Öl-Nachfrage sinkt wegen Corona Opec will den Hahn etwas zudrehen
05.03.2020, 18:11 Uhr
Der Ölpreis ist seit Jahresbeginn um ein Fünftel gesunken.
(Foto: imago/imagebroker)
Airlines streichen Flüge, Unternehmen drosseln die Produktion, der Tourismus schwächelt: Das Coronavirus schlägt zunehmend auf die Weltwirtschaft durch. Und die braucht deswegen weniger Schmierstoff. Also will das Ölkartell Opec die Produktion drosseln.
Das Ölkartell Opec hat sich angesichts des Preisverfalls wegen der Coronavirus-Epidemie auf die stärkste Förderkürzung seit der Finanzkrise 2008 verständigt. Im zweiten Quartal solle die Produktion um zusätzliche 1,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag heruntergefahren werden, teilte die Organisation Erdöl produzierender Länder (Opec) nach einem Treffen ihrer Ölminister in Wien mit. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass auch Nicht-Opec-Mitglieder wie Russland mitmachen.
Moskau hat bislang lediglich signalisiert, die eigentlich in diesem Monat auslaufende Drosselung um 2,1 Millionen Barrel bis Jahresende zu verlängern. Die Opec-Länder unter Führung von Saudi-Arabien wollen hingegen noch die zusätzliche Kürzung drauf packen, um die Preise zu stützen. Am morgigen Freitag stehen die Gespräche mit anderen wichtigen Ölproduzenten an, auch mit Russland.
Der Preis für Nordseeöl der Sorte Brent fiel ungeachtet der Maßnahme weiter. Seit Jahresanfang hat sich Erdöl um etwa ein Fünftel verbilligt. Das macht vor allem den Opec-Ländern zu schaffen. Russland dagegen gab an, mit dem derzeitigen Preisniveau leben zu können.
Flüge gestrichen, Reisen abgesagt
Der Ausbruch des Coronavirus drückt auf die Ölnachfrage, weil Flüge gestrichen und Reisen abgesagt wurden, um eine weitere Verbreitung des Erregers zu verhindern, und ein Einbruch der Weltkonjunktur befürchtet wird. Dadurch sei eine "beispiellose Situation" entstanden, erklärte die Opec.
Die nicht der Organisation angehörenden Länder sollen ein Drittel der geplanten zusätzlichen Fördersenkung beisteuern, also 500.000 Barrel täglich. Sollte es zu der gesamten Drosselung um 3,6 Millionen Barrel kommen, entspräche dies etwa 3,6 Prozent der weltweiten täglichen Versorgung. Der russische Ölminister Alexander Nowak ist nach Moskau abgereist, wo er über die Förderpolitik beraten soll.
Quelle: ntv.de, jwu/rts