Russland verweigert Visum Seppelts WM-Verbot sorgt für Aufschrei
12.05.2018, 14:24 Uhr
Russland verweigert Hajo Seppelt die Einreise. Die Fifa müsse eingreifen, heißt es nun.
(Foto: imago/ITAR-TASS)
Das Einreiseverbot für den ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt ruft in Deutschland heftige Reaktionen hervor. Die Fifa sei in der Pflicht, die Einreise zu ermöglichen, heißt es mehrfach. Auch an die Regierung wird appelliert. Russland verteidigt die Entscheidung.
Die Verweigerung des Visums für den ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt zur Fußball-WM in Russland ist in Deutschland auf massive Kritik gestoßen. Die Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, Dagmar Freitag, nahm den Fußball-Weltverband in die Pflicht. "Ich bin gespannt, wie Herr Infantino jetzt darauf reagiert. Schließlich gibt die Fifa ja vor, die Einreise von Journalisten zur WM ermöglichen zu wollen", sagte die SPD-Politikerin der dpa. Die Fifa mit ihrem Präsidenten Gianni Infantino hatte zuvor bestätigt, Seppelt die Akkreditierung für das WM-Turnier gewährt zu haben.
Auch DFB-Präsident Reinhard Grindel sieht nun den Weltverband in der Verantwortung. "Die Fifa hat betont, welchen hohen Stellenwert die Pressefreiheit für sie hat. Ich habe volles Vertrauen, dass die Fifa jetzt ihren Einfluss geltend macht, damit Herr Seppelt ungehindert aus Russland berichten kann", erklärte der DFB-Chef auf dpa-Anfrage.
Dagmar Freitag hatte via Facebook die Entscheidung Russlands als "nicht nur völlig ungerechtfertigt, sondern geradezu skandalös" bezeichnet. Die Tatsache, dass Seppelt das russische Dopingsystem ans Licht gebracht habe, werde ihm jetzt offenbar zum Verhängnis, sagte sie. Nachdem zuvor auch die Bundesregierung die Entscheidung Russlands scharf kritisiert hatte, forderte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Norbert Röttgen (CDU), Russland müsse den Schritt rückgängig machen. "Russland sollte die Verweigerung des Visums für Herrn Seppelt korrigieren", sagte der frühere Minister dem "Tagesspiegel". "Sonst entsteht der begründete Verdacht, dass Russland entweder etwas zu verbergen oder ein Problem mit Transparenz und Fair Play im Sport hat oder beides."
FDP-Chef Christian Lindner forderte beim Parteitag in Berlin Außenminister Heiko Maas (SPD) auf, den Fall Seppelt zum Anlass zu nehmen, der russischen Regierung zu erklären, "was wir unter Presse- und Meinungsfreiheit verstehen". Der stellvertretende FDP-Parteivorsitzende Wolfgang Kubicki sagte in der "Welt am Sonntag": "Außenminister Maas sollte den russischen Botschafter einbestellen und darauf hinweisen, dass auch während der WM eine freie Berichterstattung für Deutschland unabdingbar ist."
Russische Vorwürfe gegen Seppelt
Die russische Seite versuchte ihre Entscheidung zu verteidigen. Seppelt wolle die Reise zur Weltmeisterschaft nur nutzen, um Russland zu verleumden und sich selbst daran zu bereichern, sagte der Abgeordnete Dmitri Swischtschow der Agentur R-Sport. "Was will ein Mensch, der mit Dreck wirft, mit unbestätigten Fakten arbeitet und in Russland nur das Negative sucht?", kommentierte das Mitglied des Sportausschusses in der Staatsduma.
Seppelt hatte mit seinen Recherchen maßgeblich dazu beigetragen, das russische Doping-System aufzudecken. Moskau hatte die Vorwürfe immer dementiert. Er habe aber nicht mit dieser Reaktion Russlands gerechnet, bestätigte Seppelt dem Portal "Salonkolumnisten" in einem Interview. "Der Veranstalter ist die Fifa und ein Vergabekriterium ist der ungehinderte Zugang für Medienvertreter aus aller Welt und eine freie Berichterstattung. Dass in diesem Fall Russland ein Visum verweigert, ist beispiellos", sagte er.
Quelle: ntv.de, ara/dpa