Wirtschaft

"Belastet auch Preisentwicklung" Engpässe im Netz: Offshore-Windkraft liefert weniger Strom

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Die Kapazität der Windparks in der deutschen Nordsee ist laut Betreiber im vergangenen Jahr um 70 Megawatt gestiegen.

Die Kapazität der Windparks in der deutschen Nordsee ist laut Betreiber im vergangenen Jahr um 70 Megawatt gestiegen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die Windkraftanlagen in der Nordsee könnten deutlich mehr Strom liefern. Allerdings müssen sie wegen überlasteter Netze immer wieder abgeregelt werden. Dadurch sinkt der Ertrag im vergangenen Jahr - das macht sich laut Experten auch bei den Kosten bemerkbar.

Die für die Energiewende wichtigen Offshore-Windkraftanlagen in der Nordsee haben im vergangenen Jahr wegen Engpässen im Netz an Land weniger Strom geliefert als im Jahr zuvor. Insgesamt seien 19,24 Terawattstunden (TWh) Windenergie an Land übertragen worden, teilte der Netzbetreiber Tennet mit. Das seien rund neun Prozent weniger als 2022. Rein rechnerisch könnte mit den 19,24 TWh der Jahresbedarf von rund sechs Millionen Haushalten gedeckt werden.

"Aufgrund der immer noch zahlreichen Engpässe im Stromnetz an Land müssen immer öfter die großen Windparks in der Nordsee abgeregelt werden", sagte Tennet-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens. Ein weiterer Grund: Es gebe im Norden kaum noch konventionelle Großkraftwerke, die stattdessen gedrosselt werden könnten. "Das beeinträchtigt nicht nur die Einspeisemengen von Strom, sondern belastet auch dessen Preisentwicklung."

Im Norden wird mehr Ökostrom produziert als verbraucht, im Süden ist es umgekehrt. Deswegen muss mehr Strom von Nord nach Süd transportiert werden. Weil der Bau der Hochspannungstrassen "Südlink" und "Südostlink" sich um Jahre verzögert, reicht die Leitungskapazität häufig nicht. Dann werden Ökostromanlagen - darunter viele Windräder im Norden - "abgeregelt". Im Süden müssen konventionelle Kraftwerke hochfahren, die viel teureren Strom produzieren. "Es ist nicht immer möglich, den Strom von den Erzeugungsanlagen zu den Verbrauchern zu transportieren", formuliert ein Sprecher der Bundesnetzagentur diplomatisch.

Betreiber fordert schnellen Netzausbau

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Die gesamte Windstromerzeugung an Land und auf See in Deutschland bezifferte Tennet 2023 auf 148,97 TWh - 26,18 TWh mehr als im Jahr zuvor. Der Anteil des Nordseestroms sank dabei um etwa vier Prozentpunkte auf rund 13 Prozent. Die Windanlagen in der Ostsee wiederum - sie liegen im Netzgebiet der Firma 50 Hertz - erzeugten nach Tennet-Angaben im vergangenen Jahr 4,17 TWh. Das waren 0,55 TWh mehr als 2022.

Die Kapazität der Windparks in der deutschen Nordsee sei im vergangenen Jahr um 70 Megawatt auf 7106 Megawatt gestiegen. Meyerjürgens forderte ein weiter hohes Tempo beim Netzausbau und dem Bau großer Stromautobahnen, "damit das Potenzial der Nordsee als Windkraftwerk Deutschlands und Europas sobald wie möglich effizient genutzt werden kann". Die deutsche Energiebranche rechnet für die nächsten Jahre mit weiteren Milliardenkosten für die Stabilisierung des deutschen Stromnetzes.

Quelle: ntv.de, spl/dpa

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