Franzosen sind tief verletzt Warum Joel Embiid bei Olympia so viel "Hass" aushalten muss

Joel Embiid wird immer mehr zum Faktor des US-Teams beim Basketball.

Joel Embiid wird immer mehr zum Faktor des US-Teams beim Basketball.

(Foto: dpa)

Die Pfiffe der französischen Fans werden Joel Embiid auch im Basketball-Finale von Paris sicher sein. Die französische Nation ist nicht gut auf den NBA-Superstar zu sprechen. Der hatte ihnen einst große Hoffnung gemacht und sie dann bitter enttäuscht. Das bleibt hängen.

Wenn tausende Franzosen pfeifen und buhen, als hätte er die Trikolore mit Füßen getreten, fühlt es sich für Joel Embiid wie eine warme Umarmung an. "Viele Leute denken", sagte der Superstar der US-Basketballer, "es sei Hass; ich sehe es als Liebe und Respekt." Na, wenn das so ist! Im elektrisierenden Olympia-Finale gegen die stolze französische Nation, die sich geschlossen von ihm verprellt sieht, kann sich Embiid sicher sein, nur so mit "Zuneigung" überschüttet zu werden.

Doch mit den zu erwartenden Pfiffen kann der 30-Jährige leben, wenn er den USA an der Seite des großen LeBron James zum fünften Mal in Folge olympisches Gold gewinnt. "Wenn ich kein guter Basketballspieler wäre, würde ich nicht so behandelt werden. Ich sehe mich selbst als gesegnet. Ich habe schon Schlimmeres gesehen", sagte Embiid, dem der wohlbekannte Gegner um NBA-Supertalent Victor Wembanyama keine große Angst einjagt: "Ich liebe Frankreich, aber ich mache mir keine Sorgen um sie."

"Er war heute Abend unglaublich"

Es wirkt wie eine Fügung des Schicksals, dass der Star-Center der Philadelphia 76ers am Samstag (21.30 Uhr/ARD und Eurosport sowie im ntv.de-Liveticker) in der Bercy Arena von Paris ausgerechnet gegen den Gastgeber um die Goldmedaille spielt. Gegen das Land, dem Embiid lange Hoffnungen gemacht hatte - ehe er sich dann doch für die USA entschied. Dafür wird er seit der Gruppenphase in Lille schonungslos ausgebuht.

Im Halbfinale gegen Serbien sorgte Embiid maßgeblich dafür, dass die Mission Gold nicht im Fiasko endete: Neun von elf Würfen traf er für 19 Punkte, in seinen 27 Minuten Spielzeit sammelten die USA 17 Punkte mehr als die beeindruckenden Serben. In der Defensive legte Embiid gegen Superstar Nikola Jokic, der dreimal in Serie zum wertvollsten Spieler der NBA gewählt worden war, eines der besten Spiele in seiner Karriere hin. "Er hat gezeigt, warum er einer der Größten ist, der jemals einen Basketball angefasst hat", staunte Kevin Durant nach dem Sieg bei "The Athletic" über seinen Kollegen. "Er hat abgeschlossen, hat Würfe getroffen und diese Jungs in Foulprobleme gebracht. Er war heute Abend unglaublich."

"Einfach wohler gefühlt als auf der anderen Seite"

Am liebsten, das sagte Embiid vor vielen Jahren einmal der französischen Zeitung "L'Equipe", hätte er sogar für sein Geburtsland Kamerun gespielt. Dies gestaltete sich damals jedoch aufgrund finanzieller und organisatorischer Probleme schwierig. Die USA, das Land, in dem Embiid seit seinem 16. Lebensjahr lebt und in dem auch sein Sohn geboren wurde, waren natürlich immer eine Option. Aber eben auch Frankreich. Und lange schien diese Spur heiß.

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Vonseiten des französischen Verbands hieß es, Embiid habe während der NBA-Saison 2021/2022 den Wunsch geäußert, für den dreimaligen Olympia-Silbermedaillengewinner aufzulaufen. "Joel kam zu uns und sagte, dass er internationalen Basketball spielen wolle, dass er gewinnen wolle, dass er für Frankreich spielen wolle und gewinnen wolle", sagte Generaldirektor Boris Diaw dem Portal "The Athletic". Obwohl Embiid nie in Frankreich lebte, bemühte sich der Verband um einen französischen Pass, den er im Sommer 2022 auch erhielt.

Nur wenige Monate später nahm Embiid jedoch auch die US-Staatsbürgerschaft an - und ebnete damit den Weg für seine Entscheidung im Oktober 2023: In der NBA-Saison 2022/2023, die ein überragender Embiid als MVP beendet hatte, war der US-Verband an ihn herangetreten und wollte ihn von einem Start bei Olympia in "Stars and Stripes" überzeugen. Embiid, so sagt er heute, habe sich "einfach wohler gefühlt als auf der anderen Seite." Und das hören sie in Frankreich nun einmal gar nicht gerne.

Quelle: ntv.de, tno/sid

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