Neubestellungen weiter rar PKW-Markt zieht an - Hersteller arbeiten Altaufträge ab
05.06.2023, 14:21 Uhr Artikel anhören
Rund 247.000 Neuwagen wurden im Mai an die Kunden übergeben.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die deutschen Autobauer arbeiten weiter ihren hohen Auftragsbestand ab. Dieser hatte sich in der Zeit des Teilemangels aufgebaut. Entsprechend mehr PKW werden an die Kunden ausgeliefert. Unsicher ist derweil weiter, wie lange der Boom trägt. Denn neue Kunden gibt es weiterhin nicht viele.
Der Autoabsatz in Deutschland kommt dank der besseren Teileversorgung und hoher Auftragsbestände immer besser in Schwung. Im Mai rollten laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) rund 247.000 Neuwagen auf die Straßen, - fast ein Fünftel mehr als vor Jahresfrist. Dabei legte die Zahl der gewerblichen Neuzulassungen besonders stark zu, während der Zuwachs bei Privatkäufern deutlich niedriger ausfiel. Insgesamt gingen mehr als zwei Drittel der Neuzulassungen auf das Konto von gewerblichen Haltern.
Grund für den starken Anstieg ist das komfortable Auftragspolster, das sich während des Mangels an Zulieferteilen wie Chips bei den Autobauern im vergangenen Jahr aufgestaut hatte. Neue Aufträge sind nach Branchenangaben dagegen weiter rar.
In den kommenden Monaten ist mit einer weiteren Erholung zu rechnen. "Der Chipmangel verliert an Bedeutung, die Produktion kann weiter hochgefahren werden", erklärte der Automarkt-Experte Peter Fuß von der Beratungsfirma EY. "Dank eines komfortablen Auftragspolsters und eines erheblichen Nachholbedarfs nach mehreren Jahren mit ungewöhnlich niedrigen Neuzulassungen wird es auch in den kommenden Monaten aufwärtsgehen."
EY-Experte Fuß rechnet wegen der schwierigen Konjunkturlage, der hohen Inflation und der schlechten Finanzierungsbedingungen aber mit einem Dämpfer bei den Bestellungen und mit Verzögerungen auch bei den Neuzulassungen. Insgesamt werde die Branche über das ganze Jahr 2023 deutlich unter dem Niveau von 2019 liegen.
E-Autos gefragt - großes Plus
Stark gefragt waren erneut reine Elektroautos. Ihr Absatz stieg im Mai den Angaben zufolge auf Jahressicht um knapp 47 Prozent, der Marktanteil kletterte auf 17,3 Prozent und erreicht damit den höchsten Stand seit Dezember vergangenen Jahres. Den größten Anteil an den Neuregistrierungen hatten nach wie vor Verbrenner. Benziner legten um 17,6 Prozent zu, ihr Marktanteil lag bei 35,5 Prozent. PKW mit Dieselantrieb legten um 3,6 Prozent auf einen Marktanteil von 17,6 Prozent zu. Dagegen verloren Hybridautos, die einen Verbrenner mit einem E-Motor kombinieren, weiter an Bedeutung.
SUV-Neuzulassungen legten im vergangenen Monat den weiteren Angaben zufolge mit knapp 27 Prozent deutlich zu. Mit einem Anteil von fast 30 Prozent waren sie das stärkste Segment, gefolgt von der Kompaktklasse, deren Anteil gut 15 Prozent ausmachte, wie das KBA mitteilte.
Opel und Ford mit Absatzeinbrüchen
Unter den deutschen Marken erreichte BMW mit 60 Prozent das stärkste Zulassungsplus. Mercedes legte im Vergleich zum Vorjahr um 55 Prozent zu. Mit positiven Vorzeichen gingen laut KBA auch Audi (36 Prozent), Porsche (20 Prozent) und VW (13 Prozent) aus dem Mai hervor. Bei Opel sanken die Zulassungen um 20 und bei Ford um 10 Prozent.
Insgesamt kamen seit Jahresbeginn 1,1 Millionen Neuwagen auf die Straßen - ein Plus von zehn Prozent. "Trotz der soliden Wachstumsrate ist der Abstand zum Vorkrisenniveau weiterhin groß", erklärte jedoch der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA). "Im Vergleich zu den ersten fünf Monaten des Jahres 2019 liegen die Neuzulassungen gut ein Viertel darunter."
Laut VDA legte die Produktion in den deutschen Werken den dreizehnten Monat infolge zu. "Seit Jahresbeginn wurden insgesamt gut 1,8 Millionen Pkw produziert. Das entspricht einem Plus von 32 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum", erklärte der Verband. Ähnlich gut entwickelten sich demnach die Exporte.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/AFP