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Todesschüsse in den USA Land der Killer-Cops

Michael Slager erschießt Walter Scott.

Michael Slager erschießt Walter Scott.

(Foto: AP)

In Charleston erschießt ein Polizist einen Schwarzen - hinterrücks und ohne Not, wie ein Video beweist. Das Verhältnis zwischen Schwarzen und der Polizei ist in den USA auf eine Weise militarisiert, wie es vor kurzem noch unvorstellbar schien.

Ein Mann rennt weg von der Polizei, unbeholfen, fast langsam. Jeder mittelmäßig trainierte Cop hätte ihn einholen können. Doch was macht Officer Michael Slager? Er schießt dem Fliehenden in den Rücken - acht mal. Das Video aus South Carolina ist der bisher erschütterndste Beleg für ungehemmte Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA, der augenfälligste Beweis für ein riesiges Rassismus-Problem in einem Land, das seit sechs Jahren von einem schwarzen Präsidenten regiert wird.

Man kann sich angesichts der Bilder fragen, wie ein Mann wie Slager überhaupt Polizist werden konnte. Man kann sich fragen, ob es nicht Tests und Auswahlverfahren gibt, die solche Männer identifizieren und verhindern, dass ihnen jemals eine Dienstmarke überreicht wird - geschweige denn eine Dienstwaffe.

Aber diese Fragen sind müßig in einem zunehmend vergifteten, gewalttätigen Klima, das sich in der amerikanischen Gesellschaft breit gemacht hat. Das Verhältnis zwischen afroamerikanischer Minderheit und der mehrheitlichen weißen Polizei ist auf eine Weise militarisiert, wie es vor einigen Jahren noch unvorstellbar schien. Es ist auch die Folge einer Aufrüstung, wie sie ansonsten nur in Bürgerkriegsländern zu beobachten ist.

Als im August 2014 in Ferguson, Missouri, der weiße Polizist Darren Wilson den unbewaffneten Schwarzen Michael Brown erschoss, kam es zu gewalttätigen Protesten, die eher an Aufstände erinnerten als an Demonstrationen. Die Polizei rückte mit gepanzerten Fahrzeugen an, die Ordnungsmacht trat auf wie eine Besatzungsmacht.

Das tiefe Misstrauen und die martialischen Auftritte haben auch einen ganz praktischen Grund. In einem Land, in dem in vielen Bundesstaaten selbst Sturmgewehre frei verkäuflich sind, ziehen die Polizisten automatisch schneller. Kommen zu diesen Reflexen noch rassistische Vorurteile, dann entsteht eine giftige, brandgefährliche Mischung, die jederzeit wieder explodieren kann. Wie in Ferguson, in New York und jetzt in South Carolina.

In Ferguson entbrannte der Konflikt vergangenen November erneut, als ein Gericht dem Todesschützen einen Prozess ersparte. Man konnte das als Botschaft missverstehen: Man kommt als Cop mit so einer Tat ungestraft davon. Zumindest in dieser Hinsicht hat sich Michael Slager, der Todesschütze von North Charleston, geirrt. Dass er in Haft ist und sich nun wegen Mordes verantworten muss, gibt der Gerechtigkeit eine Chance. Die tiefer liegenden Probleme, der Rassismus und die Polizeigewalt, bleiben davon leider völlig unberührt.

Quelle: ntv.de

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