Weniger als 20 Cent für Bauern Milchpreis sackt auf neuen Tiefstand
17.05.2016, 05:07 Uhr
Ein Bauer kontrolliert die Euter seiner Milchkuh.
(Foto: dpa)
Den Milchbauern drohen existenzielle Krisen. Erstmals erhalten sie für einen Liter Milch weniger als 20 Cent - dabei bräuchten sie mindestens das Doppelte. Die Regierung will nun handeln und Millionen Euro in die Hand nehmen.
Der Milchpreis für Bauern ist nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erstmals unter 20 Cent pro Liter gefallen. Wie das Blatt weiter berichtet, ist der Preis, den Landwirte von den Molkereien erhalten, damit innerhalb weniger Wochen um weitere 30 Prozent gesunken. Preisverhandlungen zwischen Molkereien und Landwirten hätten in manchen Regionen Auszahlungspreise von 19 oder 18 Cent ergeben.
Wegen eines Überangebots sind aktuell die Milchpreise in ganz Europa im Keller. Um kostendeckend wirtschaften zu können, bräuchten die rund 75.000 Milchbauern in Deutschland einen Erzeugerpreis von etwa 40 Cent pro Liter.
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt kündigte ein Hilfspaket für die krisengebeutelten deutschen Landwirte an. "Wir werden den Bauern mit Steuererleichterungen und Liquiditätshilfen zur Seite stehen", sagte der CSU-Politiker der "Süddeutschen Zeitung". Denkbar wären demnach Bürgschaften, damit die Betriebe trotz Krise leichter Kredite bekommen können. Schmidt unterstrich die Bedeutung der Landwirtschaft. Sie stehe für einen Wirtschaftszweig, an dem in Deutschland Millionen Arbeitsplätze hingen.
Millionen-Hilfszahlungen geplant
Wie die FAZ unter Berufung auf Schmidts Umfeld berichtet, sind sofortige Hilfszahlungen von 60 bis gut 100 Millionen Euro im Gespräch. Sie sollten als Direkthilfen an die Milchbauern fließen, könnten aber an Kriterien gebunden sein, wie die Modernität der Ställe hinsichtlich des Tierwohls. Die Details sollen Ende des Monats auf einem Milchgipfel besprochen werden, zu dem Schmidt Politiker, Molkereien und Bauernvertreter einladen will.
Hilfen für die Bauern waren zuletzt in der Unions-Fraktion diskutiert worden. Im Gespräch waren damals auch Produktionsquoten für die Milch- und Fleischbranche, um durch Verknappungen den Preis zu erhöhen. Hierzu äußerte sich Schmidt allerdings ablehnend: "Eine Rückkehr zur Milchquote wird es mit mir nicht geben." Als möglichen Ausweg für die Bauern nannte der Minister den Ökolandbau, da dieser weniger vom Preiskampf betroffen sei.
Der Deutsche Bauernverband warnt seit Wochen vor der immer angespannteren Lage vieler Landwirte. Vor allem den konventionellen Milchviehhaltern und Schweinefleisch-Produzenten drohen demzufolge existenzielle Krisen wegen sinkender Preise.
Quelle: ntv.de, ghö/rts/dpa