Regionalausgaben fallen weg "Bild" zückt den Rotstift und setzt auf KI
19.06.2023, 15:34 Uhr Artikel anhören
Etwa 200 Stellen will Axel Springer bei "Bild" streichen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Innerhalb von knapp zehn Jahren hat sich die Auflage der "Bild"-Zeitung halbiert. Wie viele andere auch sieht der Konzern Axel Springer die Zukunft im Digitalen. Nun werden Standorte geschlossen, Lokalausgaben gestrafft und zusammengelegt. Gleich reihenweise werden bisherige Stellen als überflüssig erachtet.
Der Medienkonzern Axel Springer setzt bei der "Bild"-Zeitung den Rotstift an. Um zu sparen und um die Umstellung auf mehr digitale Angebote voranzutreiben, werden Standorte dichtgemacht und Stellen gestrichen. Jede dritte Regionalausgabe fällt weg - aus 18 sollen 12 werden, wie der Konzern ankündigte. Die genaue Zahl der wegfallenden Stellen blieb zunächst unklar. Ein Springer-Sprecher bezifferte sie auf einen "niedrigen, dreistelligen Bereich". Berichten zufolge könnten es etwa 200 Stellen sein. Der Konzern bemühe sich, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden und sozialverträgliche Lösungen zu finden, heißt es in einer Mail an die "Bild"-Belegschaft.
"Wir trennen uns von Produkten, Projekten und Prozessen, die wirtschaftlich nie wieder erfolgreich werden können", schreiben die Chefredakteure Marion Horn und Robert Schneider sowie die Geschäftsführer Claudius Senst und Christoph Eck-Schmidt. Die neue Struktur, mit der die im Februar verkündete Digital-only-Strategie umgesetzt werden soll, kommt zum 1. Januar 2024. Erste Änderungen soll es bereits kommenden Monat geben.
"Aufgaben, die durch KI ersetzt werden"
Konkret sollen den Plänen zufolge die Ausgaben Leipzig, Dresden und Chemnitz zu einer Sachsen-Ausgabe zusammengelegt werden. Düsseldorf und Köln werden zur "Bild" Rheinland. In Hamburg wird die kleinere (Tabloid)-Ausgabe eingestellt. Der Umfang der Regionalberichterstattung für alle Regionalausgaben wird demnach auf eine Seite Lokales und eine Seite Lokalsport vereinheitlicht. Entsprechend der Reduzierung der Ausgaben, verringert sich auch die Zahl der Standorte. Die großen Standorte Hamburg, Leipzig, Essen, Frankfurt/Main und München sollten erhalten bleiben. Die neue Struktur solle zum digitalen Wachstum beitragen - vor allem in der Reichweite.
Auch die Führungsebene solle deutlich verschlankt werden. So seien unter anderem flachere Hierarchien das Ziel. "Die Funktionen der Redaktionsleiter, Blattmacher, Korrektoren, Sekretariate und Foto-Redakteure wird es so wie heute nicht mehr geben", hieß es in der Mail weiter. Der Stellenabbau hängt demnach auch eng mit der weiteren Entwicklung der Künstlichen Intelligenz zusammen: "Wir müssen uns damit leider auch von Kollegen trennen, die Aufgaben haben, die in der digitalen Welt durch KI und/oder Prozesse ersetzt werden oder sich in dieser neuen Aufstellung mit ihren derzeitigen Fähigkeiten nicht wiederfinden." So könne KI bei der Layout-Gestaltung im Print eingesetzt werden, für die bisher ein CvD verantwortlich sei.
Die Auflage von Deutschlands größter Boulevardzeitung ist in den vergangenen Jahren stark gesunken. Ende 2022 lag die verkaufte Auflage bei 1,1 Millionen Exemplaren (mit der Berliner Boulevardzeitung "B.Z."). Im vierten Quartal 2013 waren noch mehr als doppelt so viele Exemplare täglich verkauft worden. Im März war überraschend die Spitze der "Bild"-Zeitung ausgetauscht worden.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa