Ärger beim VfL Bochum Und Koller bleibt cool
06.01.2009, 14:00 UhrDer suspendierte Kapitän redet sich den Frust von der Seele, die Fans nehmen den Trainer ins Visier, und der neue Hoffnungsträger ist 34 Jahre alt: Es rumort es beim VfL Bochum, Tabellenvorletzter der Fußball-Bundesliga. Und dennoch bleibt Trainer Marcel Koller cool. Oder gibt sich zumindest so.
"Die Vorbereitung läuft gut und ist absolut nicht beeinträchtigt. Die Mannschaft glaubt an sich." Auf die Kritik von Kapitän Thomas Zdebel ("Ich fühle mich betrogen und benutzt"), den er wegen mangelnder Loyalität zu den Amateuren strafversetzte, reagierte der Schweizer mit der Gelassenheit eines Mannes, der bei seinen Vorgesetzten grenzenloses Vertrauen genießt und sich schon lange nicht mehr der Illusion hingibt, jemals bei den Fans beliebt zu sein.
Details nennt Koller nicht
"Dass Thomas enttäuscht ist, ist verständlich. Ich habe meine Spieler immer geschützt, und mein Credo ist es, immer sachlich zu bleiben", sagte Koller und verteidigte die Degradierung des Mittelfeldakteurs, der, obwohl kein Stammspieler mehr, immer noch zu den Führungspersönlichkeiten gehörte: " In diesem Fall haben sich in der Hinrunde mehrere Gründe angesammelt, die diesen Schritt notwendig machten." Details will Koller, der auch Stürmer Vahid Hashemian wegen kritischer Äußerungen in der Öffentlichkeit eine Denkpause verordnete, nicht nennen.
Eine Eskalation der fürchtet der Trainer auch im Fall einer Niederlage gegen den Karlsruher SC im ersten Rückrundenspiel am 1. Februar nicht: "Viel schlechter als nach dem Spiel gegen Köln kann die Stimmung nicht werden." Im der letzten Partie vor der Winterpause hatte der VfL gegen den Aufsteiger mit 1:2 verloren, danach richtete sich die Fan-Wut mehr denn je gegen Koller. Mit der Verbannung des bei den Anhängern hoch geachteten Kapitäns goss Koller weiter Öl ins Feuer. In diversen Internetforen beraten die Fans schon über Pro-Zdebel- und Anti-Koller-Aktionen vor der Partie gegen den KSC.
Entlassung steht nicht zur Debatte
Eine Entlassung des steht beim VfL aber nicht zur Debatte. "Wenn man sich unseren Punktestand ansieht, ist jedes Spiel ein Schlüsselspiel, nicht nur das gegen Karlsruhe. Marcel Koller ist und bleibt unser Trainer, unabhängig vom Ausgang des ersten Rückrundenspiels. Wir werden bestimmt nicht nach jedem Spiel eine Trainerdiskussion beginnen", sagte Manager Thomas Ernst.
Derweil verhinderte die Personalie Zdebel, dass die Verpflichtung von Stürmer Diego Klimowicz von Revier-Rivale Borussia Dortmund im Umfeld das erhoffte Zeichen zum Aufbruch gab. Ohnehin wird der Argentinier, der im fortgeschrittenen Fußballer-Alter von 34 Jahren einen Vertrag bis Juni 2010 erhielt, trotz einer beachtlichen Torquote (63 Tore in 187 Ligaspielen) nicht unkritisch beäugt. Ernst erklärte dagegen, Klimowicz sei genau der Stürmertyp, den man gesucht habe. Er habe "auch in seinem Alter" das Potenzial, dem Offensivspiel Impulse zu verleihen: "Er ist fit genug, uns über 90 Minuten zu helfen, und wenn es später mal nur noch 80 Minuten sein sollten, habe ich damit auch kein Problem."
Quelle: ntv.de