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Presserat empört Springer-Verlag Veröffentlichung von Döpfners SMS wird nicht gerügt

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Döpfner musste sich nach dem "Zeit"-Bericht bei seiner Belegschaft entschuldigen.

Döpfner musste sich nach dem "Zeit"-Bericht bei seiner Belegschaft entschuldigen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der selbst so oft angezählte Springer-Verlag beschwert sich beim Presserat darüber, dass die "Zeit" Textnachrichten des Unternehmenschefs Döpfner veröffentlicht hat. Der Presserat aber findet die Berichterstattung berechtigt. "Grotesk!", schimpft Springer.

Der Deutsche Presserat sieht in der Veröffentlichung von Textnachrichten des Axel-Springer-Chefs Mathias Döpfner in einem Bericht der Wochenzeitung "Die Zeit" keinen Verstoß gegen den Pressekodex. Entsprechende Beschwerden wurden zurückgewiesen, wie der Presserat in Berlin mitteilte. Im April hatte die in Hamburg erscheinende Wochenzeitung zahlreiche konzerninterne Nachrichten, die Döpfner zugeschrieben wurden, veröffentlicht. Darin ging es zum Beispiel über abfällige Bemerkungen über Ostdeutsche. Döpfner soll sich auch gewünscht haben, dass die FDP vor der Bundestagswahl in der "Bild" hochgeschrieben werde.

Döpfner hatte Tage nach dem "Zeit"-Artikel um Entschuldigung gebeten. Zur Begründung der Presseratsentscheidung hieß es, am Inhalt der Nachrichten des Springer-Chefs an leitende Angestellte bestehe ein überwiegendes Interesse. "Die Mitglieder des Beschwerdeausschusses waren sich einig, dass die von der "Zeit" veröffentlichten Passagen politische und publizistisch-redaktionelle Einschätzungen enthalten, die Döpfner als Vorstandsvorsitzender und Verleger eines der größten Medienhäuser Europas geschrieben hat."

Und: "Die in den Nachrichten dokumentierten Versuche, auf die Berichterstattung Einfluss zu nehmen, stehen im Konflikt mit dem "Code of Conduct" des Springer-Verlags, welcher die redaktionelle Unabhängigkeit von der Geschäftsleitung betont." Mit "Code of Conduct" ist ein Regelwerk gemeint, das sich ein Unternehmen selbst gibt.

Erleichterung bei der "Zeit"

Ein Springer-Konzernsprecher teilte als Reaktion auf die Entscheidung des Presserats mit: "Die Interpretation des Presserats über die Rolle des Vorstandsvorsitzenden ist grotesk falsch. Wie in jedem anderen Tendenzbetrieb auch, wie beispielsweise der "Zeit", ist auch bei Axel Springer der Verleger natürlich verantwortlich für die Ausrichtung der hauseigenen Publikationen." Dafür sei es Teil seines Arbeitsvertrags, im ständigen Austausch mit den Chefredaktionen zu stehen. "Der "Code of Conduct" von Axel Springer ist davon unberührt. Dieser bezieht sich ausdrücklich auf die Geschäftsleitungen unterhalb des Vorstands und stellt sicher, dass die redaktionelle Arbeit strikt von kommerziellen Themen wie beispielsweise Anzeigen getrennt wird."

Die Co-Autorin des "Zeit"-Textes, Cathrin Gilbert, teilte mit: "Wir sehen uns durch die Entscheidung in unserer Arbeit bestätigt. Die Anweisungen und Nachrichten von Mathias Döpfner sind von öffentlichem Interesse, darüber muss und darf berichtet werden." Die Entscheidung des Presserates sei auch für die künftige Berichterstattung wegweisend.

Quelle: ntv.de, shu/dpa

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