Tuchel benennt sie deutlich Kimmich lenkt von Problemen des FC Bayern ab
09.04.2023, 12:10 Uhr
Kimmich jubelte in Richtung der Heimfans - und kassierte anschließend Pfiffe.
(Foto: IMAGO/Sportfoto Rudel)
Mit seiner Provokation der Freiburger Fans und Spieler sorgt Joshua Kimmich nach dem Sieg des FC Bayern für Aufsehen. Das hat zur Folge, dass die Leistung der Münchner im Bundesliga-Auswärtsspiel in den Hintergrund rückt. Die löst nämlich Bedenken bei Trainer Thomas Tuchel aus.
Joshua Kimmich schlurfte völlig entspannt in Badelatschen durch den Kabinengang. Dass er kurz zuvor ein ganzes Stadion gegen sich aufgebracht hatte, war dem "Aggressive Leader" von Bayern München nicht anzumerken. Der Fußball-Nationalspieler gestand nach dem 1:0 (0:0) beim SC Freiburg zwar ein, dass seine Provokationen unsportlich waren - das breite Grinsen bekam der 28-Jährige dabei allerdings nicht aus dem Gesicht.
"Da habe ich mich hinreißen lassen. Das muss man nicht machen. Ich verstehe jeden, der sagt, dass das unnötig war", gab Kimmich zu Protokoll. "Man muss nicht in die Richtung der gegnerischen Fans jubeln. Da waren aber sehr viele Emotionen. Es war Druck da, es ist viel abgefallen. Der Sieg war brutal wichtig für uns", sagte der Mittelfeldspieler, der mit seinem andauernden Lächeln während den Einlassungen zu seinem Fehlverhalten aber irgendwie irritierte.
Möglicherweise freute sich Kimmich insgeheim darüber, dass er "nur" die von ihm ausgelösten Tumulte nach dem Abpfiff erklären musste - anstatt über die bedenkliche Verfassung des Rekordmeisters vor dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League beim englischen Meister Manchester City am Dienstag (21 Uhr/Prime Video und im Liveticker bei ntv.de) zu sprechen.
Tuchel fehlt "Selbstvertrauen und damit die Topform"
Denn obwohl den Bayern die Revanche für das Aus im Pokal-Viertelfinale gegen Freiburg vier Tage zuvor (1:2) gelang und sie die Bundesliga weiter mit zwei Punkten Vorsprung auf Borussia Dortmund anführen, müssen sie sich in der Königsklasse gewaltig steigern. Dass die Münchner vor 34.700 Zuschauern im ausverkauften Freiburger Stadion nur um Nuancen besser als der Sport-Club waren und sie einen Distanzschuss von Innenverteidiger Matthijs de Ligt zum Sieg benötigten, nährte die Zweifel an der Form.
Da kam es wohl gerade recht, dass Kimmich für Ablenkung sorgte, Rudelbildungen auslöste, die Gelbe Karte sah - und hinterher fleißig über all das reden durfte. "Als wir vor dem Spiel den Platz betreten haben, hat der Stadionsprecher verdeutlicht, dass sie im Pokal gegen uns gewonnen haben. Dann kam ein Kurzfilm über zehn Minuten beim Aufwärmen, wo auch nochmal deutlich gemacht wurde, dass wir verloren haben. Das saß tief", äußerte Kimmich: "Es war also so ein bisschen eine Gegenprovokation von mir."
Dass die Freiburger darauf ansprangen und sich aufregten, machte die Ablenkung vom eigentlichen Thema nahezu perfekt. So war es am Ende fast nur Trainer Thomas Tuchel, der zum bevorstehenden Kracher in der Königsklasse Auskunft geben musste. Dabei machte der Nachfolger von Julian Nagelsmann allerdings keinen Hehl aus seinen Bedenken.
"Ich habe ja offen thematisiert, dass uns ein bisschen die Leichtigkeit, das Selbstvertrauen und die Kreativität fehlt - und damit die absolute Topform", äußerte der Coach: "Wir sind uns aber bewusst, dass wir eine absolute Topleistung brauchen. Es ist einer der größten Tests aktuell. Wir wissen um ihre Qualität - und sie haben auch noch absolute Topform. Wir müssen sehr schlau sein. Dann geht das Visier hoch - und es gibt einen Fight." Den "Aggressive Leader" dafür hat Tuchel ja nun immerhin.
Quelle: ntv.de, tsi/sid