Korkmaz unterliegt im Titelkampf"Kelte" Jungwirth gewinnt in dramatischer Schlacht - und fordert Eckerlin

Christian Jungwirth ist im Käfig immer eine Urgewalt. Gegner Niklas Stolze bekommt das bei Oktagon in München zu spüren. Der Titelkampf findet aus deutscher Sicht ein tragisches Ende.
Oktagon 80 wird zum MMA-Jahresfinale aus deutscher Sicht. Bei der letzten Veranstaltung in Deutschland machen Attila Korkmaz und Mateusz Legierski den neuen Champion im Leichtgewicht unter sich aus. Christian Jungwirth und Niklas Stolze bieten als zwei Publikumslieblinge eine packende Schlacht im SAP Garden in München. Die Highlights finden Sie auf RTL+.
Der Titelkampf zwischen Attila Korkmaz aus Berlin und Mateusz Legierski war ein Duell der Gegensätze. Korkmaz, der feine und kreative Techniker, Legierski mit brachialer Kraft. Zwei Runden drosch der Pole auf Korkmaz ein. Nur vereinzelt landete der Berliner Treffer. Erst in der dritten Runde drehte Korkmaz auf: Er landete Spinning Kicks zur Leber und Haken zum Kopf. Fünf Minuten trieb er den Polen vor sich her. Legierski kannte nur den Rückwärtsgang, rettete sich aber in die nächste Runde.
In der vierten Runde profitierte der Pole von einer Clinchsituation, die ihm einen Takedown einbrachte. Erst nach circa zwei Minuten konnte sich Korkmaz wieder aufrichten. Legierski sicherte sich die Runde durch konsequente Treffer am Boden. In der letzten Runde waren die Augen des Deutsch-Türken bereits heftig zugeschwollen. Erneute landeten beide Leichtgewicht-Kämpfer im Clinch, erneut nutzte Legierski die Situation für einen Takedown. Der Pole arbeitete konsequent am Boden und landete Treffer um Treffer. Nach Punkten krönte er sich damit zum neuen Champion.
Der "Kelte" zeigt eisernen Willen
Das lange erwartete Duell der Publikumslieblinge zwischen Christian Jungwirth und Niklas Stolze sollte halten, was es versprochen hat. Der Stuttgarter "Kelte" mit dem unbändigen Willen drückte gleich zu Beginn aufs Gaspedal. In der ersten Runde bereitete er dem Magdeburger Stolze mit seinen schnellen Vorstößen richtige Probleme. Viele leichte Treffer landeten, Stolze hatte noch kein Mittel, um Jungwirth beizukommen. Erst zum Rundenende schickte er Jungwirth mit einer rechten Geraden zu Boden. Um die Runde zu gewinnen, war das allerdings zu wenig.
Im Anschluss stellte sich Stolze cleverer an. Er zirkelte besser raus und wich den Jungwirth-Attacken aus. Per Takedown brachte er den "Kelten" zu Boden und konnte mehr Kontrollzeit im Kampf sammeln. Runde drei wurde es dann dramatisch. Immer wieder trafen die Schlagkombinationen des Stuttgarters. Mehrere Male ermahnte der Ringrichter Stolze, sich zu wehren. Im entscheidenden Moment kam auch immer Widerstand. Die Runde sicherte sich aber wieder Jungwirth. In Runde vier das gleiche Bild. Jungwirth drückend überlegen, Stolze in der Defensive. Nach Dutzenden Schlägen durch Jungwirth am Käfigzaun schritt der Ringrichter dazwischen und brach den Kampf ab. Der "Kelte" siegte durch technischen Knockout. Im Anschluss wurde er von Max Coga im Käfig herausgefordert. Jungwirth lehnte das Angebot des Frankfurters ab. Er wollte nur den Rückkampf gegen Eckerlin, so der 39-Jährige.
Black-Dell mit der Macht des Schnauzers
Den Auftakt in der bayerischen Landeshauptstadt machte Eugen Black-Dell aus Bernkastel-Kues. Nach zwei Niederlagen stand der 30-Jährige unter Druck. Neu bei Black-Dell war nicht nur ein Schnauzer im Gesicht, sondern auch die Einstellung. Der Moselaner bekam es mit dem Finnen Eemil Kurhela zu tun und dominierte gleich ab Runde eins.
Der Federgewicht-Kämpfer arbeitete sehr gut mit dem Jab und setzte seinem Gegner mit Legkicks zu. Kurhela suchte immer wieder den Einstieg zum Bodenkampf, doch Black-Dell war sehr agil und wehrte die Takedownversuche geschickt ab. In der zweiten Runde landete dann ein Jab voll ins Schwarze - Kurhela ging zu Boden und der Deutsche setzte nach. Nach einigen Folgetreffern stoppte der Referee den Kampf - TKO-Sieg für Black-Dell.
Ozan Aslaner wollte nach seiner Niederlage gegen Tomas Mudroch in München Wiedergutmachung betreiben. Herhalten sollte dafür der Mexikaner Marco Antonio Elpidio. Der Paderborner präsentierte sich in der ersten Runde sehr wachsam, landete immer wieder gute Kombinationen aus Schlägen und Legkicks. Elpidio hatte zwar eine solide Deckung, aber wenig Offensivaktionen. Auch in der zweiten Runde war Aslaner der bessere Mann und profitierte von seinem guten Distanzgefühl. Erst in Runde drei wachte Elpidio so richtig auf. Der Mexikaner landete gute Treffer, ehe er in einen Aufwärtshaken von Aslaner lief. Umgehend suchte Elpidio den Takedown und war damit auch erfolgreich. Im Bodenkampf hatte der Deutsch-Türke dann Probleme, konnte zwar aufstehen, wurde aber wieder auf den Boden geschleudert. Aslaner rettete den Punktsieg schließlich über die Zeit.
"Bluthund" schickt Lokalmatador in Rente
Lokalmatador Michael Deiga-Scheck traf anschließend auf den Schweizer Teo Saldana Smith. Der Deutsch-Brasilianer wurde frenetisch angefeuert und legte los wie die Feuerwehr. Mit harten Schlägen setzte Deiga-Scheck seinem Gegner zu. "Sangre" ("Blut") Saldana hatte mit dem Druck zu kämpfen. Im Bodenkampf versuchte er, das Bein von Deiga-Scheck zu schnappen und einen Hebel anzusetzen. Erst als es dann wieder in den Stand ging, landete der Schweizer einen entscheidenden Treffer. Ein Haken brachte den Münchner ins Wanken, Saldana setzte nach, wurde regelrecht zum Bluthund. In einer Triangelklammer landete er viele Ellbogenstöße, ehe der Ringrichter einschritt. Sieg für den Newcomer Saldana Smith.
Deiga-Scheck richtete anschließend das Wort ans Publikum. "Ich habe gut gekämpft, aber bevor ich mich blamiere, höre ich auf. Ich verspreche, das war heute mein letzter Kampf", sagte der 39-Jährige.
Oktagon-Neuzugang Felix Klinkhammer hatte mit Mate Kertesz leichtes Spiel. Die beiden Weltergewichte sind als Bodenspezialisten bekannt, was oft darin mündet, dass die Kämpfer sich um Stand messen. Aber nicht mit Klinkhammer. Er setzte bereits nach wenigen Sekunden zum Takedown an und hebelte den Ungarn aus. Mit enormer Wucht beförderte der Wahl-Londoner seinen Gegner auf den Boden und setzte gleich zum Würgegriff an. Minutenlang verteidigte Kertesz die Attacken, kam aber nie aus der schlechten Position im Klammergriff des Deutschen. 40 Sekunden folgte ein Geniestreich Klinkhammers: Aus der dominanten Position am Rücken wechselte er fast spielend in einen Beinhebel - und der saß fest. Kertesz klopfte umgehend ab. Klinkhammer siegte durch Submission.
Hafeni Nafuka wollte sich das Heimspiel in München nicht entgehen lassen. Der Münchner ging dafür sogar eine Gewichtsklasse rauf und sprang für den verletzten Endrit Brajshori ein. Gegner Matous Kohout ist regelmäßig im Weltergewicht aktiv und versprach sich einen Gewichtsvorteil. Doch in Runde eins fand sich der Tscheche schnell auf dem Hosenboden wieder. Nafuka setzte auf seine Ringerfähigkeiten und beschäftigte seinen Gegner fast die gesamte Runde. Wirklichen Schaden konnte er allerdings nicht anrichten. Kohout dagegen wehrte sich geschickt.
In der zweiten Runde war Nafuka dann auch im Stand besser. Mit langen Geraden traf er Kohout, der ins Wanken geriet, aber nicht fiel. In der dritten Runde drehte der Tscheche dann den Spieß um und war sowohl am Boden als auch im Stand dominant. In einem engen Kampf setzte er sich letztlich durch geteilten Punktentscheid durch.
Aksu demoliert Frimpong
Mit der Ronaldo-Kult-Frisur von 2002 stieg Denis Frimpong gegen Gökhan Aksu in den Käfig. Der Ire provozierte damit seinen Gegner, der sich einer Haartransplantation unterzogen hatte. Zwischen den beiden Kämpfern brodelte es bereits seit Monaten auf Social Media. Ein kleiner Hass-Gipfel entwickelte sich und sollte in München ein sportliches Ende finden. Beide Leichtgewichte drehten schon in der ersten Runde mächtig auf.
Erst war es Frimpong, der im offenen Schlagabtausch die besseren Treffer landete. Er nutzte seinen Reichweitenvorteil und drückte gegen Aksu. Der hatte dann aber mit einem mächtigen Haken den besten Schlag der ersten zwei Minuten im Petto. Danach ging der "Abinator" in den Vorwärtsgang: Mit einem rechten Haken brachte er Frimpong ins Wanken. Eine weitere Links-Rechts-Kombination fand ihr Ziel und der Ire ging zu Boden. Aksu setzte nach und
Der Münchner Alexander Poppeck hatte eine Runde ordentlich Probleme mit David Hosek. Der Tscheche feuerte nach wenigen Sekunden einen Highkick in Richtung des Deutschen, der zu Boden ging. Poppeck verteidigte sich lange gut und konnte sich schnell wieder aufrichten. Ab hier dominierte "Ironside" im Stand und auch im Clinch. In Runde zwei dauerte es wenige Minuten, ehe der Deutsche das Finish duch TKO einfahren konnte.