Vierter Rückgang in Folge US-Inflationsrate fällt stärker als erwartet - Kursfeuerwerk an den Börsen
10.11.2022, 18:45 Uhr
Die Federal Reserve treibt den Leitzins seit Monaten in ungewöhnlich großen Schritten nach oben.
(Foto: picture alliance/dpa/CTK)
Um die Inflation in den Griff zu bekommen, treibt die US-Notenbank seit Monaten den Leitzins in die Höhe. Im Oktober fällt die Teuerungsrate auf 7,7 Prozent - stärker als viele Experten erwarten. Sie rechnen nun mit kleineren Zinsschritten der Fed.
Die hohe Inflation in den USA hat sich im Oktober stärker als erwartet abgeschwächt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise um 7,7 Prozent, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Analysten hatten im Durchschnitt nur mit einem Rückgang auf 7,9 Prozent gerechnet. Im Vormonat hatte die Inflationsrate 8,2 Prozent betragen. Es ist der vierte Rückgang in Folge. An den Börsen sorgten die Daten für ein Kursfeuerwerk. Anleger rechnen nun damit, dass die Fed die nächsten Zinserhöhung deutlich geringer ausfallen lassen wird als bislang angenommen.
Die Kerninflation, ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise, fiel von 6,6 auf 6,3 Prozent. Auch hier war der Rückgang stärker als erwartet. Der US-Dollar gab nach den Zahlen auf breiter Front nach. Auch die Renditen von US-Staatsanleihen gerieten unter Druck. Denn der etwas abgeschwächte Preisauftrieb deutet auf künftig weniger starke Zinsanhebungen durch die US-Notenbank Fed hin.
Für die Ökonomen der Commerzbank "mehren sich die Anzeichen, dass die Inflation ihren Gipfel überschritten hat und wieder fällt". Sie rechnen nun mit einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte und dann sogar mit kleineren Schritten.
Die Helaba verweist auf das in ihren Augen weiter zu hohe Niveau der Kernteuerung. Dies lasse auf einen breit angelegten Preisauftrieb schließen. "Daher sollten keine Zweifel aufkommen, dass weiter an der Zinsschraube gedreht wird", hieß es in einer ersten Rwaktion. Doch auch für steigt die Wahrscheinlichkeit, "dass es im Dezember einen kleineren Zinsschritt geben wird".
Die Hauck Aufhäuser La,pe Privatbank erwartet, dass die US-Notenbank "einen weniger scharfen Ton an den Tag legen und ihren Zinserhöhungsgang im Dezember verlangsamen" werde, sollte die Inflationsrate weiter sinken. "Der Leitzins-Gipfel dürfte im Frühjahr 2023 erreicht werden."
Fed hat kleinere Schritte nicht ausgeschlossen
Die Federal Reserve treibt den Leitzins seit Monaten in ungewöhnlich großen Schritten nach oben, um die Inflation in Schach zu halten. Zuletzt erhöhte sie ihn erneut um einen Dreiviertel-Prozentpunkt. Er liegt damit aktuell in einer Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent. Die Fed will nachlegen, signalisierte aber, dass sie womöglich bald etwas Tempo bei den Straffungsschritten herausnehmen möchte. Der US-Währungshüter Neel Kashkari nannte es jedoch "komplett verfrüht", bereits über einen geldpolitischen Wendepunkt zu sprechen.
Die Inflation ist im vergangenen Jahr sprunghaft gestiegen, als sich die US-Wirtschaft von der Pandemie erholte. Starke Verbraucherausgaben - angeheizt durch sehr niedrige Zinsen und staatliche Konjunkturmaßnahmen - kollidierten mit überlasteten Lieferketten und pandemiebedingten Engpässen. Der Krieg Russlands in der Ukraine hat die Inflation weltweit weiter angeheizt und die Preise für Lebensmittel, Energie und andere Rohstoffe in die Höhe getrieben.
Der Preisauftrieb ist vor allem deshalb so hartnäckig, weil er sich zunehmend von Gütern auf Dienstleistungen wie Wohnraum, medizinische Versorgung und Kfz-Versicherungen ausweitete, bei denen sich die Inflationsdynamik nur langsam umkehrt, wenn sie einmal in Gang gekommen ist.
Quelle: ntv.de, jpe/jwu/dpa/rts/DJ