"Alles andere als rosig" Deutschlands Export sinkt weiter
05.01.2023, 10:52 Uhr
Der Export gilt eigentlich als Motor der deutschen Wirtschaft.
(Foto: picture alliance/dpa)
Ökonomen sind besorgt über die jüngsten Außenhandelszahlen. Im November war "Made in Germany" weltweit erneut weniger gefragt. Auch auf die nächsten Monate blicken Wirtschaftsexperten eher pessimistisch.
Die deutschen Exporte sind im November erneut zurückgegangen. Verglichen mit dem Vormonat Oktober ergibt sich ein Minus von 0,3 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. Ökonomen hatten mit einem leichten Wachstum von 0,2 Prozent gerechnet. Schon in den beiden Vormonaten waren die deutschen Ausfuhren zurückgegangen. Deutlich besser ist das Bild im Jahresvergleich: Dort ergibt sich für November ein deutliches Plus von 13,3 Prozent - auch wegen der gestiegenen Preise.
Die Exporte in die EU sanken um 0,4 Prozent, die Ausfuhren in Drittstaaten gingen um 0,1 Prozent zurück, wie die Statistiker in Wiesbaden weiter mitteilten. Erneut gingen die meisten Exporte im November in die USA - doch auch hier steht ein Minus von 1,5 Prozent verglichen mit Oktober. Nach China nahm der Exportumfang ebenso um 1,5 Prozent ab.
Wirtschaftsexperten sind besorgt
Der ING-Ökonom Carsten Brzeski erklärte, die "anhaltende Schwäche" der deutschen Exporte zeige, dass die Ängste einer Rezession "real" seien. Der kurzfristige Ausblick sei zudem alles andere als rosig. Es könne noch dauern, bis sich eine Erholung der globalen Lieferketten und der Weltwirtschaft auch auf die deutschen Exporte auswirken werde. Der Handel ist laut Brzeski kein Wachstumsmotor mehr, sondern hat sich zu einem Hemmschuh für das deutsche Wirtschaftswachstum entwickelt.
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, meint: "'Made in Germany' ist in Zeiten einer schwächeren globalen Wirtschaft kein Zugpferd mehr. Die Exporte geben im November leicht nach. Mildernd sei allerdings hinzugefügt, dass dabei auch Preiseffekte eine Rolle gespielt haben dürften. Da es im Schlussquartal gerade im Bereich von Rohstoffen zu Preisrückgängen kam, dürften deutsche Exporteure ihre gewünschten Preise nicht mehr so gut durchgesetzt haben, wie dies noch etwa in den Monaten zuvor der Fall gewesen war."
Materialengpässe werden weniger
Etwas positiver sieht das Ganze Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe: "Auf dem hohen Niveau ist der leichte Exportrückgang locker verkraftbar. Da China und die USA schwächeln, wird die Exportdynamik vorerst eher verhalten bleiben. Der Exportsektor stützt die Aussicht auf eine milde Rezession. Ein Lichtblick geht von gesunkenen Materialengpässen aus."
Deutsche Unternehmen haben mittlerweile weniger Probleme, Material zu beschaffen. Das hatte kürzlich eine Umfrage des IFO-Instituts ergeben. Die Werte liegen aber teilweise immer noch deutlich über ihrem Mittel. "Eine Auflösung der Engpässe scheint sich nun in vielen Branchen abzuzeichnen", sagte der Leiter der IFO-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Dies wird die Konjunktur in den kommenden Monaten stützen."
Vor allem in den Schlüsselindustrien Automobilbranche und Maschinenbau gibt es aber weiter größere Schwierigkeiten, Material zu beschaffen. Beide gehören zu den wichtigsten Exportindustrien Deutschlands.
Quelle: ntv.de, rog/rts/AFP