Kein Geld mehr für Fanprojekte Sachsen streicht Beihilfen
31.10.2007, 16:50 UhrDas Gewaltproblem im sächsischen Fußball tritt immer offenkundiger zu Tage, doch das Sozialministerium im Freistaat streicht ab 2008 den Fanprojekten das Geld. "Damit ist Sachsen das einzige Bundesland, das sich aus der Finanzierung von Fansozialarbeit komplett heraushält. Das ist eine Katastrophe", sagte Torsten Rudolph, Leiter des "Fanprojekts Dresden" und betonte: "Dabei würden schon 150.000 Euro im Jahr ausreichen, um alle sächsischen Fanprojekte zu unterstützen. Doch das Land wehrt sich vehement dagegen."
Während Rudolph diese Entscheidung besonders nach den Krawallen vom Sonntag am Rande eines Fünftligaspiels als falsches Signal bezeichnet, verteidigt das Sozialministerium seinen Beschluss. "Das Gewaltproblem muss dort angepackt werden, wo es entsteht. Das geht an die Adresse der Vereine selbst. Das Problem wird nicht allein durch eine bessere finanzielle Ausstattung von Fanprojekten gelöst", erklärte Ministeriumssprecher Ralph Schreiber.
Verheerende Sparmaßnahmen
Die Folgen dieser Einsparmaßnahme sind jedoch verheerend. Dem Fanprojekt in Dresden, das keinem Verein angegliedert ist und bislang etwa zu je einem Drittel von der Stadt, dem Freistaat und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) finanziert wird, fehlen damit jährlich mindestens 30 000 Euro. Zudem muss einer der drei hauptamtlich beschäftigten Sozialarbeiter entlassen werden.
"Wenn es wirklich so weit kommt, löst das eine Kettenreaktion ungeahnten Ausmaßes aus, da dann auch der DFB seine Fördergelder streicht. Das bedeutet Chaos", meinte Rudolph, der sich mit seinen Mitstreitern seit 2003 um die Fansozialarbeit in der Landeshauptstadt kümmert: "Die Ereignisse überschlagen sich, und Vereine wie Dynamo Dresden sind allein überfordert. Gerade deshalb ist unsere langfristig angelegte präventive Arbeit so wichtig."
Politische Lippenbekenntnisse
Dass sich die vielen Zusagen der Politik dagegen oftmals nur als Lippenbekenntnis entpuppen, ärgert Rudolph besonders. "Sachsens Politiker müssen endlich erkennen, dass Verantwortung weiter geht, als in Polizeieinsätze zu investieren", forderte der Sozialpädagoge. Den Hinweis des Ministeriums an das Fanprojekt, sich doch künftig in die Pauschalförderung der Jugendhilfe einzuklinken, weist er als eine ungünstige Variante entschieden zurück.
"Erstens sind diese Pauschalen über Jahre hinaus verplant. Und zweitens müssten dann andere soziale Projekte sterben. Wir brauchen Unterstützung aus einem separaten Topf, so wie das in anderen Bundesländern schon längst gehandhabt wird", meinte Rudolph.
Quelle: ntv.de