Wirtschaft schlägt Alarm OECD: Anteil der jungen Menschen ohne Abi oder Berufsabschluss steigt
10.09.2024, 14:26 Uhr Artikel anhören
In nur vier Industrieländern hat der Anteil der Menschen ohne Abitur oder Berufsabschluss zugenommen - darunter auch in Deutschland.
(Foto: dpa)
Einer Studie zufolge hat jeder sechste junge Erwachsene in Deutschland kein Abitur oder keine abgeschlossene Ausbildung. Damit steigt der Anteil derer. Deshalb fordert der Handwerksverband Maßnahmen. Laut der OECD trägt ein Faktor besonders zum Bildungserfolg bei.
In Deutschland nimmt der Anteil junger Erwachsener ohne Abitur oder abgeschlossene Berufsausbildung einer Studie zufolge zu. Zwischen 2016 und 2023 sei er bei den 25- bis 34-Jährigen von 13 auf 16 Prozent gewachsen, wie aus dem von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlichten Bericht "Bildung auf einen Blick" hervorgeht.
Demnach ist Deutschland nur einer von vier Industriestaaten, in denen der Anteil zugenommen hat. Er liegt zudem über dem Schnitt der OECD von 14 Prozent. "Obwohl Deutschland verstärkt in die Bildung investiert, bleibt der Anteil junger Erwachsener ohne Abschluss im Sekundarbereich II hoch", betonte die OECD. Zwischen 2015 und 2021 seien die Ausgaben für den Primar- und Sekundarbereich im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt um acht Prozent gestiegen.
Im OECD-Durchschnitt wurden die Ausgaben dagegen nur um ein Prozent hochgefahren. Die Wirtschaft schlägt angesichts dieser Befunde Alarm. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) etwa fordert eine Bildungswende. "Laut einer Umfrage des ZDH stellen rund 75 Prozent der Betriebe eine Zunahme solcher Lernlücken bei ihren Ausbildungsanfängern fest", sagte dessen Präsident Jörg Dittrich. "Und das stellt sie zunehmend vor Herausforderungen."
Frühkindliche Bildung kann zum Erfolg beitragen
Obwohl Mädchen und Frauen deutlich bessere Bildungsergebnisse aufweisen als Jungen und Männer, kehrt sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt um. 25- bis 34-jährige Frauen sind demnach mit geringerer Wahrscheinlichkeit erwerbstätig als Männer dieser Altersgruppe. Lediglich 49 Prozent der jungen Frauen ohne Sekundarbereich-II-Abschluss in Deutschland sind erwerbstätig, während es bei den jungen Männern 74 Prozent sind.
Frühkindliche Bildung kann der OECD zufolge dazu beitragen, die Entwicklungsunterschiede zu verringern, wegen der einige Kinder bei der Einschulung benachteiligt sind. In den meisten OECD-Ländern nimmt die große Mehrheit der Kinder im letzten Jahr vor Beginn der Primarschulbildung an frühkindlicher Bildung teil. In Deutschland trifft dies auf 96 Prozent der Kinder dieser Altersgruppe zu, was dem OECD-Durchschnitt entspricht.
Quelle: ntv.de, lar/rts