Fußball

Kolossaler Umbruch nach Absturz Arminia Bielefeld hat fast keinen Spieler mehr

Die frustrierten Fans der Arminia haben eine klare Botschaft an die handelnden Akteure.

Die frustrierten Fans der Arminia haben eine klare Botschaft an die handelnden Akteure.

(Foto: dpa)

Gigantischer kann ein Neuanfang kaum sein: Arminia Bielefeld steht nach dem krachenden Absturz von der Fußball-Bundesliga in die Drittklassigkeit vor einem kompletten Umbruch. Schon wenige Stunden nach dem Abstieg in die 3. Liga präsentiert der Klub einen neuen Geschäftsführer.

Für seinen Herzensklub will Fabian Klos auch im Urlaub erreichbar bleiben. "Der Verein weiß hundertprozentig Bescheid, dass ich mein Handy mit im Urlaub habe und jeder mich immer anrufen kann", sagte die Legende von Arminia Bielefeld nach dem krachenden Absturz in die 3. Fußball-Liga. Der 35-Jährige will trotz auslaufenden Vertrages weitermachen und den Neuanfang bei den Ostwestfalen mitgestalten. Schon gut zehn Stunden, nachdem der Abstieg durch das 1:2 gegen den SV Wehen Wiesbaden besiegelt war, stellten die Bielefelder einen Hauptverantwortlichen dafür vor: Michael Mutzel wird Sport-Geschäftsführer.

Auf den 43-Jährigen, der zuletzt von 2019 bis 2022 als Sportdirektor beim Hamburger SV tätig war, kommt in den kommenden Wochen eine Menge Arbeit zu. Der in Krisensituation gerne überstrapazierte Satz, ein "Weiter so" könne es nicht geben - in Bielefeld gilt er wirklich. Fast kein Spieler hat einen Vertrag für die 3. Liga. Es ist offenkundig, dass man in Bielefeld auf dieses Schreckensszenario nicht vorbereitet war. Und doch geht Mutzel seine Aufgabe als Nachfolger des im März geschassten Samir Arabi "mit großer Freude, Überzeugung und vollem Einsatz an". Der neue starke Mann betonte, er "blicke positiv nach vorn".

Frischen Elan und Zuversicht kann die Arminia nur zu gut gebrauchen, das Verhältnis zu den Fans ist nach vielen schlechten Auftritten angespannt - und die sportlichen Sorgen vor einer ungewissen Zukunft sind groß. Vielleicht aber bietet dieser (erzwungene) Neustart auch Chancen. Schließlich haben die Ostwestfalen höchst erfolgreiche Jugendmannschaften, jüngst wurde die U17 deutscher Meister. Einer, der daran großen Anteil hatte, wurde am Dienstag beim 1:2 gegen Wiesbaden eingewechselt: Der 16-jährige Henrik Koch kam in der zweiten Hälfte zu seinem Profidebüt. Doch längst haben andere Klubs ein Auge auf den Angreifer geworfen, der in der U17-Bundesliga 17 Tore in 14 Spielen erzielt hat.

Klos macht klare Ansagen

Finanziell wiegt der Verlust der Zweitliga-Zugehörigkeit schwer. Zudem ist nicht klar, mit welchem Trainer die Arminia die Mission Wiederaufstieg angeht. Uwe Koschinat deutete bereits an, dass er gerne weitermachen würde. Bielefeld sei ein Verein mit "wahnsinniger Strahlkraft", sagte der 51-Jährige. Die Frage ist, ob auch der Klub die Zusammenarbeit mit dem Coach fortsetzen will.

"Die Verantwortlichen können sich überlegen, mit wem sie nächste Saison weitermachen wollen. Wem sie einen Vertrag anbieten wollen", sagte Klos. "Die Spieler können sich überlegen, ob sie noch Bock haben auf Arminia Bielefeld. Das muss in der nächsten Saison die Grundvoraussetzung sein." Schon nach dem blamablen 0:4 im Relegationshinspiel hatte Klos den Charakter des Arminia-Teams infrage gestellt. Nun stellte der Kapitän klar: "Die 3. Liga ist eklig. Da musst du deinen Mann stehen."

In der zweiten Liga gelang das nicht. Einige Bielefelder schafften es nach dem Bundesliga-Abstieg 2022 nicht, sich auf das neue Milieu einzustellen. "Als Fan gilt immer der Satz: Liebe für den Klub kennt keine Liga", sagte Koschinat und ergänzte vielsagend: "Und als Spieler gilt: Du musst die Liga, in der du spielst, lieben. Wenn du die Bedingungen, die in der Liga herrschen, nicht annimmst, kriegst du Woche für Woche auf die Fresse." Auch in der dritthöchsten deutschen Liga wird der direkte Wiederaufstieg alles andere als ein Selbstläufer. Zahlreiche Traditionsvereine wie Dynamo Dresden, 1860 München oder der 1. FC Saarbrücken wollen nach oben. Der Kampf um die 2. Bundesliga wird ein harter.

"Damals wurde das als Chance genutzt"

Mehr zum Thema

Hoffnung findet Klos in der Vergangenheit. "Es ist schon mal passiert, dass wir in die 3. Liga abgestiegen sind. Damals war ich auch dabei", sagte er. "Damals wurde das als Chance genutzt. Die Jahre danach haben wir viel Spaß an Arminia Bielefeld gehabt. Das muss kurzfristig erstmal das Ziel sein." Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga 2014 gelang der Arminia die direkte Rückkehr, zudem sorgten die Bielefelder im DFB-Pokal für Furore und erreichten das Halbfinale.

Auch dieses Mal will Klos dabei helfen, dass es schnell wieder aufwärts geht. Geschäftsführer Christoph Wortmann kündigte bereits Gespräche mit dem Rekordtorschützen der Arminia an. Für Klos steht bei aller Abstiegstrauer fest: "Es fühlt sich für mich gerade nicht nach Abschied an."

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen