Wirtschaft

"Passt nicht zu Zinserhöhungen" Bundesbank besorgt über EZB-Anleihekäufe

Die Bondbestände der EZB umfassen fast fünf Billionen Euro: Bundesbank-Präsident Nagel fordert einen Abbau.

Die Bondbestände der EZB umfassen fast fünf Billionen Euro: Bundesbank-Präsident Nagel fordert einen Abbau.

(Foto: REUTERS)

Um die hohe Inflation in den Griff zu kriegen, hat die Europäische Zentralbank die Zinsen zuletzt kräftig erhöht. Bundesbank-Präsident Nagel wirft den Währungshütern in Brüssel vor, mit ihren fortgesetzten Anleihekäufen zugleich in die entgegengesetzte Richtung zu steuern.

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel fordert ein Reduzierung der billionenschweren Anleihebestände der Europäischen Zentralbank. Zum geldpolitischen Kurswechsel gehöre auch, einen Abbau der Bestände in Angriff zu nehmen, erklärte Nagel am Nachmittag in einer Rede beim Wirtschaftsclub Karlsruhe. Diese Bondbestände umfassten fast fünf Billionen Euro. "Ich finde, es passt nicht zusammen, die Zinsen am kurzen Marktende in die eine Richtung zu bewegen und jene für längere Laufzeiten in die andere Richtung zu beeinflussen", merkte er an.

Wenn man zwei geldpolitische Instrumente für die geldpolitische Normalisierung zur Hand habe, leuchte es nicht ein, nur eines davon zu nutzen. "Im Zuge steigender Leitzinsen drängt sich zunehmend die Frage auf, warum durch die Reinvestitionspolitik die Entwicklung der Anleiherenditen im Euro-Raum tendenziell gebremst wird", sagte Nagel. Bislang werden auslaufende Anleihen aus dem Notfall-Anleihenkaufprogramm PEPP und aus dem älteren Kaufprogramm APP wieder vollständig ersetzt. Das drückt tendenziell die Renditen der Bonds.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte nach der Zinssitzung im Oktober angekündigt, dass im Dezember über wichtige Grundsätze der Reduzierung von Bondbeständen entschieden werden soll. EZB-Vizechef Luis de Guindos zufolge wird die Notenbank im kommenden Jahr mit dem Abbau der Anleihebestände beginnen.

Inflation im Euroraum über 10 Prozent

"Angesichts immer neuer Höchststände bei der Inflation muss die Geldpolitik klare Orientierung geben, damit die Inflationserwartungen verankert bleiben und Preis-Lohn-Spiralen verhindert werden", sagte Nagel. Dabei äußerte er sich zuversichtlich, dass die Währungshüter die hohe Teuerung wieder zurückdrängen. "Darauf, dass die Geldpolitik ihr Mandat erfüllt, können Sie sich verlassen wie auf einen Leuchtturm, der eine sichere Passage ermöglicht", sagte er.

Im Oktober lag die Inflation im Euro-Raum bei 10,7 Prozent - der höchste Wert seit Bestehen der Währungsunion. Das ist mehr als fünfmal so hoch wie das Inflationsziel der EZB von zwei Prozent. Um gegenzusteuern, hat die EZB ihre Schlüsselzinsen in rascher Abfolge mehrmals kräftig erhöht - zuletzt zweimal um 0,75 Prozentpunkte. Inzwischen liegt der Leitzins, zu dem sich Banken im Euro-Raum Geld bei der EZB leihen, bei 2,0 Prozent. Der an den Börsen maßgebliche Einlagenzins, den Institute für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, steht bei 1,5 Prozent.

Quelle: ntv.de, mau/rts

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