Gewinnprognose trotzdem erhöht Siemens-Kraftwerkssparte frisst weiter Geld
09.05.2018, 11:12 Uhr
Die Krise in der Kraftwerkssparte belastet das Ergebnis von Siemens.
(Foto: dpa)
Die schwächelnde Kraftwerksgeschäft bleibt für Siemens ein Problem. Im Industriegeschäft geht das Quartalsergebnis zurück. Dennoch hat der Dax-Konzern positive Nachrichten für seine Anleger.
Ein massiver Einbruch im Kraftwerksgeschäft hat Siemens den operativen Gewinn im zweiten Quartal verhagelt. Das Ergebnis im industriellen Kerngeschäft des Dax-Konzerns schrumpfte im Jahresvergleich um 8 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Dabei überlagerte die Kraftwerks-Krise die gute Entwicklung vor allem in der Digitalisierungs- und in der Zugsparte.
Unter dem Strich schnellte der Gewinn des Konzerns aber dank eines Buchwertgewinns um 39 Prozent auf 2,02 Milliarden Euro in die Höhe. Hintergrund ist, dass Siemens seinen Anteil am IT-Unternehmen Atos in seinen Pensionsfonds einbrachte. Das bescherte dem Unternehmen einen positiven Sondereffekt von 730 Millionen Euro.
Der Münchner Industriekonzern erhöhte auf dieser Basis die Prognose für den Gewinn je Aktie im laufenden Jahr auf 7,70 bis 8,00 Euro und hob damit die bisherige Spanne am unteren Ende um 50 und am oberen Ende um 30 Cents an. Darin weiter nicht enthalten sind die Kosten für den geplanten massiven Abbau von Stellen im Kraftwerks- und Antriebsgeschäft. 2017 hatte Siemens 7,34 Euro je Aktie verdient. "Mit der Anhebung unserer Jahresprognose demonstrieren wir unseren Anspruch an die Leistungsfähigkeit des Unternehmens, den Strukturwandel zu meistern und die digitale Industrie zu gestalten", sagte Vorstandschef Joe Kaeser.
Die übrigen Prognosen ließ der Konzern unverändert. So wird die Umsatzrendite im gesamten industriellen Geschäft weiter zwischen 11 und 12 Prozent erwartet. Im zweiten Quartal wurden 11 Prozent erreicht.
Umsatz und Auftragseingang treten auf der Stelle
"Die meisten unserer Geschäfte, vor allem die digitalen Angebote, zeigten eine beeindruckende Stärke und konnten die strukturellen Herausforderungen der fossilen Energieerzeugung operativ mehr als ausgleichen", sagte Kaeser.
Der Umsatz blieb im Quartal mit 20,1 Milliarden Euro stabil. Der Auftragseingang ging aufgrund einer geringeren Zahl von Großaufträgen um ein Prozent auf 22,3 Milliarden Euro zurück. Dabei machte der starke Euro dem Technologiekonzern zu schaffen. Er kostete 6 Prozentpunkte Wachstum.
In der Kraftwerkssparte Power & Gas plant Siemens den Abbau von bis zu 6900 Arbeitsplätzen. Am Vortag hatte der Konzern nach zähem Ringen mit Arbeitnehmervertretern die Einigung auf Eckpunkte für die Verhandlungen über einen Interessenausgleich und Sozialplan für die Sparte bekanntgegeben. Der Stellenabbau soll einen "großen dreistelligen Millionenbetrag" einsparen helfen, wird aber zunächst Geld kosten. Noch in diesem Geschäftsjahr wird die neue Strategie "Vision 2020+" von Kaeser erwartet, die die Prognosen Makulatur werden lassen könnte.
Quelle: ntv.de, cri/DJ/rts/dpa