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Sponsor ISP gekündigt Union Berlin wieder Stasi-frei

Union braucht neue Trikots. (Im Bild Torsten Matuschka.)

Union braucht neue Trikots. (Im Bild Torsten Matuschka.)

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Nur 60 Tage nach der vollmundig verkündeten "strategischen Partnerschaft" ist der Millionen-Deal von Zweitliga-Spitzenreiter 1. FC Union Berlin mit seinem Hauptsponsor International Sport Promotion ISP geplatzt. Der Berliner Kultverein teilte der ISP mit, dass er den Kontrakt, der dem Club bis 2014 insgesamt 10 Millionen Euro einbringen sollte, wegen der vom "Spiegel" aufgedeckten Stasi-Vergangenheit des ISP- Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Czilinsky auflöst.

Zunächst machte kurioserweise der gekündigte Hauptsponsor ISP die Trennung öffentlich. Eine Stunde später bestätigte dies der Verein in einer Erklärung, wonach Präsidium und Aufsichtsrat gemeinsam beschlossen haben, die Zusammenarbeit mit dem Hauptsponsor zu beenden. Als Grund für die Trennung werden "falsche Angaben des Vertragspartners beim Zustandekommen des Vertrages" genannt. "Eine weitere Zusammenarbeit war unter diesen Umständen, auch unter Berücksichtigung der rechtlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen für den Verein, nicht möglich", kommentierte Präsident Dirk Zingler.

Spielbetrieb bleibt unberührt

Jürgen Czilinsky war Offizier beim DDR-Ministerium für Staatssicherheit, laut "Spiegel" zuletzt im Rang eines Hauptmanns der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA), zuständig für die Ausspähung militärischer Einrichtungen der Bundesrepublik.

Jürgen Czilinsky war Offizier beim DDR-Ministerium für Staatssicherheit, laut "Spiegel" zuletzt im Rang eines Hauptmanns der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA), zuständig für die Ausspähung militärischer Einrichtungen der Bundesrepublik.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der 1. FC Union Berlin hatte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) vorab über diesen Schritt informiert. Der Spielbetrieb des Vereins in der laufenden Saison bleibt davon unberührt, da die im Lizenzierungsverfahren eingereichte Etatplanung den ISP-Vertrag nicht beinhaltete. Dennoch muss der Verein nun in Windeseile versuchen, einen neuen Trikotsponsor ins Boot zu holen. Ein ähnlich spektakuläres Angebot dürfte aber illusorisch sein.

Entsprechend der Pressemitteilung der ISP hatte der 51 Jahre alte frühere Stasi-Hauptmann Czilinsky am Montag seinen Rücktritt vom Posten des Aufsichtsratschefs erklärt, um möglichen Imageschaden vom Verein abzuwenden. Doch das reichte dem Aufsteiger in die 2. Fußball-Bundesliga nicht, um die ursprünglich auf fünf Jahre festgelegte Partnerschaft fortzusetzen.

Stasi-Feindschaft mit Tradition

Der 1. FC Union, der zu DDR-Zeiten immer Alternativ-Verein zum vom Ministerium für Staatssicherheit geführten BFC Dynamo war, reagierte somit konsequent und umgehend auf die Verstrickungen von Czilinsky und verzichtet auf viel Geld. Union handelte auch im Einklang mit seinen Fans, die sich ganz klar gegen ein Zusammenarbeit mit einem früheren Stasi-Offizier gewandt hatten.

"Ich bedauere diese Entwicklung sehr, denn ich wollte mit der ISP dazu beitragen, dass der 1. FC Union sich sportlich stabilisieren und wirtschaftlich auf ein gesundes Fundament bauen kann", erklärte ISP- Geschäftsführer Dieter Fietz. Der ehemalige Union-Trainer fügte hinzu: "Für mich waren die Eisernen immer eine Herzensangelegenheit. Daran wird sich auch zukünftig nichts ändern. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass mein Engagement mit der ISP zur Belastung für den Verein werden könnte."

Unklare Tätigkeitsfelder

Die ISP ist im Government of Ajman, eines von sieben Emiraten der United Arabian Emirates, eingetragen. Aus der Lizenz mit der Nummer 4818 geht hervor, dass Dieter Fietz sämtliche Anteile des Unternehmens persönlich hält. Die ISP hat ihren Sitz im ca. 30 Kilometer von Ajman entfernten Dubai. Dort ist das Unternehmen zur Zeit auch in die Finanzierung und Umsetzung eines neuen Sportthemenparks eingebunden.

Zu den in der Öffentlichkeit nie gänzlich geklärten Tätigkeitsfeldern der hinter der ISP stehenden Firmengruppe gehören Umwelt-Management, Rohstoff-Erschließungen sowie regenerative Energien vor allem im arabischen und afrikanischen Raum.

Quelle: ntv.de, dpa

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