Wirtschaft

Altmaier verkündet "Trendwende" Regierung hebt Konjunkturprognose an

"Vorsichtige Herangehensweise". Der Wirtschaftsminister präsentiert die Frühjahresprojektion.

"Vorsichtige Herangehensweise". Der Wirtschaftsminister präsentiert die Frühjahresprojektion.

(Foto: picture alliance/dpa)

Gerade wurde die Bundes-Notbremse in Kraft gesetzt, viele Branchen stehen still. Dennoch sieht die Bundesregierung die Wirtschaftsentwicklung positiver als noch vor wenigen Monaten. Die Exporteure profitieren vom Aufschwung in China und den USA. Der Binnenkonsum könnte bald nachziehen.

Die Bundesregierung rechnet trotz des neuerlichen Lockdowns mit einer besseren Wirtschaftsentwicklung in diesem Jahr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll laut der Frühjahrsprojektion um 3,5 Prozent steigen. Im Januar war die Regierung noch von 3 Prozent ausgegangen. Für 2022 erwarten die Beamten des Wirtschaftsministeriums einen weiteren Zuwachs in Höhe von 3,6 Prozent.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier sprach bei der Vorstellung der Prognose von einem "Mutmacher trotz der aktuell ernsten Infektionslage". Dies sei das Jahr, "in dem wir die Trendwende endlich schaffen". Spätestens 2022 werde Deutschland seine alte Stärke wieder erreicht haben, so der CDU-Politiker. "Unsere Wirtschaft ist stark, robust und startklar für den Neustart."

Grund für die Entwicklung sei die "deutlich bessere Entwicklung der Weltwirtschaft", wodurch der deutsche Exportmotor angesprungen sei. Außerdem gebe es einen etwas höheren Überhang aus dem Schlussquartal 2020. "Das ist Wachstum, was schon im letzten Jahr erwirtschaftet worden ist, das uns in diesem Jahr zugutekommt."

Regierung etwas verhaltener als die Institute

Dennoch ist die Bundesregierung weniger optimistisch als die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute. Diese hatten in ihrer Gemeinschaftsprognose am 15. April sogar einen BIP-Zuwachs um 3,7 Prozent für das laufende Jahr vorhergesagt. Für 2022 soll es dann ein Plus von 3,9 Prozent geben. Altmaier betonte, sein Ministerium habe eine "vorsichtige Herangehensweise" gewählt, um spätere Enttäuschungen zu ersparen.

Der Projektion der Bundesregierung liegt die Annahme zugrunde, dass die Corona-Beschränkungen im Laufe des zweiten Quartals graduell gelockert werden können. "Danach wird eine deutliche Erholung der Binnenwirtschaft und der privaten Konsumausgaben erwartet", erklären Altmaiers Ökonomen. Auch präsentierten sich - trotz des anhaltenden Infektionsgeschehens - vor allem die Industriekonjunktur und das außenwirtschaftliche Umfeld als wichtige Impulsgeber im laufenden Jahr.

Hilfreich sind auch die starke wirtschaftliche Erholung in Asien - vor allem China - und die kräftigen Impulse infolge der umfangreichen Konjunkturprogramme von US-Präsident Joe Biden. In Anlehnung an die Prognosen internationaler Organisationen erwartet die Bundesregierung für das laufende Jahr daher eine Erholung der Weltwirtschaftsleistung in Höhe von 5,7 Prozent und einen weiteren Anstieg im Jahr 2022 um 4,6 Prozent.

Aufgrund dieser positiven Entwicklung der Absatzmärkte deutscher Unternehmen erwartet die Bundesregierung, dass die Exporte um deutliche 9,2 Prozent zulegen, 2022 dann um 4,5 Prozent. Nicht ganz so stark sollen jedoch die Importe steigen. Daher dürfte der deutsche Leistungsbilanzüberschuss in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr leicht ansteigen und im nächsten wieder zurückgehen.

Arbeitsmarkt entspannt sich erst im kommenden Jahr

Der sich belebende Außenhandel sowie die weiterhin sehr robuste Industriekonjunktur führen laut der Prognose zu einem deutlichen Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen um 7,5 Prozent. Auch Nachholeffekte spielten eine Rolle, da Investitionen wegen der Krise zurückgestellt worden seien. Auf Grund des Niedrigzinsumfelds und der hohen Nachfrage nach Wohnraum stiegen die Bauinvestitionen weiter. Bei den staatlichen Konsumausgaben erwartet die Bundesregierung zunächst ein Plus von 5,2 Prozent und 2022 von 0,3 Prozent. Auch die Ausgaben für staatliche Investitionen nehmen im laufenden Jahr erneut kräftig zu (plus 6,0 Prozent) und gehen 2022 wieder zurück (minus 2,1 Prozent).

Auf dem Arbeitsmarkt erwarten Altmaiers Ökonomen ab dem zweiten Quartal deutlichere Zuwächse, wenn etwa die Gastronomie wieder öffnen kann. Insgesamt soll es im Jahresschnitt zu einem leichten Rückgang der Erwerbstätigen um 60.000 Personen kommen. 2022 soll dann aber ein Beschäftigungsaufbau von 290.000 Personen folgen.

Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung sieht sich in seiner Einschätzung bestätigt, dass sich das deutsche Wirtschaftswachstum trotz der anhaltenden Kontaktbeschränkungen weiter beschleunige. "Nach einem noch schwachen ersten Quartal 2021 ist bereits im laufenden Frühjahrsquartal mit einem deutlich kräftigeren Zuwachs der Wirtschaftsleistung zu rechnen", erklärte der wissenschaftliche Direktor Sebastian Dullien. Einiges spreche aber dafür, dass die Prognose der Bundesregierung auch nach der Aufwärtsrevision noch zu vorsichtig sei. Das IMK rechnet für 2021 mit einem BIP-Wachstum von mehr als 4 Prozent.

Quelle: ntv.de, mbo/DJ

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