Wirtschaft stagniert IfW sieht kaum Wachstum - Politik sorgt für Unsicherheit
06.03.2024, 11:15 Uhr Artikel anhören
Der Arbeitsmarkt bleibt nach Ansicht des IfW robust.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die deutsche Wirtschaft tritt nach Auffassung des IfW in diesem Jahr auf der Stelle. Dass es nicht weiter abwärts gehe, sei beinahe allein dem privaten Konsum zu verdanken. Der Außenhandel werde dagegen erneut sinken. Die Politik trage eine erhebliche Mitschuld.
Deutschlands Weg aus dem Konjunkturtief verlängert sich laut jüngster Prognose des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Erst nach dem Frühjahr zeichne sich eine moderate Erholung ab, erklärte das Institut. Im Winterhalbjahr dürfte die Wirtschaftsleistung noch schrumpfen und im Gesamtjahr mit einem Plus von 0,1 Prozent kaum mehr als stagnieren. Damit revidierte das IfW nach eigenen Angaben seine Erwartungen aus der Winterprognose deutlich um 0,8 Prozentpunkte nach unten. Für 2025 ließ das IfW seine Prognose unverändert und sieht den Zuwachs der Wirtschaftsleistung bei 1,2 Prozent.
"In der deutschen Konjunktur drücken zurzeit eine ganze Reihe von Faktoren auf Stimmung und Wirtschaftsdaten. Die Exportwirtschaft leidet unter einer schwächelnden Weltkonjunktur, die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank wirkt restriktiv und dürfte das auch noch bis ins kommende Jahr hinein tun, und die Sparanstrengungen der Bundesregierung kommen zu einem ungünstigen Zeitpunkt und versprühen zusätzlichen Pessimismus", sagte IfW-Präsident Moritz Schularick.
Es mehrten sich die Anzeichen, dass vor allem strukturelle Probleme auf der Wirtschaft lasteten, ergänzte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. "Schwachpunkt bleiben die privaten Investitionen, auch weil die Wirtschaftspolitik viel Unsicherheit schürt." Zudem schätze das IfW die unternehmerische Investitionstätigkeit nunmehr deutlich schwächer ein.
Privater Konsum trägt den Aufschwung
Der Aufschwung werde maßgeblich getragen durch eine allmählich einsetzende Belebung des privaten Konsums und ein nach und nach anziehendes Auslandsgeschäft. Die jeweiligen Auftriebskräfte - steigende Massenkaufkraft im Inland dank hoher Lohnabschlüsse bei rückläufiger Inflationsrate sowie eine anziehende Auslandsnachfrage - fielen jedoch schwächer aus beziehungsweise setzten später ein als bislang erwartet. Für das laufende Jahr rechnet das IfW mit einer Inflation von 2,3 Prozent, für 2025 wird ein weiterer Rückgang auf dann 1,7 Prozent erwartet.
Der Arbeitsmarkt zeige sich in Anbetracht der schwachen wirtschaftlichen Dynamik robust, die Arbeitslosenquote dürfte bei 5,8 Prozent 2024 und 5,6 Prozent 2025 liegen. Die Zahl der Erwerbstätigen erreiche im laufenden Jahr die Rekordmarke von 46,1 Millionen, bevor sie im Zuge des demografischen Wandels auf einen Abwärtstrend einschwenke.
Nach fünf Quartalen im Rückwärtsgang gehe es mit den Exporten ab dem Frühjahr allmählich wieder aufwärts. Aufgrund des schwachen Winterhalbjahrs sinken die Ausfuhren im Durchschnitt des laufenden Jahres aber laut der Prognose noch einmal deutlich um 1,7 Prozent, für 2025 sei dann ein Zuwachs von 2,8 Prozent zu erwarten. Die wenig dynamische, aber insgesamt stabile Weltkonjunktur werde wieder etwas stärker von der Industrieproduktion getragen. Damit überwinde der Welthandel seine Schwächephase und stütze über mehr Aufträge die deutsche Industrie.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ