Doping beim Wunderkind Russische Goldmedaille hängt noch in der Luft
10.02.2022, 07:58 Uhr
Ist Waljewa mit Doping abgehoben?
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Den Olympischen Winterspielen in Peking droht der erste Dopingfall. Die russische Eiskunstläuferin Kamila Waljewa soll bereits vor den Spielen positiv getestet worden sein. Eine offizielle Bestätigung fehlt, das IOC spricht von "offenen Rechtsfragen" - womöglich auch, weil Waljewa erst 15 Jahre alt ist.
Den Olympischen Winterspielen in Peking droht der erste große Dopingfall - und wieder scheint die russische Mannschaft im Mittelpunkt zu stehen. Wie Medien in Russland berichten, soll die 15 Jahre alte Eiskunstläuferin Kamila Waljewa bereits vor den Spielen positiv auf das Stimulans Trimetazidin getestet worden sein. Am Montag gewann sie mit dem Team Gold, die Medaillenvergabe einen Tag später fiel jedoch aus - laut IOC wegen einer "offenen Rechtsfrage". Der Start der Teenagerin bei den Einzelwettbewerben ist noch offen.
Zunächst hatte das Branchenportal "Insidethegames" über den Fall berichtet, auch die russischen Zeitungen "Kommersant" und "RBC" nannten eigene Quellen. Laut "RBC" soll bei Waljewa, die auch für den Einzelwettbewerb als Favoritin gilt, eine "geringe Menge" des Medikaments, das zur Prophylaxe von Angina verschrieben wird, nachgewiesen worden sein.
Bei den Winterspielen 2018 in Pyeongchang war bei der russischen Bobfahrerin Nadescha Sergejewa dieselbe Substanz entdeckt worden, die laut WADA die Ausdauer und den Blutfluss steigern kann. Auch der chinesische Schwimmstar Sun Yang war 2014 mit dem Mittel erwischt und für drei Monate gesperrt worden.
Suspendiert oder nicht?
Das IOC wollte sich an den "Spekulationen" zunächst nicht beteiligen. "Es wäre unpassend, wenn wir ein laufendes juristisches Verfahren kommentieren würden", sagte Mark Adams, der Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees. "Wir werden nicht alle möglichen Spekulationen kommentieren", sagte Adams. Er verwies generell darauf, dass das IOC alle Dopingtests und die Entscheidung über mögliche Sanktionen an die Internationale Test-Agentur (Ita) und den Internationalen Sportgerichtshof (Cas) übertragen habe.
Wie es für Waljewa bei den Olympischen Spielen nun weitergeht, ist noch unklar. Die russische Zeitung "Sport Express" berichtete, Waljewa dürfe nicht im Einzelwettbewerb starten. Dies wurde vom russischen Verband sofort bestritten. "Kamila wurde nicht von der Teilnahme an den Spielen suspendiert", sagte die Verbandssprecherin Olga Jermolina der russischen Staatsagentur Tass. Im Wirbel um die Mannschaftskonkurrenz erwarte man "offizielle Äußerungen des Internationalen Olympischen Komitees", sagte sie weiter.
Eine offizielle Entscheidung, ob das russische Ensemble seine Gold-Medaillen, die es physisch noch gar nicht verliehen bekommen hat, behalten darf, ist offiziell noch nicht verkündet. Die russische Zeitung "Championat" meldete jedoch unter Berufung auf einen nicht näher genannten "Insider": Waljewa wird nicht suspendiert, Russland darf die Goldmedaille behalten. "Das Anwalts-Team hat erreicht, dass die Entscheidung, Waljewa zu suspendieren, revidiert wurde", wird die vermeintliche Quelle zitiert.
Russlands lange Doping-Geschichte
Das favorisierte russische Team hatte sich deutlich vor den USA und Japan durchgesetzt. Zu dem Erfolg trugen neben Waljewa auch Mark Kondratiuk (beide Einzel), Anastasia Mischina und Alexander Galljamow (Paarlauf) sowie Wictoria Sinizina und Nikita Kazalapow (Eistanz) bei. Die deutsche Mannschaft war auf Platz neun gelandet.
Die russische Mannschaft nimmt in Peking unter dem Namen des Russischen Olympischen Komitees (ROC) teil, Flagge und Nationalhymne sind wie schon bei den Sommerspielen von Tokio 2021 verboten. Russische Sportler sind allerdings nicht generell verbannt. Sie dürfen unter bestimmten Voraussetzungen als "neutrale Athleten" teilnehmen. Russland war wegen des massiven Dopingskandals bei den heimischen Winterspielen 2014 in Sotschi gesperrt worden.
Präsident Wladimir Putin hatte die Sanktionen vor dem Start der Winterspiele erneut scharf kritisiert und ein staatlich unterstütztes Dopingprogramm geleugnet. "Die Praxis der kollektiven Bestrafung für Vergehen, die von Einzelpersonen begangen wurden, ist inakzeptabel", sagte Putin: "Russland ist und bleibt den traditionellen olympischen Werten verpflichtet."
Quelle: ntv.de, sue/dpa/sid