Überraschung bei Handball-WM "Forza Italia!": Bob Hanning wird plötzlich Nationaltrainer
31.01.2025, 12:54 Uhr
Bob Hanning übernimmt die italienische Nationalmannschaft.
(Foto: Andreas Gora/dpa)
Top-Funktionär Bob Hanning ist neuer Nationaltrainer von Italiens Handballern. Der Geschäftsführer der Füchse Berlin folgt im kleinen Handballland, das bei der WM mit dem erstmaligen Sprung in die Hauptrunde und Platz 16 für Furore sorgte, auf Riccardo Trillini.
Bob Hanning büffelt schon fleißig Vokabeln. "Noch", sagte der neue Nationaltrainer von Italiens Handballern nämlich, "lässt mein Italienisch zu wünschen übrig". Doch der schillernde Funktionär ist zuversichtlich, schon bald aufzuholen, "sodass ich die Hymne mitsingen kann", berichtete Hanning im SID-Gespräch. Er schmunzelte.
Der Geschäftsführer der Füchse Berlin ist der neue starke Mann im handballerischen Entwicklungsland. Mit der Verpflichtung des 56-Jährigen sorgte der italienische Verband am Freitag vor dem WM-Finalwochenende in Oslo für einen kleinen Paukenschlag.
"Die Weltmeisterschaft hat gezeigt, welches Potenzial in der Mannschaft steckt. Ich freue mich auf die kommenden Wochen, Monate und Jahre. Zusammen können wir eine Menge erreichen", sagte Hanning am Freitagmittag in Oslo. Mit seiner ersten Station als Nationaltrainer erfülle sich ein "großer Traum. Diesen nun mit den Italienern zu leben, ist mir eine Ehre."
Prantner-Wechsel kein Zufall?
Im dänischen Herning hatte die Squadra Azzurra ein kleines Handball-Märchen geschrieben. Bei der überhaupt erst zweiten WM-Teilnahme gelang dem Team um die Deutschland-Legionäre Domenico Ebner und Leo Prantner mit zwei Siegen gegen Algerien und Tunesien der erstmalige Sprung in die WM-Hauptrunde, dort sicherte ein weiterer Erfolg gegen Tschechien den 16. Platz - besser stand Italien nie da.
Dennoch vollzog der Verband den Wechsel auf der Trainerposition von Riccardo Trillini zu Hanning, wohl auch, um vom Netzwerk und der Erfahrung des ehemaligen DHB-Vizepräsidenten - insbesondere in der Entwicklung von jungen Talenten - zu profitieren. Dass am Donnerstag der Wechsel des jungen Prantner (23) vom Zweitligisten Balingen zu den Füchsen Berlin bekannt wurde, ist wohl kaum ein Zufall.
Schon vor eineinhalb Jahren hatte Hanning durchblicken lassen, dass ihn eine Rolle als Talententwickler in einem kleinen Handball-Land reizen würde, um auf die Trainerbank zurückzukehren. Hanning gilt in der Szene als absoluter Fachmann im Formen von (jungen) Spielern, neben seinem Job als Coach wird er auch als Berater des italienischen Verbandes in Sachen Nachwuchs und Entwicklung fungieren.
"Etwas Großes entwickeln"
"Es war und ist mir immer eine Freude, mitzuhelfen, etwas Großes zu entwickeln", sagte Hanning: "Die großartige Arbeit von Riccardo Trillini und dem Team fortzusetzen, wird eine anspruchsvolle Aufgabe sein, der ich mich aber mit vollem Engagement widme." Seine Arbeit in der Hauptstadt wird er weiter fortführen.
Hanning hatte zuletzt den VfL Potsdam von der 3. Liga bis in die Bundesliga geführt, seine Tätigkeit beim Kooperationsklub der Füchse aber im vergangenen Sommer nach dem Aufstieg planmäßig niedergelegt. Rund um die Jahrtausendwende war Hanning unter anderem bei der SG Solingen und dem HSV Hamburg als Trainer tätig. Seine Arbeit im DHB-Präsidium beendete Hanning 2021 nach acht Jahren.
Nun die Aufgabe bei den Italienern, denen von vielen Experten eine erfolgreiche Zukunft vorhergesagt wird. Knapp zwei Drittel der Spieler im WM-Kader waren 26 oder jünger. Ein stabiles Grundgerüst für Hanning. Bei der Europameisterschaft im kommenden Jahr hofft das Team, die nächsten "Notti magiche" auf der großen Handball-Bühne zu erleben - mit einem textsicheren Hanning an der Seitenlinie. "Zusammen können wir eine Menge erreichen", sagt er und ergänzte: "Forza Italia!"
Quelle: ntv.de, tno/sid