Steigt auch Osten früher aus? LEAG-Chef hält Kohleausstieg 2033 für denkbar
27.01.2023, 10:37 Uhr
Thorsten Kramer signalisiert Offenheit für einen früheren Kohleausstieg in Ostdeutschland.
(Foto: dpa)
Spätestens 2038 will Deutschland die letzten Kohlekraftwerke stilllegen - beim Energieversorger LEAG in der Lausitz. Dessen Chef überrascht nun gegenüber ntv mit einem möglichen Termin deutlich früher. Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen.
Der Chef des Cottbusser Energieversorgers LEAG, Thorsten Kramer, kann sich unter bestimmten Voraussetzungen einen früheren Kohleausstieg als 2038 vorstellen. "Ich kann mir das natürlich vorstellen, dass 2033 die LEAG nicht mehr von der Kohle lebt", sagte Kramer im Interview mit ntv. Dazu müssten die Versorgungssicherheit gegeben sowie die Kraftwerke auf Wasserstoff umgerüstet sein, sodass die LEAG ihren Anteil an der Stromerzeugung in Deutschland von zehn Prozent dem Markt zur Verfügung stellen könne.
Nach der Gesetzeslage sind die letzten Stilllegungen von Kohlekraftwerken in Deutschland 2038 geplant - bei der LEAG in der Lausitz. Bisher hielt auch das Unternehmen an diesem Plan fest. Als mögliches vorgezogenes Enddatum gilt 2035. Die Ampel-Koalition im Bund hatte sich darauf verständigt, "idealerweise" bis 2030 auszusteigen, um den Ausstoß klimaschädlichen Kohlendioxids zu senken. Für Nordrhein-Westfalen wurde das bereits vereinbart. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will auch mit den Betreibern der Kraftwerke in den Braunkohlerevieren im Osten über einen früheren Ausstieg sprechen.
LEAG-Chef Kramer berichtete ntv: "In zehn Jahren wird sich die LEAG bei einem vorgezogenen Kohleausstieg möglicherweise nur noch im Bereich der erneuerbaren und grünen Energien bewegen. Das Unternehmen wird nicht mehr wiederzuerkennen sein." Das Unternehmen will in der Lausitz das größte deutsche Zentrum für erneuerbare Energien aufbauen und mit seiner "GigawattFactory" bis 2030 sieben Gigawatt Strom pro Jahr durch erneuerbare Energien erzeugen. Damit könnten rechnerisch vier Millionen Haushalte sicher mit ökologischem Strom versorgt werden. Realisiert werden sollen die Photovoltaik- und Windanlagen auf den Bergbaufolgeflächen in der Region. Bis 2040 soll das Volumen auf knapp 14 Gigawatt anwachsen.
"Die Lausitz wird in 10, 15 Jahren eine Region sein, die man mit der heutigen Situation absolut nicht mehr vergleichen kann", prognostizierte der LEAG-Chef. "Von der Infrastruktur, von den Möglichkeiten, von den Anbindungen - ich glaube, jetzt steht ein Strukturwandel ins Haus in dieser Region, den sich viele gar nicht vorstellen können."
Quelle: ntv.de, jhi/dpa