Beamte der Regierung von Präsident Joe Biden mutmaßten, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis die Regierung zusammenbreche.
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Die syrische Regierung bemühte sich, Spekulationen über eine baldige Einnahme von Damaskus durch die Rebellen entgegenzutreten. Der syrische Innenminister Mohammed Al-Rahmun sagte dem Staatsfernsehen, es gebe einen "sehr starken Sicherheitsring an den Außenbezirken von Damaskus", den niemand durchbrechen könne. Er riet den Menschen, in ihren Häusern zu bleiben. Ein Armeesprecher sagte in einer TV-Ansprache, die Kräfte im Umland von Damaskus würden verstärkt.
Die Kämpfe zwischen Rebellen und der Armee sowie deren Verbündeten in dem seit 2011 herrschenden syrischen Bürgerkrieg waren in der vergangenen Woche unerwartet heftig wieder aufgeflammt. Die Aufständischen unter der Führung der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) konnten mit einer Offensive viele Gebiete im Norden des Landes teils kampflos einnehmen. Der Offensive schlossen sich andere Gruppen etwa im Süden des Landes an. Sie stehen nun vor Damaskus, während die HTS-Einheiten auf die strategisch wichtige Stadt Homs vorrücken.
Der Konflikt hatte vor mehr als einem Jahrzehnt zunächst mit friedlichen Protesten begonnen. Sicherheitskräfte gingen dagegen mit äußerster Brutalität vor. Die Gewaltspirale mündete in einen Bürgerkrieg mit internationaler Beteiligung, in dem Russland, der Iran, die Türkei und die USA eigene Interessen verfolgen.
Rund 14 Millionen Menschen wurden vertrieben. Nach UN-Schätzungen kamen bisher mehr als 300.000 Zivilisten ums Leben. Eine politische Lösung ist seit Jahren nicht in Sicht. Nun scheint es denkbar, dass der Konflikt schon bald militärisch entschieden wird.
Quelle: ntv.de, ses/dpa