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Khalid Taha im Interview "Meine Division in der UFC ist voller Killer - ich bin einer davon"

Steht vor seinem sechsten Kampf in der UFC: Khalid Taha.

Steht vor seinem sechsten Kampf in der UFC: Khalid Taha.

(Foto: USA TODAY Sports)

Bei UFC Paris (Samstag 18 Uhr/DAZN) treten eine Reihe Mixed-Martial-Arts-Kämpfer aus Deutschland an. Der Dortmunder Khalid Taha will bei seinem Kampf gegen den Mexikaner Christian Quinonez ein Ausrufezeichen setzen. Im Interview mit ntv.de spricht er über die Veranstaltung in Paris, warum ein UFC-Event in Deutschland in nächster Zeit nicht so unwahrscheinlich ist und über seinen jahrelangen Kampf mit deutschen Behörden - den er jüngst für sich entscheiden konnte.

ntv.de: Stylisch im schicken Designer-Anzug haben Sie Ihre Ankunft in Paris auf Social Media zelebriert. Das passte schon sehr gut zur Fashion-Metropole Paris. Ist Mode ein Faktor in Ihrem Leben?

Khalid Taha: Ich liebe Dresscode. Ich liebe es, mich gut zu kleiden. Das gehört zu meinen Leidenschaften. Und ich war monatelang in der Vorbereitung. Da rennst du fast durchgehend im Jogger und mit wuscheligen Haaren durchs Gym. Ich habe jetzt einfach die Gelegenheit, mich endlich wieder aufzustylen, gut anzuziehen. Das habe ich natürlich voll ausgekostet, vor allem in Paris, in dieser wunderschönen Stadt.

Wie viele Outfits haben Sie dabei?

Ich habe einige dabei: Für die Anreise, wie erwähnt. Meine sportlichen Sachen und Kleidung für den Alltag, ein Outfit für Freitagabend zum Ausgehen. Denn nach dem Wiegen gehen wir hier in ein wunderschönes Restaurant, wo wir sehr gut essen werden. Dazu habe ich noch einen Anzug für Samstag nach dem Kampf.

Wenn Sie die Restaurants der Stadt kennen, dann haben Sie bereits Erfahrung mit Paris?

Ich war schon mehrmals hier, zum Shoppen, zum Essen. Auch der typische Besuch im Disneyland war dabei. Paris ist ein gutes Beispiel dafür, warum ich Reisen so liebe. Du siehst andere Kulturen. Du kommst hier her und weißt, hier gibt es so geilen Käse, den muss sich ausprobieren. Dann hast du die vielen Sehenswürdigkeiten wie den Eiffelturm. Das ist etwas ganz Besonderes an meinem Job.

Es ist die erste Veranstaltung der UFC in Frankreich. Was erwarten Sie?

Ich glaube, die UFC hat eine zu kleine Halle gebucht. Über 16.000 Zuschauer und die Veranstaltung war in wenigen Minuten restlos ausverkauft. Und ich bin mir sicher, das wird nicht das letzte Mal sein. Die Leute drehen durch und kaufen für Tausende Euro Tickets. Überall versuchen die bei mir noch privat Karten zu erwerben. Ich würde gerne welche anbieten, verkaufen, verschenken. Aber ich habe keine. 16.000 Zuschauer ist schon eine Mordszahl und beim nächsten Mal werden es bestimmt mehr als 30.000.

UFC-Boss Dana White hat erwähnt, dass es jahrelange Lobbyarbeit gekostet hat, in Frankreich so ein Event auf die Beine zu stellen. Wie realistisch ist es, dass wir so etwas in Deutschland demnächst mal erleben?

Es dürfte nicht so unrealistisch sein. Auch wenn das seit Jahren ein Auf und Ab mit Deutschland ist. Das einzige, was fehlt, ist so ein bisschen die Medienpräsenz - da wo das richtige Geld herkommt. Wir haben immer gute Events in Deutschland gehabt und wir könnten viel, viel bessere Events haben. Wir haben gute Kämpfer aus dem deutschsprachigen Raum, viele die hier trainieren. Zum Beispiel Khamzat Chimaev, der spricht auch ein bisschen deutsch. Du kannst so einen Mann wie ihn buchen. Da kriegst du auch 20.000 oder 30.000 Zuschauer in die Halle. Das geht hundertprozentig.

Sie haben bereits ein UFC-Event in Hamburg hinter sich. Bleibt es trotzdem ein Traum, noch einmal auf so einer Veranstaltung in Deutschland in den Käfig zu steigen?

Ich wünsche es mir. Meinetwegen jedes Jahr, zweimal sogar. Also wenn es nach mir geht, würde ich lieber in Dortmund kämpfen als in Las Vegas. Das verstehen viele nicht, aber für mich ist das Wichtigste, wenn ich meine Familie, meine Freunde um mich herum habe. Denn diese Leute wissen, was ich dafür geopfert habe, was ich dafür gegeben habe. Dann müssten sie nicht mehr die ganze Nacht aufbleiben, um dann um 5 Uhr morgens meinen Kampf zu gucken oder viel Geld ausgeben, Tausende Kilometer fliegen, um mich zu unterstützen - das kann nun mal nicht jeder. Und Events in Deutschland wären für mich in der Hinsicht natürlich ein Traum.

Kommen wir zu Ihrem Kampf am Samstag. Ihr ursprünglich angesetzter französischer Gegner Taylor Lapilus hat sich verletzt. Die Fans hätten Sie sehr wahrscheinlich ausgebuht. Sind Sie erleichtert, dass es nicht gegen einen Local Hero geht?

Ich hätte mich auf den Hexenkessel gefreut, weil ich die Erfahrung schon mal gemacht habe und ich glaube nicht, dass ich ausgebuht worden wäre. Ich habe selbst eine starke Armee mitgebracht. Wir sind einige Leute hier. Sehr viele Leute von mir fliegen hier rüber, fahren hier rüber. Die unterstützen mich da richtig und ich bin mir sicher, das Matchup wäre für die Fans ein Augenschmaus gewesen. Definitiv.

Der neue Gegner, Christian Quinonez, ist jemand, der über das Striking kommt, allerdings ohne große Vorbereitung in den Kampf geht. Ist das für Sie eine große Umstellung?

Das gehört zum Job dazu. Das habe ich jetzt schon öfter erlebt. Also keine allzu große Umstellung. Natürlich hat er einen anderen Kampfstil, aber darauf sind wir vorbereitet. Ich habe mich auf alles vorbereitet. Das ist genau das, was ich immer meinen Trainingspartnern mitgebe: Vertrau nicht zu sehr darauf, dass du genau den Kampf bekommst, den du dir ausmalst. Du weißt nie, was passiert.

In den letzten zwei Fights setzte es Niederlagen nach Punkten. Welche Lehren haben Sie daraus gezogen?

Taha in seinem Kampf gegen Silva oben auf.

Taha in seinem Kampf gegen Silva oben auf.

(Foto: USA TODAY Sports)

Also ich bin mir sicher, meine Niederlagen hatten private Hintergründe, über die ich nie gesprochen habe - möchte ich auch nicht. Diese Probleme oder diese Sachen, die mich aufgehalten haben, die existieren nicht mehr. Die Vorbereitung hätte nicht besser laufen können und dementsprechend wird meine Performance, so Gott will, am Samstag auch sein.

Würden Sie auch eine Prognose abgeben?

Alles ist möglich, aber ich bin mir sicher, dass ich als Sieger den Käfig verlassen werde. Aber ob nach einer Minute, nach 15 Minuten, das ist mir am Ende des Tages auch egal. Aber ich werde definitiv als Sieger den Cage verlassen.

Laut Vertrag stehen inklusive Samstag noch drei Kämpfe in der UFC für Sie an. Da darf man schon mal in die Zukunft blicken. Wenn man auf die Bantamweight-Division schaut, kommen darin immer sehr dynamische und Action geladene Fights zustande. Wie schätzen Sie ihre Gewichtsklasse in der UFC ein?

In meinen Augen sind Bantamweight und Lightweight die am stärksten besetzten Divisions. Von der Top Ten bis zu Leuten ohne Rang, du hast da nur Killer - und das macht das ganze noch interessanter. Denn ich bin einer dieser Killer. Da wird kein Kampf jemals langweilig.

Welcher Gegner würde Sie denn reizen?

Es gibt viele. Es gibt sehr, sehr viele. Ich habe jetzt spezifisch keinen im Kopf, den ich nach einem Sieg herausfordern würde. Ich möchte einfach meinen Job machen, mich auf den Gegner fokussieren und sobald ich den Sieg in der Tasche habe, geht es ab zum nächsten Schritt.

Im Vorfeld des Kampfes endete für Sie auch eine echte Leidensgeschichte. Es geht um Ihren deutschen Pass. Sie sind in Deutschland geboren, mit einer Deutschen verheiratet, haben keine Vorstrafen - warum gab es eine so lange Anlaufzeit, bis Sie endlich eingebürgert wurden?

Das war echt anstrengend, 30 Jahre lang darauf zu warten. Ich habe den Antrag vor acht Jahren gestellt, viele Anwälte eingeschaltet. Es war ein sehr trauriger Prozess. Ich hatte das Gefühl, dass ich vorgeführt wurde, weil es einfach keinen einzigen Grund gab, mich nicht einzubürgern. Mit meinem libanesischen Pass hatte ich zudem enorme Probleme beim Reisen. Ich musste nach Japan, nach Kanada, nach Indonesien, in die USA - was meinst du, wie schwer das war, während der Corona-Zeit ein Visum zu erhalten? Es gab immer diese Ungewissheit: Kann ich jetzt ins Trainingscamp oder nicht? Kann ich den Kampf antreten oder nicht?

Dass ich keinen deutschen Pass bekommen habe, war nicht korrekt und keiner konnte mir sagen wieso. Aber jetzt ich bin einfach nur glücklich darüber, dass ich ihn endlich habe. Ich bin nach Paris das erste Mal mit dem deutschen Pass geflogen und musste mir einfach keine Gedanken mehr machen.

Sie haben den Moment auf Instagram festgehalten und sehr erleichtert gewirkt. Beim Verlesen des Eides mussten Sie sogar ein bisschen lachen.

Ja natürlich habe ich gelacht, vor Freude - und weil ich es nicht geglaubt habe. Dann kam auch erst mal nur eine Urkunde und ich habe mich gefragt: Wo ist mein Pass? Ich hab's erst dann realisiert, als ich ihn in der Hand gehalten habe.

Wenn Sie auf MMA in Deutschland schauen, wie hat sich der Sport Ihrer meiner Meinung nach entwickelt?

Ich finde, da gab es vor ein paar Jahren einen kleinen Cut, wo es sich etwas zurück entwickelt hat. Jetzt seit zwei Jahren haben die so einen Sprung gemacht - in positiver Hinsicht. Das gefällt mir sehr gut. Mittlerweile werden die Kämpfer auch viel besser und fair bezahlt. Es gibt viel mehr Hype und Medienrummel drumherum. Und obwohl ich nicht dort kämpfe, in Anführungsstrichen nichts damit zu tun habe, freue ich mich immer wieder darüber, weil das ist verdient. Auch wenn ein Kämpfer nicht in der UFC kämpft, geht er diesen harten Weg. Macht eine Vorbereitung, verzichtet auf seine Familie. Ich freue mich für jeden, der da alles aufopfert, um seine Träume zu verwirklichen.

Um Ihre Träume zu verwirklichen, arbeiten Sie mir einem eher kleinen Team zusammen.

Mir ist diese Vertrautheit sehr wichtig. Dieses Wohlfühlen. Die Leute die hier dabei sind, sei es mein Striking-Coach Carsten, mein Bruder Mo oder mein dritter Coach, Ottman Azaitar - die drei wissen, durch was für eine Scheiße ich gehe. Sie wissen, wie platt ich bin, wie angeschlagen. Sie versuchen, mir alles abzunehmen.

Dann ist der Wohlfühlfaktor bei Ihnen mitentscheidend für den Erfolg?!

Ja, denn ich liebe meinen Beruf. Mein Boss Dana White hat immer gesagt, wenn du am Sonntag denkst, 'Scheiße, morgen ist Montag. Die Woche beginnt wieder. Dann such dir einen neuen Job'. Und ich kann es nie erwarten, dass es endlich weiter geht. Ich liebe das, was ich tue. Ich liebe das Drumherum. Ich liebe das Reisen. Ich liebe das Essen. Im Moment macht mich das einfach überglücklich.

Mit Khalid Taha sprach Michael Bauer.

Quelle: ntv.de

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