Schwacher Rubel belastet Importe Russland kann sich keinen guten Kaffee mehr leisten
11.10.2023, 10:38 Uhr Artikel anhören
Starbucks war in Russland einmal. Das Land betreibt die bekannte Kaffeehauskette inzwischen als Stars Coffee weiter.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Seit gut einem Jahr werden Kaffeebohnen an den Rohstoffbörsen günstiger. Doch russische Kaffeehäuser profitieren davon nicht. Denn Importe der bekannten Bohnensorten Arabica und Robusta müssen in US-Dollar beglichen werden. Der wird aufgrund des schwachen Rubels immer teurer.
In russischen Cafés und Kaffeehäusern leidet aufgrund des schwachen Rubels die Kaffeequalität. Kaffeebohnen würden auf den Weltmärkten in US-Dollar eingekauft, erklärt das Importunternehmen RTC-Trading gegenüber der russischen Wirtschaftsagentur Prime. Der hohe Wechselkurs des Rubels zehre an der Kaufkraft. "Höchstwahrscheinlich werden Kaffeehausbesitzer jetzt minderwertigen Kaffee kaufen müssen", heißt es weiter.
Die Entwicklung auf den Weltmärkten hat damit nichts zu tun, wie das Importunternehmen ausführt. Die Preise für die dominierenden Bohnensorten Arabica und Robusta seien nicht gestiegen, erklärt es. In den produzierenden Ländern gebe es ebenfalls keine Veränderungen: Der importierte Kaffee werde nach wie vor aus Mittelamerika, Afrika und Asien importiert. Es sei ausschließlich der russische Markt betroffen.
Tatsächlich sind die Preise von Robusta-Bohnen an den Rohstoffbörsen sogar gesunken: von 2800 US-Dollar pro Tonne im Juni auf 2400 US-Dollar im Oktober. Auch Arabica ist über das vergangene Jahr an den Börsen deutlich günstiger geworden, derzeit schlägt die Sorte mit einem Preis von 3260 US-Dollar pro Tonne zu Buche.
Rubel im freien Fall
Doch durch den schwachen Rubel profitieren russische Kaffeehäuser davon nicht, seit mehr als einem Jahr verliert dieser fortdauernd an Wert: Im Juli 2022 waren noch 53 Rubel nötig, um einen 1 US-Dollar zu erhalten. Inzwischen müssen russische Unternehmer doppelt so viele Rubel für einen US-Dollar hinblättern. Hintergrund sind die westlichen Sanktionen gegen Russland, die zusehends auf der Handelsbilanz lasten. Zudem werden immer größere Summen in das Militärbudget für den Ukraine-Krieg gesteckt, den die Regierung in Moskau als militärische Spezialoperation bezeichnet.
Auch der große russische Einzelhandel leidet unter dem schwachen Rubel, kürzt aber noch an anderer Stelle, um Kundinnen und Kunden den bestmöglichen Kaffee anbieten zu können. "Wir haben den Gürtel enger geschnallt", wird die Geschäftsführerin der Gastronomiekette Tanuki Family, Alla Bondarenko, von der Wirtschaftsagentur Prime zitiert. "Wir behalten unsere Preise bei, verzichten auf Gewinne und Margen, aber wahren so die Loyalität unserer Gäste."
Quelle: ntv.de, chr