Wirtschaft

Neue Fabrik in den USA Solar-Startup Nexwafe fackelt nicht lange

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 Die US-Solarindustrie verfügt dank des Inflation Reduction Act über ein enormes Wachstumspotenzial.

Die US-Solarindustrie verfügt dank des Inflation Reduction Act über ein enormes Wachstumspotenzial.

(Foto: picture alliance/dpa)

Während der Solar-Hersteller Meyer Burger noch mit Abwanderung droht, macht Nexwafe bereits Nägel mit Köpfen. Das deutsche Startup plant eine Gigawattfabrik in den USA. Dass das Unternehmen gleichzeitig an der heimischen Produktion festhält, hat Deutschland Saudi-Arabien zu verdanken.

Die Solarbranche steckt in einer Existenzkrise. Gegen die Dumpingpreise aus China können sich europäische Unternehmen nicht durchsetzen. Zuletzt hatte deswegen der Schweizer Hersteller Meyer Burger gedroht, seine Solarmodulproduktion im sächsischen Freiberg zu schließen. Die Begründung: Unter den aktuellen Marktbedingungen kann das Unternehmen nicht gewinnbringend arbeiten.

Während sich Meyer Burger mit einer endgültigen Entscheidung über die Zukunft seiner Produktionsstätte noch bis Mitte Februar Zeit lassen will, macht Nexwafe bereits Nägel mit Köpfen. Das deutsche Solar-Startup will eine Fabrik in den USA für sogenannte Wafer mit einer Kapazität von sechs Gigawatt produzieren. "Parallel zum Aufbau unserer ersten kommerziellen Fertigung in Bitterfeld ist Nexwafes Expansion in die USA ein wichtiger Beitrag zur Diversifizierung der globalen Photovoltaik-Lieferkette mit einer Technologie 'Made in Germany'", zitiert das "Handelsblatt" Firmenchef Davor Sutija. Dies sei "ein strategischer Schritt, um Schwachstellen in der Lieferkette für Solarwafer zu verringern", so das Unternehmen, das hinzufügte, dass die US-Solarindustrie - dank des Inflation Reduction Act - über ein enormes Wachstumspotenzial verfüge.

Als Wafer werden die dünnen Scheiben in Solarmodulen bezeichnet, in denen der photoelekrtische Effekt stattfindet. Dieser ermöglicht die Umwandlung von Sonnenenergie in Strom. Bislang kommt ein Großteil der Wafer aus China. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur hat China einen Marktanteil von über 95 Prozent an der weltweiten Waferproduktion.

Nexwafes hat einen entscheidenden Vorteil

Dass es sich Nexwafes leisten kann, nicht nur den Fokus auf die Expansion in die USA zu legen, sondern zeitgleich auch an seiner Fabrik in Bitterfeld festhält, hat das Startup auch seinen Geldgebern zu verdanken. Zu seinen Investoren zählen unter anderem die Solarfirma Reliance New Energy des indischen Milliardärs Mukesh Ambani und der Investmentfonds des saudi-arabischen Ölgiganten Saudi Aramco. Aktuell läuft eine Finanzierungsrunde in Höhe von 150 Millionen Euro. Von dem Geld soll vor allem der Bau der Wafer-Fabrik in Bitterfeld vorangetrieben werden.

Davon kann Meyer Burger nur träumen. Das Unternehmen erwartet den Angaben zufolge für 2023 einen Verlust im Betriebsergebnis von "mindestens" 134 Millionen Euro. Es verwies auf einen "starken Anstieg der chinesischen Produktionsüberkapazitäten und von Indien und den USA verhängte Handelsbeschränkungen". Dies habe 2023 zu einem "erheblichen Überangebot und beispiellosen Verzerrungen auf dem europäischen Solarmarkt" geführt. Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt hatte in den vergangenen Monaten wiederholt in Berlin staatliche Unterstützung eingefordert.

Die Bundesregierung ist nach eigenen Angaben angesichts der drohenden Abwanderung in intensivem, täglichem Kontakt. Nicht nur mit Meyer Burger, sondern auch mit anderen Solarherstellern. Das Wirtschaftsministerium sei sich der schwierigen Lage des Unternehmens und der Solarindustrie in Deutschland sehr bewusst, sagte ein Sprecher von Ressortchef Robert Habeck. Auf dem "Handelsblatt"- Energiegipfel hat sich der Wirtschaftsminister diese Woche erneut für den Erhalt einer Solarmodulproduktion in Deutschland und Europa ausgesprochen. Dann könne man mitreden bei der technischen Entwicklung und "bei den digitalen Systemen, die wir in die Solaranlagen einbauen", sagte der Grünen-Politiker. "Wir sind gut beraten auch aus Resilienzgründen, dass wir jetzt einen Teil des Fertigungswissens in Deutschland und in Europa halten."

IWH-Chef: "Wir befinden uns in einem Verteilkampf"

Meyer-Burger-Manager Erfurt schlägt derweil vor, es müsse Anpassungen bei der Einspeisevergütung geben. "Wir befinden uns in einem Verteilkampf." Der Bund müsse daher in diesem Jahr rund 50 Millionen Euro in die Erhöhung der Einspeisevergütung geben. Davon sollten dann Nutzer von Solaranlagen profitieren, die Anlagen aus europäischer Produktion nutzen. Je europäischer ein Produkt sei, desto mehr Boni solle es geben.

Der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) lehnt die geforderten Subventionen für die Solarbranche in Deutschland ab. "Die Massenproduktion von Solarpaneelen zu subventionieren, ist keine sinnvolle Verwendung von Steuergeldern", sagte IWH-Präsident Reint Gropp. Statt allein in Deutschland zu subventionieren, sollte eher auf europäischer Ebene überlegt werden, wie Lieferketten breiter aufgestellt werden könnten.

Ein Subventionswettlauf innerhalb Europas müsse unbedingt vermieden werden. Es sei nicht überraschend, dass die Produktion von Solarpaneelen in Deutschland im Vergleich zu China nicht rentabel sei, sagte der IWH-Präsident. Dennoch sei dies kein Grund für Subventionen. Deutschland solle sich stattdessen auf die Forschung konzentrieren und hier auch alternative Energiequellen einbeziehen.

Quelle: ntv.de, mit dpa

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