"In Krise stabile Industrie" Pharmabranche erwartet Wachstum - Standort gefragt
24.04.2024, 17:02 Uhr Artikel anhören
Die Produktion in der Pharmabranche soll in diesem Jahr um mehr als zwei Prozent zulegen.
(Foto: picture alliance / Flashpic)
Seltenes Lob für die Bundesregierung: Die Pharmaindustrie sieht Deutschland mit der Branchenstrategie der Ampel auf einem guten Weg. Die Zuversicht der Unternehmen steige. Der Standort sei gefragt. Zudem erwarten die Unternehmen eine Ausweitung der Produktion.
Die deutsche Pharmabranche sieht sich nach dem Produktions- und Umsatzrückgang im vergangenen Jahr wieder auf Wachstumskurs. Nach der Corona-Sonderkonjunktur dürfte die Produktionsentwicklung an die Jahre vor der Pandemie anknüpfen und sich die Branche damit von der allgemeinen Industrieflaute absetzen, teilte der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (vfa) in Frankfurt mit. Für dieses Jahr rechnet der Verband mit einem Produktionsplus von 2,1 Prozent und einem Umsatzzuwachs von zwei Prozent, der allerdings vorwiegend aus dem Ausland kommt. 2025 soll es dann um 1,7 Prozent nach oben gehen.
Im vergangenen Jahr war die Produktion um 3,5 Prozent gefallen, der Umsatz schrumpfte um 4,3 Prozent - was der vfa auf eine Normalisierung der Inlandsumsätze nach dem Corona-Boom zurückführte. Gegen Jahresende habe der Umsatz jedoch wieder angezogen, hieß es, "nicht zuletzt wohl auch aufgrund eines höheren Bedarfs infolge des hohen Krankenstands". Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hatte zuletzt von einem Rekord-Krankenstand in Deutschland gesprochen.
Für Investitionen dürfte die deutsche Pharmaindustrie tiefer in die Tasche greifen: Der vfa erwartet ein Plus von 3,5 Prozent, nachdem die Investitionen 2023 nur um 0,5 Prozent über dem Vorjahresniveau gelegen hatten. Auch die Zahl der Beschäftigten dürfte damit von zuletzt 128.000 weiter zulegen. "Wir sind auch in der Krise eine stabile Industrie", sagte vfa-Chefvolkswirt Claus Michelsen.
Die jüngste Entscheidung des US-Pharmakonzerns Eli Lilly zum Bau einer Produktionsstätte im rheinland-pfälzischen Alzey für 2,3 Milliarden Euro oder auch die milliardenschweren Investitionen von Daiichi-Sankyo, Roche und Merck hierzulande zeugten vom Vertrauen in den Standort. Eli Lilly will ein Mittel gegen Diabetes und Übergewicht produzieren, Roche investiert im bayerischen Penzberg rund 600 Millionen Euro in den Bau eines neuen Produktionszentrums für Diagnostika.
Rückenwind erhofft sich der Verband auch von der Pharmastrategie der Bundesregierung. Es gebe in der Branche eine steigende Zuversicht, dass sich die Rahmenbedingungen änderten und Investitionen lohnten, sagte der vfa-Vize Daniel Steiners. In der Vergangenheit hätten einige Investitionen "auf Messers Schneide" gestanden. "Wenn die Regierung weiter das macht, was dort angestoßen wurde im Rahmen der Pharmastrategie, kann das dazu führen, das nicht nur Unternehmen, die hier ihre Heimat haben, sondern auch ausländische Unternehmen, wenn sie in Europa investieren, sich für Deutschland entscheiden."
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa