Star aus der aktuellen RTL-Serie Der Trainer, der die Bayern zu Helden machte
24.11.2023, 19:35 Uhr
Cajkovski bildete auch den "Scharfschützen" Müller aus.
(Foto: imago sportfotodienst)
Der frühere Bayern-Trainer Tschik Cajkovski aß für sein Leben gern – doch noch viel lieber lebte er den Fußball in all seinen Facetten. Mit ihm stiegen die Münchener 1965 in die Bundesliga auf. Stars wie Gerd Müller und Franz Beckenbauer machte er groß. Heute hätte eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Bundesliga-Geschichte seinen 100. Geburtstag gefeiert!
"Was brauche ich Wohnung, wenn ich zwei Punkte habe?" Bayerns Tschik Cajkovski war verrückt. Fußball-verrückt. Als der Jugoslawe einmal in München seinen Trainerkollegen vom TSV 1860, Max Merkel, zufällig im Kaufhaus traf, quatschten die beiden eine lange Weile angeregt über das runde Leder. Nach über einer Stunde gingen sie schließlich nach Hause - und hatten beide ihre Einkäufe komplett vergessen. Das war typisch für den Mann, der den FC Bayern München in die Bundesliga führte. Unter ihm wurden Spieler wie Sepp Maier, Gerd Müller und Franz Beckenbauer zu Stars - und letztendlich zu den Legenden, die sie heute im internationalen Fußball immer noch sind.
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Tschik Cajkovski war eine echte Bereicherung für die Bundesliga. Sätze wie er sprach damals in den Anfängen des Profifußballs in Deutschland kaum einer: "Die Torhüter spinnen alle ein bisschen. Ich kannte mal einen, der schrieb einen Brief deshalb langsam, weil er wusste, dass seine Mutter nur langsam lesen konnte." Natürlich liebten ihn nicht nur die Fans, sondern auch die Journalisten für Spieler-Beschreibungen wie diese zu Zeiten als Coach des 1. FC Köln: "René Botteron - gekommen von mir als Champagner, jetzt spielen wie Mineralwasser!" Die Welt des kleinen, lustigen Jugoslawen war leicht zu beschreiben. Mit seinen eigenen Worten hörte sie sich so an: "Ball rund, Stadion rund, ich rund".
Wie Cajkovski auf ein 1:8 reagierte
Tschik Cajkovski war zeitlebens eine schillernde Persönlichkeit. Seine Ehefrau Rada erzählte einmal eine Anekdote aus dem Februar 1949. Damals stand der Nationalspieler für FK Partizan Belgrad auf dem Platz: "Im großen Rivalenkampf Partizan gegen Roter Stern (1:0) hatte ihn wieder einmal der Teufel geritten. Er hatte sich während des Spiels auf den Ball gesetzt und den Gegner gefoppt: 'Komm doch her, hol dir den Ball, wenn du kannst!' Nicht einmal der Schiedsrichter hatte an Zlatkos 'Erfindung' Anstoß genommen, aber den Funktionären auf der Tribüne war dieser Spaß dann doch zu viel, zumal auch noch eine ausländische Delegation anwesend war." Der heißblütige Cajkovski wurde damals für einige Wochen "vereinsintern" gesperrt, doch sein Temperament blieb ihm später auch als Trainer erhalten.
Seine Explosionen nach verlorenen Spielen waren von seinen Mannschaften gefürchtet und so überraschte es viele, als er im September 1962 als Trainer des 1. FC Köln nach einem Europapokalspiel beim schottischen FC Dundee ruhig blieb. 1:8 hatten die Rheinländer verloren und die selbst noch untröstlichen Spieler versuchten ihren schwer angeschlagenen Trainer zu trösten. Doch Tschik Cajkovski war nicht zu besänftigen. Still und in sich gekehrt sagte er kurz vor dem Heimflug nur einen Satz. Er wurde zur Legende: "Winschte, Maschine stirzt ab".
Wie Tschik Puskás einmal ausschaltete
Kurz darauf ging er nach München. Mit ihm stiegen die Bayern in die Bundesliga auf und feierten ihre ersten großen Siege. Die Erfolge in München wollte sich Tschik, spitzfindig wie er ist, gleich veredeln lassen. Er buhlte um die Ehrenbürgerschaft. Als der Oberbürgermeister neugierig bei Cajkovski nachfragte, warum ihm denn diese Auszeichnung so wichtig sei, erhielt er eine überraschende Antwort: "Habe gehört, Ehrenbürger müssen keine Steuern zahlen."
Tschik war für sein ausschweifendes Erzähltalent bekannt. Einmal berichtete er seinen Bayern-Profis von einem Länderspiel gegen Ungarn: "Ich spielen gegen Puskás, der bekommen keinen Stich! Leider Ungarn 2:0 gewinnen!" Als Gerd Müller vorsichtig nachfragte, wer denn die Tore geschossen habe, erklang eine sehr leise, fast beleidigt klingende Antwort aus dem Munde von Cajkovski: "Puskás!"
Ein anderes Mal erzählte er seiner Mannschaft: "Ich gespielt 22 Jahre, nie verletzt." Wenig später stieß seine Frau Rada zur Runde hinzu. Sie setzte sich zu ihrem Mann und fragte, ohne zu wissen, was dieser kurz zuvor gesagt hatte: "Weißt du noch, Tschik, wie du deinen Fuß vier Monate in Gips hattest?" Die Spieler klopften sich vor Lachen auf die Schenkel.
Sepp Maier und die Wurstfinger
Eine der herausragenden Eigenschaften von Cajkovski war der Ehrgeiz. Franz Beckenbauer erzählte immer wieder gerne mit einem breiten Grinsen im Gesicht von den Tagen mit Tschik: "Beim abschließenden Trainingsspiel hörte er nie auf, bis die Mannschaft, in der er mitwirkte, gewonnen hat: 'Bis in Nacht, spielen auf Sieg!'" Auch Kölns Wolfgang Overath kann von den täglichen Übungseinheiten eine Geschichte erzählen: "Der Tschik liebte es, vor oder nach dem Training Weltauswahlen zusammenzustellen. Je nach Tagesform der verschiedenen Kandidaten wechselten dann die Namen. Nur die Position des rechten Läufers war immer fest vergeben - Tschik Cajkovski natürlich."
Richtig zufrieden war der jugoslawische Trainer aber vor allem beim Essen. Nicht umsonst taufte ihn Torwart Sepp Maier wegen seiner übergroßen Leidenschaft für die kulinarischen Genüsse des Lebens "Mister Spanferkel". Sepp Maier erklärte: "Niemand störte sich daran, dass er beim Essen immer etwas schmatzte. Und wenn er mit seinem Teller in Rekordzeit fertig war, prompt aufstand und wie ein hungriger Hund um unsere Teller strich, wussten wir schon, was als Nächstes kam. 'Hmm, riecht gut. Was isst du denn da? Pommes frites.' Und schon hatte er sich mit seinen dicken Wurstfingern eine ordentliche Portion vom Teller eines Langsamessers gefischt. 'Schmeckt das Fleisch?', war die nächste Frage, die er sich dann handgreiflich selbst beantwortete."
Am 24. November 1923 ist Zlatko "Tschik" Cajkovski in Zagreb auf die Welt gekommen. Heute hätte der Mann, über den Wolfgang Overath einst sagte - "Mit dem kannst du sogar in der Kirche nur über Fußball reden" - seinen 100. Geburtstag gefeiert. Vermutlich hätte es ausreichend zu essen gegeben und viele lange Gespräche über seine größte Leidenschaft, den Fußball.
Quelle: ntv.de