Wirtschaft

60 Millionen für Springer-Aktien Ein Banker half Döpfner beim Aufstieg

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos | Feedback senden
Döpfner bekam den Kredit für seinen ersten großen Einstieg bei Springer laut "Stern"bei der Bank M.M. Warburg.

Döpfner bekam den Kredit für seinen ersten großen Einstieg bei Springer laut "Stern"bei der Bank M.M. Warburg.

(Foto: Stern)

Um groß bei Springer einsteigen zu können, lieh sich Konzernchef Mathias Döpfner viel Geld. Jetzt wird bekannt, welche Bank den Millionen-Kredit gewährte. Von dem Deal profitierten beide Seiten.

Seinen Aufstieg zum einflussreichen Großaktionär des Springer-Konzerns hat Mathias Döpfner dem "Stern" zufolge auch einem mittlerweile umstrittenen Banker zu verdanken: Christian Olearius. Döpfner lieh sich demnach das nötige Geld für seinen ersten großen Einstieg bei Springer als Anteilseigner im Sommer 2006 bei der Hamburger Privatbank M.M. Warburg & Co, deren Partner und Mitinhaber Olearius damals war.

Olearius hat derzeit juristischen Ärger wegen des Cum-Ex-Skandals. Das Landgericht Bonn hat vor Kurzem eine Anklage der Staatsanwaltschaft Köln gegen den ehemals persönlich haftenden Gesellschafter der Bank zugelassen. Sie wirft ihm Steuerhinterziehung vor. Der entstandene Steuerschaden soll knapp 280 Millionen Euro betragen. Olearius bestreitet die Vorwürfe.

Döpfner ist seit 2002 Vorstandschef von Springer. Damals bot ihm Friede Springer, die Witwe des Konzerngründers Axel Springer, an, von ihr einen Anteil von zwei Prozent am Verlag zu übernehmen - mit einem Rabatt von rund 25 Prozent auf den damaligen Aktienkurs. Den Kredit dafür bekam Döpfner von Olearius.

Dem "Stern" zufolge waren die Bedingungen für den großen Kredit "marktüblich". Als Sicherheit für das Darlehen habe das Aktienpaket gedient. Er könnte die Bank so an den Springer-Verlag heranführen - "mit allen Möglichkeiten", zitiert das Magazin aus persönlichen Aufzeichnungen von Olearius.

Freundlicher "Bild"-Artikel

2012 schenkte Friede Springer Döpfner ein Aktienpaket in Höhe von weiteren zwei Prozent im Wert von mehr als 70 Millionen Euro. Auch Hennecke Lüthgerath, Partner der Warburg-Bank, habe Döpfner dazu gratuliert, so der "Stern". Döpfner habe entgegnet, dass ohne dessen Unterstützung sein berufliches Leben wahrscheinlich anders verlaufen, er wohl niemals zum Springer-Aktionär geworden und womöglich auch nicht Springer-Chef geblieben wäre, zitiert das Magazin aus einer Gesprächsnotiz Lüthgeraths für Olearius.

2016 und 2017 sollte M.M. Warburg wegen der Cum-Ex-Geschäfte insgesamt 90 Millionen Euro Steuerrückforderungen zahlen. Bei den Deals nutzten Banken und Investoren ein Schlupfloch. Um den Dividendenstichtag schoben sie Aktien mit und ohne Anspruch auf Dividende in Paketen hin und her. Am Ende wusste der Fiskus nicht, wem die Papiere gehörten. Bescheinigungen über Kapitalertragsteuer und Solidaritätszuschlag wurden daher mehrfach ausgestellt - Finanzämter erstatteten also Steuern, die gar nicht gezahlt worden waren.

Wie der "Stern" berichtet, plante Olearius damals eine Medienoffensive, um seinen Ruf wiederherzustellen. Dafür wollte er sich einer weiteren Notiz Lütgeraths zufolge Rat bei Döpfner holen.

Anfang 2018 wurde ein ausführliches Interview mit Olerarius in Springers "Welt am Sonntag" veröffentlicht. Zwei Jahre später erschien in der ebenfalls zu Springer gehörenden "Bild"-Zeitung ein Artikel zum Cum-Ex-Skandal, nachdem bekannt geworden war, dass sich Olearius beim damaligen Ersten Bürgermeister der Stadt, Olaf Scholz, um Nachsicht im Streit mit der Steuerbehörde der Stadt um die millionenschweren Steuerrückzahlungen bemüht hatte. "Das soll der Skandal sein?", titelte das Boulevard-Blatt. "Wenn Gerüchte, Halbwahrheiten und Interpretationen zu vermeintlichen Investigativ-Geschichten zusammengekocht werden, ist Vorsicht geboten!"

Ein Sprecher von Springer sagte dem "Stern" auf die Frage, ob Döpfner auf Interview und Artikel Einfluss genommen habe: "Was und wie in unseren Titeln veröffentlicht wird", entschieden ausschließlich die Chefredakteure und Ressortleiter. "Die publizistische Freiheit der Redaktionen steht für unser Haus über allem - auch und gerade für Mathias Döpfner."

Vorwürfe gegen Scholz

Seit Jahren wird in der Hamburgischen Bürgerschaft untersucht, ob der damalige Bürgermeister und heutige Bundeskanzler Scholz Einfluss auf den Steuerfall der in den Cum-Ex-Skandal verstrickten Warburg-Bank genommen hat. Der Bundeskanzler bestreitet das.

Nun soll nach dem Willen der Union auch der Bundestag einen Untersuchungsausschuss einsetzen. Er soll klären, ob in Scholz' Zeit als Hamburger Bürgermeister politischer Einfluss auf den Steuerfall genommen wurde und auf Rückforderungen gegen die Bank in Millionenhöhe verzichtet werden sollte. Auch soll geprüft werden, ob Erinnerungslücken, auf die sich der Kanzler in dem Zusammenhang beruft, glaubhaft sind.

2016 hatte die Hamburger Finanzverwaltung entgegen ursprünglicher Planung auf eine Rückforderung von 47 Millionen Euro verzichtet - und in die Verjährung laufen lassen. Ein Jahr später wurden weitere 43 Millionen Euro zu Unrecht erstatteter Kapitalertragssteuer erst auf Anweisung des Bundesfinanzministeriums zurückgefordert.

Später musste die Warburg Bank aufgrund eines Gerichtsbeschlusses insgesamt mehr als 176 Millionen Euro zu Unrecht erstatteter Steuern zurückzahlen, versucht aber weiter auf juristischem Weg, gegen die geänderten Steuerbescheide vorzugehen.

Quelle: ntv.de, jga/dpa

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen