"Alles in den Dienst alarmiert" Polizei stuft Türkei-Duell als "Nonplusultra-Hochrisikospiel" ein
05.07.2024, 08:20 Uhr
Türkische Fans feiern in Berlin.
(Foto: Christoph Soeder/dpa)
Rund 200.000 Menschen mit türkischen Wurzeln leben in der deutschen Hauptstadt. Für sie ist das EM-Viertelfinale der Türkei gegen die Niederlande etwas ganz Besonderes - allerdings auch für die Polizei. Die stellt alles in den Dienst, was möglich ist.
Die Gewerkschaft der Berliner Polizei stuft das EM-Viertelfinale am Samstagabend zwischen der Türkei und den Niederlanden (21 Uhr/RTL und MagentaTV sowie im ntv.de-Liveticker) als "Nonplusultra-Hochrisikospiel" ein. "Beim Blick auf die große türkische Community in unserer Stadt verstärken sich die Sorgen bei der Einsatzbewältigung nochmal zusätzlich", sagte Gewerkschaftssprecher Benjamin Jendro dem Nachrichtenportal Watson. Rund 3000 Beamte werden rund um das Spiel im Einsatz sein. "Es wird alles in den Dienst alarmiert, was irgendwie möglich ist, und wir hoffen natürlich auf Unterstützung von Bund und Ländern", sagte Jendro.
Das Einsatzgebiet beschränke sich nicht nur auf die "vier Hotspots" am Olympiastadion, Fanmeile und die Fantreffs am Breitscheidplatz und Hammerskjöldplatz, "sondern eben auch über den Ku'damm, Neukölln, Kreuzberg, wo Fußballfans auf die Straße gehen oder eben fahren werden". Beim aktuellen Teilnehmerfeld gibt es keine "brisantere Partie als Niederlande gegen die Türkei in Berlin." Der Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ändere an der Einsatzplanung nichts. Man erwarte, dass er sich an den "rechtsstaatlichen Rahmen" halte, sagt Jendro und stellte klar: "Bei uns gilt der Wolfsgruß als rechtsextremes Symbol."
Für die türkische Gemeinde in Berlin ist das Spiel ein riesiges Fußballfest. "Berlin ist ja die größte Stadt außerhalb der Türkei mit über 200.000 türkeistämmigen Menschen, deswegen freuen sich die Leute natürlich", sagte Vorstandssprecher Safter Çinar vom Türkischen Bund in Berlin-Brandenburg der Deutschen Presse-Agentur: "Viele türkischen Cafés und Restaurants, die bislang keinen Fernseher hatten, haben jetzt alle einen installiert."
Dass durch den Wirbel um den Wolfsgruß-Jubel des türkischen Nationalspielers Merih Demiral der Sport in den Hintergrund geraten ist, sei "wirklich sehr bedauerlich", meinte Çinar: "Was der Junge gemacht hat, ist natürlich Unsinn, der wird auch sicherlich sanktioniert." Es sei jedoch Bundesinnenministerin Nancy Faeser gewesen, die mit Kritik an der Erkennungsgeste der "Grauen Wölfe" den Vorfall auf die politische Ebene gehoben habe. "Das war völlig überflüssig und hat die Atmosphäre vergiftet", äußerte der TBB-Vorstandssprecher. Ob und inwieweit der erwartete Besuch von Erdogan Einfluss auf die Stimmung hat, könne er nicht abschätzen, so Çinar. Er hoffe aber, dass es vor, während und auch nach der Partie friedlich bleibe.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid