Handballer mit "Kraft von oben" Ein toter Freund half Portugal, Deutschland zu besiegen
30.01.2025, 13:56 Uhr
Die deutsche Mannschaft liefert bei der Handball-WM im Viertelfinale zu lange kein starkes Spiel, am Ende steht ein dramatisches Aus. Außenseiter Portugal dagegen jubelt. Und ist sich sicher: Ihr toter Kollege hilft ihnen beim WM-Wunder.
Als nach einem dramatischen WM-Viertelfinale am Ende der Verlängerung die Schlusssirene ertönte, brachen die geschlagenen Deutschen nach dem 30:31 in sich zusammen. Bei den Portugiesen aber, die sich sensationell ins Halbfinale gekämpft hatten, brach die Hölle los: Sie brüllten, sie sprangen, sie umarmten alles und jeden, sie tanzten und tobten im Rausch des gerade Geschafften.
Und inmitten des Taumels stand Luis Frade, ein Baum von Mann, und zeigte gen Himmel. Es ist nicht verbrieft, aber es ist anzunehmen, dass der Abwehrchef einem ehemaligen Mitspieler dankte: Dem 2021 im Alter von nur 32 Jahren verstorbenen Alfredo Quintana. Der Torwart, so sind sie sich einig bei den "Helden des Meeres" ist immer bei ihnen. Und half dabei, das WM-Wunder der Portugiesen möglich zu machen. Davon sind sie jedenfalls überzeugt.
"In diesem Moment der Freude muss ich an unsere treibende Kraft denken: AQ1!", schrieb Kreisläufer Victor Iturriza nach dem portugiesischen Handball-Wunder. "Wir wissen, dass du bei uns bist, Bruder!" Iturriza hatte zuvor die deutsche Abwehr immer wieder zur Verzweiflung getrieben, der 34-Jährige vom FC Porto erzielte sieben Tore. Schon vor dem Spiel hatte Außen António Areia Portugals "Kraft von oben" beschworen: "Die Zeit vergeht, aber an seiner Anwesenheit ändert sich nichts." Der deutsche Bundestrainer sah die Gründe für Portugals Triumph unsentimental bei seiner Mannschaft: "Letztendlich waren wir komplett selbst daran schuld, dass wir gegen Portugal so zurücklagen zur Halbzeit", sagte Alfred Gislason. 9:13 stand es nach aus deutscher Sicht grausigen 30 Minuten. "Das ging allein auf unser Konto."
Weltklassetorwart Alfredo Quintana hatte in 64 Länderspielen das portugiesische Tor gehütet, als er im Februar 2021 im Training seines FC Porto kollabierte. Wenige Tage später hörte das Herz des Torhüters auf zu schlagen. Der Tod Quintanas zerriss das Herz des portugiesischen Handballs. Doch Quintana hat die Nationalmannschaft nie verlassen, sagen sie, auch wenn er nicht mehr im Tor stehen kann.
"Egal welches Spiel, wir denken an Alfredo"
Iturriza, Areia, Kapitän Rui Silva und weitere Spieler des WM-Halbfinalisten waren dabei, als Quintana damals im Training zusammenbrach. "Wir haben ein Foto von ihm bei uns in der Umkleidekabine und wir versuchen, jedes Spiel für ihn zu gewinnen", erzählte Iturizza, einer der besten Freunde Quintanas einst. "Egal welches Spiel, egal wie das Ergebnis ausfällt, wir denken an Alfredo."
Schon im März 2021, als Portugal wenige Tage nach dem Tod des Torwarts gegen Frankreich ein kleines Handball-Wunder geschafft hatte, war sich Nationaltrainer Paulo Pereira sicher: "Wir haben das nicht alleine geschafft. Ich möchte Alfredo Quintana für alles danken, was er für uns und diesen Erfolg getan hat." Nun gehen sie die nächsten Schritte, der Einzug ins WM-Halbfinale ist eine Sensation. Und die Liste der Nationen, die man auf dem Weg im Staub zurückgelassen hat, ist beeindruckend: Norwegen, Schweden, Spanien und nun Deutschland - alle Großmächte wurden mit Portugals himmlischer Unterstützung in die Hölle geschickt.
Alfredo Quintana lebt in der Mannschaft weiter, die für Portugal Historisches erreicht hat. Francisco Costa war 16 Jahre alt, als sein enger Freund und Mentor Quintana starb: "Eines Tages wirst du ein Champion sein", habe Quintana ihm gesagt. So berichtete es Costa in einer Dokumentation der EHF, mit Tränen in den Augen. Der Shootingstar trägt die Initialen "AO" als Tattoo auf seinem Unterarm. Gegen Deutschland erzielte Costa acht Tore.
"Lasst uns nach mehr streben! Lasst uns träumen", beendete Kreisläufer Iturriza seinen Post, in dem er dem alten Freund und Wegbegleiter für seine Hilfe dankte. Am Freitag um 20.30 Uhr wartet Topfavorit Dänemark auf die Portugiesen, die sich sicher sind, dass sie von oben unterstützt werden.
Quelle: ntv.de